Der 21. Dezember 1989 in Hermannstadt aus der Sicht eines Soldaten

Seit einigen Tagen herrscht Unruhe im Land. Am Sonntag den 17.12. 1989 gab es erste Demonstrationen in Temeswar. Diese Nachricht erreichte Hermannstadt am 18.12.1989.

Ich bin Soldat in einer Militäreinheit in Hermannstadt. Unsere Einheit gehört der DLEN an. (Direcţia lucrări in economia naţională/ Abteilung für Arbeiten in nationalen Wirtschaft), Im Volksmund nennt man solche Militäreinrichtungen "Diribau", ein Begriff der sich aus der ehem. DE-RU-BAU Gesellschaft (Deutsch-rumänische Baugesellschaft) ableitet. Wir haben nach der dreimonatigen Grundausbildung keine Waffe mehr angefasst. Unsere "Waffen" sind die Schaufel, die Spitzhacke und der Spaten. Wir arbeiten auf Baustellen und als Erntehelfer -für einen Sold von 11 Lei am Tag.

Am Vormittag des 21.12.1989 befinde ich mich in der Stadt. Ich habe seit dem 18.12.1989 Urlaub, bin aber schon seit dem 16.12. auf Wochenendausgang (învoiire). In der Stadt herrscht unglaubliche Unruhe, Leute sind unterwegs, es bilden sich Gruppen, es wird diskutiert. Noch gibt es keine großen Demonstrantenzüge. Ich schlendere durch die Stadt und beobachte das Geschehen. Ich entdecke viele Bekannte. Wegen meiner Uniform traue ich mich nicht, mich zu den Gruppen dazu zu gesellen. Es winkt mich auch keiner heran. Ich werde argwöhnisch betrachtet. Ich gehe meines Weges und kehre bei einer Freundin ein. Sie wohnt im Zentrum und wir haben aus dem Fenster eine gute Sicht auf den großen Ring.

Die ersten Demonstrantengruppen vor dem Gheorghe Lazăr Lyzeum auf dem Großen Ring werden von den Polizeikräften eingekesselt, verprügelt und festgenommen. Es herrscht gespenstische Stille. In diese Stille fallen die ersten Schüsse. Es ist 10:30 Uhr.

Wir hören Radio Europa Liberă und erfahren, dass auch in anderen Städten die Demonstrationen beginnen. Es werden Tote und Verletzte aus mehreren Städten gemeldet und  dass die Demonstranten von Polizei und Armee eingekesselt werden. Wir haben Angst.

Am Nachmittag fängt die Menge an, sich erneut zu versammeln, Stimmen werden laut. Erste Sprecher aus den vereinzelten Gruppen fangen an, die anderen Gruppen anzusprechen. Die Menschenmengen schließen sich zusammen. Erste Chöre erklingen: "Desteaptă-te române". Von überall kommen Demonstranten auf den Großen Ring. 

Das Telefon klingelt. Es ist 16.20 Uhr Am Apparat ist mein Bruder, der mitteilt, dass mein Kommandant mir ausrichten lässt, dass mein Urlaub mit sofortiger Wirkung beendet ist und ich den Befehl habe, mich sofort und unverzüglich in die Einheit zu begeben. Es herrscht ab sofort Ausgangssperre für die Soldaten aller Einheiten in Hermannstadt. Die Garnison hat Alarmstufe 1 ausgegeben.

Ich begebe mich auf dem kürzesten Weg zur Einheit. Es wird ein Spießrutenlauf. Die Demonstranten, die auf den Großen Ring strömen, blicken mich böse an und beschimpfen mich. Die Nachricht, dass das Militär in Temeswar gegen die Demonstranten vorgegangen ist, ist auch bei den Demonstranten angekommen.

Unsere Einheit befindet sich in der Calea Dumbrăvii, etwa 15 min Fußmarsch vom Zentrum entfernt. Ich bewege mich im Laufschritt durch Nebenstraßen und versuche den direkten Kontakt zu den Demonstranten zu vermeiden. Ich erreiche die Einheit und werde zum Rapport bestellt. Ich erzähle, was ich gesehen habe, und wie ich die Stimmung erlebt habe. Der Kommandant, ein 35 jähriger Hauptmann, befiehlt mir, mit den anderen Soldaten nicht über das Gesehene zu sprechen. Ich habe Angst.

