Willkommen im Donaudelta


von Maike Walther

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Wir angekommen: in Tulcea - auch „das Tor zum Delta“ genannt.
Von Bukarest sind wir mit Bus, Me­tro und Bahn über rund 350 km, fast ei­nen gan­zen Tag lang in die­se öst­lichs­te Re­gion des Lan­des, an den Rand Eu­ro­pas ge­reist. Hier bei Tul­cea ver­zweigt sich die sehr viel wei­ter ge­reis­te Do­nau in drei mar­kan­te und sehr in­di­vi­du­el­le Ar­me die letzt­end­lich doch al­le ein ge­mein­sa­mes Ziel haben:
Das schwarze Meer.
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Es sind gewaltige, kaum vor­stell­ba­re Di­men­sio­nen, über die sich das Del­ta er­streckt. Ein dich­tes Netz aus zahl­lo­sen, la­by­rinth­ar­ti­gen Ka­nä­len und Ver­zwei­gun­gen, mäan­dern­den Fluss­ar­men, schwim­men­den Schilf­in­seln, Sümp­fen und Seen in die­sem welt­weit größ­ten Schilf­ge­biet, wel­ches 1991 in die Lis­te des UNES­CO-Welt­kul­tur­er­bes auf­ge­nom­men wur­de.
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Nicht ganz einfach ist es mit den Trans­port­mit­teln. Oh­ne Schiff kommt man fast nir­gends hin und dann auch nicht wie­der weg. Stra­ßen gibt es kaum und Pas­sa­gier­boo­te fah­ren nicht je­den Tag. Ei­ne gu­te Por­tion Ideen­reich­tum und Kom­pro­miss­be­reit­schaft sind un­ab­ding­bar!!!
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Die beeindruckenste Reise­mög­lich­keit, die nur auf dem Su­li­na-Arm (mitt­le­rer Ka­nal) ge­nutzt wer­den kann ist „St. Ma­ria“, ein in die Jah­re ge­kom­me­nes Schnell­boot. Mei­ner Mei­nung mit sehr viel Ähn­lich­keit ei­nes Un­ge­heu­ers. Es ist die Mix­tur aus Ge­räusch­ku­lis­se, Ge­schwin­dig­keit und dem „ge­wis­sen De­sign“ (wel­ches an ei­nen leicht­fü­ßi­gen Pan­zer er­in­nert) die mich zu die­sem Schluss kom­men ließ. Okay, wir ha­ben „Ma­ria“ ei­ne Chan­ce ge­ge­ben und es ist wirk­lich ei­ne sehr kom­for­tab­le und un­glaub­lich schnel­le Rei­se­mög­lich­keit.
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Den größten Teil un­se­res Ur­laubs ver­brach­ten wir in Sfan­tu Ghe­or­ghe, wo der gleich­na­mi­ge Ka­nal (un­ters­ter Do­nau­arm), ins Schwar­ze Meer fließt. Wir ha­ben hier ei­nes der hüb­sches­ten Dör­fer des Del­tas ken­nen ge­lernt, ei­nen wirk­li­chen Traum von ei­nem un­glaub­lich ein­sa­men Strand ge­nos­sen und ei­nen Ar­ten­reich­tum wie sonst nir­gends im Del­ta vor­ge­fun­den. Die Pe­li­ka­ne flo­gen bei gu­tem Pe­li­kan­wet­ter in vie­len Schwär­men über uns hin­weg.
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Wie schon erwähnt, der Strand war sehr schön und ge­hört nie­man­den, auch nicht uns. Wir teil­ten uns die­sen mit Was­ser­schild­krö­ten, halb­wil­den Pfer­de- und Kuh­her­den, die an­schei­nend auch dort Ur­laub mach­ten und sich am Strand hin­leg­ten und sonn­ten. Die Pfer­de ka­men um die Mit­tags­zeit zum trin­ken und le­gen sich zum ab­küh­len in das seich­te Meer­was­ser.
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Von unserer Unterkunft un­ter­nah­men wir Boots­tou­ren zu ent­fern­te­ren Ka­nä­len und Seen mit Po­pu­la­tio­nen von wil­den Schwä­nen, Kor­mo­ra­nen und Pe­li­kan. Es wa­ren rie­si­ge Seen, de­ren Di­men­sio­nen kaum aus­zu­ma­chen wa­ren, mit rie­si­gen Ko­lo­nien von ins­ge­samt meh­re­ren tau­send Pe­li­kanen.
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Als sehr, sehr problematisch stell­te sich für uns im­mer wie­der die Spra­che he­raus. Es sind zu we­ni­ge Wor­te mit un­se­rer Spra­che ver­wandt. Die Sprach­mix­tur der Ein­hei­mi­schen in die­sem Ge­biet ist ver­mischt mit Wor­ten der na­he ge­le­ge­nen Ukra­ine. Da half auch die Ver­wandt­schaft der ro­ma­ni­schen, fran­zö­si­schen Spra­che nicht so rich­tig, das fran­zö­si­sche Paar wirk­te teil­wei­se recht hilf­los und frag­te, wie­so wir die Leu­te ei­gent­lich viel bes­ser ver­ste­hen, sie wä­ren mit ih­rem La­tein am En­de. Selbst ech­te Ru­mä­nen ge­stan­den uns ih­re Sprach­schwie­rig­kei­ten!
Auf jeden Fall ist die Zeit im Del­ta ste­hen ge­blie­ben. Nicht tech­nisch. Ich glau­be ich ha­be sel­ten so vol­len Han­dy-Emp­fang ge­habt wie dort (bin aus dem Rhein-Main-Ge­biet!). Selbst im dicks­ten Schilf ganz weit im Del­ta = vol­ler Emp­fang!
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Und trotzdem kann ich die­sem Text über das Del­ta, mit dem ich den Be­richt be­en­den möch­te, nur mit ei­nem nach­denk­li­chen und in Er­in­ne­rung schwel­gen­dem Ni­cken, zu­stim­men:
Die Dörfer hier sind so wie man sie aus al­ten Zei­ten kennt. Die Zeit scheint hier wirk­lich ste­hen ge­blie­ben zu sein. Das Mo­der­ne ist hier kaum ein­ge­drun­gen, vie­le Haus­hal­te ha­ben nur das nö­tigs­te an Aus­stat­tung, aber da­durch ha­ben sie das Par­füm der al­ten Zei­ten be­wahrt, die­ses et­was, dass die Men­schen mensch­li­cher macht, das Gras grü­ner und das Meer blauer...
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