In Achtundvierzig (gemeint ist sicherlich 1848 mit seinen Revolutionswirren),
als die Grenzler und die Tirnowaer nach Reschitz kamen,
flüchteten meine Urgroßeltern – so hat das meine Großmutter erzählt,
sie war damals noch ein Kind – nach Doman.
Und dort in Doman hatten sie nichts zu essen.
Die wenigen Lebensmittel, die sie bei der Flucht mitgenommen hatten,
waren bald, bald aufgezehrt.
Die Feinde waren abgezogen, aber die Alten getrauten sich noch nicht,
in ihre Häuser zurückzukehren.
Da schlichen sich die Kinder in die verlassene Stadt,
um nach etwas Eßbarem zu suchen.
An der Ecke der Hauptgasse war ein langes, niedriges Haus, ein Wirtshaus.
Die Kinder stiegen in den Keller des Hauses.
Die Plünderer hatten die Fässer aufgehackt und das Getränke ausfließen lassen.
Im Keller stand der Schnaps kniehoch,
und im Schnaps schwammen die Klötzerlbrote und die Strudel
– es war ja zu Weihnachten! –, die ganze Mehlspeise,
die für die Feiertage gebacken und im Keller aufgehoben worden war.
Die Kinder wateten in das Getränke und fischten die Klötzerlbrote
und die Kuchen und die Semmeln heraus und aßen sich satt
und füllten auch die Säcke,
die sie mitgebracht hatten, um ihren Eltern davon zu tragen.
Von den alkoholgetränkten Mehlspeisen wurden sie betäubt.
Es war im Winter.
Es war Schnee.
Auf dem Rückweg nach Doman blieben sie,
eins nach dem anderen, am Wege liegen und schliefen ein.
Ein einziger Bub kam in Doman an.
Die Eltern fragten: „Wo sind die anderen Kinder?“
Er sagte: „Sie schlafen am Wege.“
Da gingen die Alten die Kinder suchen und fanden sie,
dem Erfrieren nahe, am Wege.
Sie glaubten zuerst, wer weiß, wer ihre Kinder vergiftet habe!
Dann merkten sie, am Atem der Kinder,
daß sie bloß vom Schnaps berauscht waren.