Auf der Stube herrscht eine gespenstische Stimmung. Wir sind 40 Leute auf der Stube. Rumänen, Ungarn und Siebenbürger Sachsen. Die Gruppen sitzen getrennt voneinander auf den Betten und tuscheln miteinander. Es herrscht eine Stimmung des beginnenden Lagerkollers und gespannte Erwartung. Die Kameraden sind seit Beginn der Unruhen in Temeswar nicht mehr aus der Einheit rausgekommen. Gerüchte werden diskutiert. Neugier schlägt mir entgegen, als ich eintrete. Ich bin schließlich der Einzige, der "draußen" war. Auf Fragen antworte ich ausweichend. Der Befehl vom Hauptmann war unmissverständlich.

Es geht ein Gerücht um welches besagt, dass die Securitate das Wasserreservoir in "Gura Râului" vergiftet haben soll. Der Kommandant teilt uns mit, dass wir ab sofort kein Wasser mehr trinken dürfen. Ich werde von Ihm in sein Büro bestellt. Weil ich am nächsten zur Einheit wohne, soll ich nach Hause gehen und Wein aus dem Keller meines Vaters holen. Angesichts der Gefahr soll ich diese Mission allerdings in Zivilkleidern ausführen. Ich habe aber keine Zivilkleider in der Einheit. Es war nie notwendig, schließlich haben alle Hermannstädter von unserem Kommandanten jedes Wochenende frei bekommen und mussten nie heimlich aus der Einheit verschwinden.

Ich soll mir bei den Nicht-Hermannstädtern Zivilkleidung ausleihen. Schwierige Aufgabe, aber lösbar. Die Verhandlungen mit einem Rumänen aus Arad, von dem ich weiß, dass er Zivilkleidung hat, führen nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Der Kommandant begleitet mich nach der Meldung über die fehlgeschlagenen Verhandlungen auf die Stube und spricht zu allen. Er teilt ihnen mit, dass er sicher sei, dass es Zivilklamotten auf der Stube gäbe und dass mir diese in seiner Abwesenheit unverzüglich ausgehändigt werden sollten. Er will gar nicht wissen, wer mir die Zivilklamotten aushändigt. Falls dies nicht in den nächsten 15 min. erledigt sei kündigt er eine Durchsuchung des Zimmers an - mit entsprechend hohen Strafen für diejenigen, bei denen Zivilkleider gefunden werden.  Es ist 18.45 Uhr. Die Stimmung gegen mich ist auf dem Höhepunkt. Ich gelte als Verräter. Melde mich um 19:00 Uhr in Zivilkleidung im Büro des Kommandanten, um meinen "Sonderauftrag" auszuführen.

Ich soll auf dem sichersten und schnellsten Weg nach Hause gehen und für die Kommandantur Wein bringen. Um im Falle einer Kontrolle durch die Polizei oder Militärpatrouillen meine Mission beweisen zu können, erhalte ich ein Papier, eine "învoiire specială". Darin steht, dass ich auf Befehl des Kommandanten der UM2729, Hauptmann Balas, in "geheimer" Mission unterwegs bin. Ich erhalte die Anweisung, mir etwas der Situation entsprechendes einfallen zu lassen, falls ich angehalten werde. Meine Kleidung ist abenteuerlich: ich trage eine schwarze Jeans und eine schwarze Lederjacke, Militärstiefel, einen gelben Schal und auf dem Rücken einen Militärtornister. Um 19:10 Uhr verlasse ich die Einheit. In der Stadt sind vereinzelte Schüsse zu hören, es herrscht eine angespannte Stimmung. Die Fenster sind verdunkelt und viele, die sich nicht trauen raus zu gehen, sitzen an den Fenstern und beobachten das Geschehen.

