Ein Christbaum für Freudenberg

von Rainer Beel

Freudenberg hat eine ungarische Partnerstadt, aber viel mekt man davon nicht. Die Kontakte finden eher auf offizieller Ebene statt. Anders ist das mit mit Rumänien. Die Freudenberger Rumänienfreunde haben einen spannenden Dialog mit dem EU-Neuling in Gang gebracht. Sprachkurs, Kulturevents, mittlerweile ist sogar eine Städtepartnerschaft im Gespräch. Viel ehrenamtliches Engagement steckt dahinter, aber auch die Stadtverwaltung bringt sich ein.

Zum Dank dafür wollten die Freudenberger Rumänienfreunde einen schönen Christbaum schmücken. Freudenberg hat ein neues Rathaus und die Flure sehen noch sehr prosaisch-reformiert aus. Ein festlich geschmückter Christbaum sollte etwas Glanz und Vorfreude in die Primaria bringen. Also machte man sich ans Werk.

Viel Zeit blieb nicht, denn die Idee war spontan aufgekommen. Typisch rumänisch sollte der Baum sein. Aber selbst waschechte Rumänen konnten nicht auf Anhieb sagen, was einen rumänischen Weihnachtsbaum von einem deutschen unterscheidet. Schließlich kam ein Nicht-Rumäne darauf: "bomboane de pom"! Den Rumänen fielen plötzlich Kindheitsgeschichten dazu ein: "Im neuen Jahr wollte die niemand mehr essen. Wir Kinder (und nicht nur wir) hatten mit der Zeit eine geschickte Technik entwickelt, den Inhalt zu entfernen und das Papier so zu verschließen, dass man tatsächlich nicht merken konnte, dass die bomboane fehlten. Als unsere Mutter dann Fenster und Türen zum lüften öffnete, wurden wir dadurch verraten, dass die leeren Hüllen im Durchzug hin und her flatterten, wärend die gefüllten bomboane, wie es sich gehörte, am Baum hingen. So war das damals auch in allen anderen Familien - das gehörte einfach dazu."

Eilig wurden die bomboane beschafft.

Für einen typisch rumänischen Christbaum braucht man aber mehr als nur bomboane. Vor allem, wenn an dem Baum auch etwas von der Gegenwart und jüngeren Geschichte des Landes deutlich werden soll. Frau Daraban, die Frau des Siegener rumänisch-orthodoxen Pfarrers, lieh uns alten Familienschmuck aus. Daniela Breda-Curcuru bastelte mit ihren Kindern Girlanden in den Farben der Trikolore. Die Künstlerin Alexandra Bârză besorgte in Timisoara Christbaumschmuck im Stil rumänischer Volkskunst, und andere Rumänienfreunde steuerten Anekdoten für die geplante Presseveröffentlichung bei. So entstand eine gelungene Weihnachtsüberraschung für alle Freudenberger, insbesondere für die Besucher und Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Eine Frau aus Schäßburg staunte, der Freudenberger Baum sehe den Bäumen, die früher in den sächsischen Wohnstuben standen, sehr ähnlich. Interessanterweise fühlten sich auch viele Schlesier und deren Kinder an ihre alte Heimat erinnert. Einig war man sich, daß der Baum die Weihnachtsbotschaft gut rüberbringe: Gott ist zu den Menschen gekommen, und die Feiern die Geburt Jesu in vielen verschiedenen Sprachen und Traditionen, aber immer im Bewußtsein der Einheit in Christus.

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