Vor unserem Haus, welches an der Durchgangsstraße liegt, gibt es eine Straßensperre, die von selbsternannten "Revolutionären" errichtet wurde. Alle Fahrzeuge müssen hier halten und sich kontrollieren lassen. Zu meiner Verwunderung sehe ich meinen Nachbarn Mihăiţă, der eine Waffe in der Hand hat und einige Handgranaten am Gürtel trägt. Ich nähere mich der Straßensperre und sehe den Lauf der AK 47 meines Nachbarn auf meine Brust gerichtet. Schweiß perlt mir von der Stirn - und das bei -10°C. Ich gebe mich zu erkennen, spreche ihn mit Namen an und erkläre ihm meine "Mission". Die "Revolutionäre" tragen als Erkennungszeichen rote Armbänder am linken Oberarm. Mein Nachbar gibt mir ebenfalls eine rote Armbinde. Jetzt bin auch "Revolutionär" und darf weitergehen meine "Mission" erfüllen. Ich frage mich heute noch, wo er die nagelneue AK 47 herhatte. Es ist 19:45 Uhr.

Zuhause angekommen habe ich Schwierigkeiten, meinen Vater von meiner "Mission" zu überzeugen und ihn zur Herausgabe von einigen Litern Wein zu bewegen. Wir besprechen die Lage in Hermannstadt. Draußen fallen Schüsse. Aufgrund der zentralen Lage unseres Hauses ist es für mich nicht angebracht, zu lange da zu bleiben, und mein Kommandant hat mir maximal 2 Stunden für diese Mission zugestanden. Mit dem vollen Tornister begebe ich mich auf den Rückweg. Den Revolutionären bringe ich auch eine Flasche Wein mit. Zusätzlich zu den 10 Litern Wein im Tornister  habe ich für meine Kameraden eine Flasche Schnaps und eine Flasche Wein in den Taschen. Bei der Straßensperre steht ein Auto und darin liegt ein Toter. Ich zittere vor Angst. Mihăiţă wünscht mir viel Erfolg und Glück bei der Rückkehr in die Einheit.

Der Rückweg verspricht, gefährlicher zu werden als der Hinweg. In der Zwischenzeit gibt es an allen Straßenecken Kontrollen. In der Stadt fallen weiter vereinzelte Schüsse. Der Wein im Tornister gluckert beim Laufen. Die rote Armbinde gibt mich als "Revolutionär" zu erkennen. An jeder Straßenkontrolle muss ich meine "Mission" erklären. Ich passiere alle Straßenkontrollen, aber der Schnapsvorrat für meine Kameraden nimmt ab. Ich nähere mich der Einheit und höre Schüsse. In einem Hauseingang gegenüber der Einheit finde ich Unterschlupf und Deckung. Ich habe Sichtkontakt zu dem Soldaten, der den Eingang zur Einheit bewacht. Er bedeutet mir, loszulaufen, er gibt mir Deckung. Im Kugelhagel erreiche ich die Einheit und springe in Deckung. Die Einheit ist umgeben von Wohnblocks, von wo aus vereinzelt Schüsse auf unsere Einheit abgegeben werden. Die Nacht verspricht unruhig zu werden.

Der Kommandant empfängt mich zum Rapport. Ich berichte über die "Mission" und die Lage in der Stadt. Der Weintornister wechselt den Besitzer. Der Kommandant verbietet mir, mit den Kameraden über den Inhalt meiner Mission zu sprechen und bedeutet mir, mich weiter bereit zu halten und die Zivilkleidung erstmal nicht abzulegen. Ich werde nicht weiter kontrolliert und gelange mit dem restlichen Schnaps und der Flasche Wein auf die Stube. Es ist 20:30Uhr.

Die Kameraden erwarten mich gespannt und feindselig. Ich erzähle ihnen trotz Verbots über die Mission und versichere mich ihres Stillschweigens indem ich ihnen den restlichen Schnaps anbiete. Die Stimmung entspannt sich auf der Stube. Meine Mission ist das Hauptgespräch. Ich erzähle ihnen von den Straßensperren und meinen Gesprächen mit den "Revolutionären". Die Idee, an jeder Straßensperre bissel Schnaps herzugeben, halten alle für genial. Alle halten mich für einen Teufelskerl, während mir vor Angst immer noch die Knie schlottern und der Schweiß auf dem Rücken mir ein unangenehmes Gefühl gibt. Ich lege mich angezogen auf das Bett und versuche mich zu beruhigen.

22 Uhr: Der Kommandant bestellt mich wieder zu sich. Im Haus gegenüber wird ein "Terroristennest" vermutet. In diesem Haus wohnt ein Familienfreund meines Vaters. Der Kommandant hat mich an den Wochenenden, an denen er Dienst hatte und ich auf "învoire" war, da ein und ausgehen gesehen. Er fragt mich ob ich die Person in dem Haus kennen würde und ob ich ihn für einen "Terroristen" hielte. Im Haus gegenüber wohnt die Verbindungsperson, die meine Versetzung nach Hermannstadt ermöglicht hat. Ich verneine die Frage und sage, dass ich die Person gut kennen würde und sie auf keinen Fall ein Terrorist oder ein Securitatemitarbeiter sei.  Ob ich eine Telefonnummer von ihm hätte, werde ich gefragt. Ich verneine, aber ich wüßte den Namen und wir könnten die Telefonnummer herausfinden. Wir rufen meinen Vater an, der die Telefonnummer kennt. Am Telefon meldet sich aber jemand anders als unser Bekannter. Das Gespräch ist kurz. Ergebnis: Hier wohnt niemand mit dem von mir angegebenen Namen, wird uns mitgeteilt. Wir haben uns angeblich verwählt. Die Kommandanten beraten sich. Ich soll draußen warten. Es wird laut im Büro. Auf dem Tisch stehen mehrere leere und halbvolle Gläser Wein und an der Wand lehnen Waffen. Die Kommandantur unserer Einheit besteht aus 4 Leuten. Ein Hauptmann, ein Leutnant, ein Oberleutnant und ein Feldwebel. Der Kommandant ruft mich wieder herein und teilt mir mit, dass wir das Haus angreifen würden und dass ich in die Waffenkammer gehen solle, um mir Waffen und Munition geben zu lassen und dort auf ihn warten solle. Ich bin immer noch in Zivilkleidung.

Bei der Waffenkammer stehen vier unbekannte Soldaten in voller Kampfmontur von der benachbarten Einheit, die den Waffendienst leisten. Von den Soldaten der anderen Einheiten wurden die Soldaten der DLEN immer mitleidig belächelt. Ich erhalte eine Waffe und ausreichend Munition. Ich, der seit März 1989 keine Waffe mehr in der Hand hatte, soll nun an einem bewaffneten Einsatz teilnehmen. Mir ist schlecht und ich habe Angst. Mit zitternden, ungelenken Bewegungen lade ich meine AK 47 unter den kritischen Blicken der vier Soldaten. Kurz darauf erreichen die Kommandanten die Waffenkammer. Sie sind alle bis an die Zähne bewaffnet und angetrunken.

Eine seltsame Truppe setzt sich in Bewegung, um das gegenüberliegende Haus anzugreifen und das "Terroristennest" auszuheben. Der Hauptmann, der Oberleutnant, zwei der Soldaten der benachbarten Einheit und ich. Der Leutnant, der Feldwebel und die anderen beiden Soldaten begeben sich auf den Dachboden, um uns Feuerschutz zu geben, falls wir ihn benötigen. Es ist 22:30 Uhr.

Wir nähern uns dem Haus im Laufschritt und suchen Deckung. Der Kommandant bedeutet mir, an der Türe zu läuten. Falls die Person, die die Tür öffnet, unser Bekannter sei solle ich ihn ansprechen und die rechte Hand an mein Ohr führen, um das Signal zur Entwarnung zu geben. Falls jemand anders die Türe öffnete solle ich sofort in Deckung gehen, um den anderen die Möglichkeit zu geben, das Feuer zu eröffnen.

Da stehe ich nun vor der Türe unseres Bekannten in meiner abenteuerlichen Zivilkleidung, mit einer geladenen und entsicherten AK 47 in der Hand und läute. Mir wird bewusst, dass ich selber eigentlich für mein Gegenüber als Gefahr wahrgenommen werden könnte. Ich habe Angst um mein Leben. Was ist, wenn ich mich nicht rechtzeitig in Deckung begeben kann und von den eigenen Leuten verletzt werde? Was ist, wenn die Türe sich öffnet und sofort das Feuer auf mich eröffnet wird? Tausend Fragen in dem Kopf eines 19-jährigen Soldaten, der noch nie von seiner Waffe Gebrauch gemacht hat - bis auf die paar spärlichen Schießübungen auf dem Schießstand. Mir wird meine Lage bewusst und ich schließe insgeheim mit meinem Leben ab. Die Türe öffnet sich. Mir gegenüber steht unser Bekannter in Schlafanzug und Morgenmantel und ist sichtlich verwirrt, mich zu sehen. Ich grüße ihn und führe meine Hand wie vereinbart an mein Ohr, um den anderen Entwarnung zu geben. Die beiden Soldaten stürmen aus der Deckung hervor, gefolgt von dem Hauptmann und dem Oberleutnant. Sie dringen in das Haus ein und beginnen mit der Durchsuchung, während wir verwundert im Eingangsbereich stehen bleiben. Die Durchsuchung ergibt nichts Verdächtiges. Die Ehefrau unseres Bekannten befindet sich im Schockzustand, nachdem vier schwer bewaffnete Soldaten ihr Schlafzimmer gestürmt hatten. Wir hatten eine falsche Telefonnummer gewählt, stellte sich nachher heraus.

Wir kehren in die Einheit zurück. Es ist 23:30 Uhr. Ich gebe die Waffen an der Waffenkammer ab und begebe mich auf die Stube. Ich habe Durst, bin aufgeregt und muss meinen Kameraden erzählen, was los war, wo ich war und warum mich der Kommandant zu sich bestellt hatte Den Schnaps haben die Kameraden bereits vernichtet, ich habe aber noch eine Flasche Wein die ich nicht verteilt hatte. Wir öffnen die Flasche und ich erzähle den Kameraden, was ich erlebt habe. Gegen zwei Uhr nachts schlafe ich angezogen und leicht benebelt ein.

22. Dezember.

In der Stadt sind Demonstrationen im Gange. Wir erhalten den Befehl, alle an der Waffenkammer zu erscheinen und erhalten Waffen und Munition. Wir rücken aus, um die Militäreinheit UM 01512, die die Demonstranten auf dem großen Ring eingekesselt haben, zu verstärken. Es herrscht angespannte Stimmung. Wir haben ein ungutes Gefühl. Die Mehrzahl von uns ist eigentlich für die Revolution, keiner spricht es offen aus und Befehl ist Befehl.

9:00 Uhr

Wir stehen am Großen Ring. Auge in Auge mit den Demonstranten. Die Demonstranten rufen "Nieder mit Ceauşescu, nieder mit dem Kommunismus!" Ich erkenne viele der Demonstranten, die mir gestern entgegenkamen, als ich mich in die Einheit begab. Ich erkenne Freunde und Bekannte unter den Demonstranten. Wir haben Angst, dass wir den Befehl erhalten können, auf die Demonstranten zu schießen. Es herrscht eine gespenstische Stimmung. Die Minuten werden zu Stunden. Während wir in voller Kampfmontur den größtenteils unbewaffneten Demonstranten gegenüberstehen, wird an anderen Stellen in der Stadt geschossen und gestorben.

10:30 Uhr Die Nachricht vom Tod des Verteidigungsministers Vasile Milea dringt durch und die Parole "Das Militär ist auf Seiten der Revolution!" macht die Runde. Es herrscht Verwirrung. Wir haben keinen eindeutigen Befehl, die Stellungen aufzugeben. Wir harren aus, während die Demonstranten versuchen, uns zu überzeugen, die Waffen abzulegen und mit zu demonstrieren, unsere Stellungen aufzugeben und die Blockade aufzuheben.

12:45Uhr

Wir erhalten den Befehl, wieder zurück zu kehren zu unserer Einheit wir würden von anderen, besser ausgebildeten Einheiten ersetzt. Während wir in der Einheit ankommen, bricht in Hermannstadt das Chaos los. Es wird von überall geschossen, es sterben an diesem Tag insgesamt 89 Menschen und hunderte werden verletzt.

In Bukarest hält der Diktator Ceauşescu seine letzte Großversammlung ab, wird ausgebuht und verlässt fluchtartig den Balkon des Palastes...

Der Autor ist uns bekannt, möchte aber anonym bleiben.

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