Donau


von Stefan Kossatz

gemaltes Schiff
Es war wieder mal soweit! Corinna und ich stiegen in Berlin-Lichtenberg in den Nachtzug nach Budapest. So wie in früheren Zeiten, wo die internationalen Züge von hier durch die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien bis nach Bulgarien fuhren. Doch nach und nach verschwanden diese Fernzüge aus der Eisenbahnlandschaft. Balt-Orient-Express, Pannonia, Metropol..... um einige Namen zu nennen. Jedoch Totgesagte leben bekanntlich länger.
Zugschild
Das Thema klimafreundliches Reisen hat erfreulicherweise Zuspruch gewonnen, so dass die ÖBB dieses Thema aufgegriffen und die Nachtzugverbindung nach Budapest wieder aufgenommen hat. Der Zug war auch gut mit Reisenden gefüllt. Viele Jüngere reisten mit uns. Interessant ist, dass der Zug den historischen Weg nahm, der vor dem 2. Weltkrieg bestand. Er fuhr nicht über Dresden und Prag, sondern über Breslau. Dort wurden einige Wagen abgehängt und fuhren weiter über Krakau und Przemysl bis an die ukrainische Grenze. Übrigens in Richtung Budapest reisen wir in der Fahrplanlage des Pannonia-Express, mit dem ich bis vor einigen Jahren von Praha Hlavni nadrazi nach Simeria gefahren bin. Ankunft ist 8:25 Uhr in Budapest Keleti. Dort kommen wir pünktlich an. Geplant ist ein Badetag, der sich bei dem Spätsommerwetter anbietet.
gemalter Strand
Thermalbad
Ein Besuch des Szecheny Termalbades war geplant. Dazu nahmen wir ein Schließfach im Budapester Ostbahnhof und das Wichtigste mit. Papiere, Geld natürlich. Denn das hat man stets bei sich. Im Thermalbad waren auch die Schachspieler da. Die sind dort im flachen Bereich des Beckens neben der Treppe rechts und gehören an sich zum Inventar des Bades. Das war vor Jahren so und heute ist es auch so. Für die Weiterfahrt nach Rumänien habe ich im Internet die Reservierungen und Fahrkarten bereits gebucht und am Bahnhof aus dem Automaten gezogen. Unsere Abfahrt ist 19:10 Uhr nach Bucuresti Nord. Wieder Liegewagen. Ich ganz oben, da wo ich immer schlafe. In der Mitte schläft es sich auch gut, da wacht man mit dem Blick auf die rumänische Landschaft auf. Das Einzige, was die Nachtruhe unterbricht, sind die Grenzkontrollen in Lököszhaza und Curtici.
gemalter Zug
Berglandschaft aus dem Zug fotografiert
Schlafwagenabteil
Im beschaulichen Tempo geht es durch die rumänische Landschaft. Der Zug nimmt die südliche Route über Sibiu, sodass es immer am Fagaras-Gebirge entlang geht. Bei den Telegrafenmasten fragen wir uns in Rumänien seit Jahren, halten die Masten die Drähte oder die Drähte die Masten... Wie oft bin ich hier schon gefahren. Immer wieder schaue ich auf das Fagaras-Gebirge und denke an die Wanderungen dort oben. Sehnsucht Rumänien eben.
gemalte Berge
Aber heute wird ein langer Tag auf der Eisenbahn. Es geht bis nach Tulcea, heute noch! Ankunft dort gegen 19:30 Uhr. Das Hotel Insula ist dort gleich neben dem Bahnhof. Das haben wir reserviert, wie praktisch. Bis dahin müssen wir erst kommen.
Gegen 12:30 Uhr steigen wir in Bucuresti Nord aus, sofort besorge ich mir Geld und stelle mich am Schalter an um die Fahrkarten nach Tulcea zu kaufen. Erledige das komplett in rumänischer Sprache wobei die Doamna im Fahrkartenschalter meint, dass ich gut rumänisch sprechen würde. Naja, bei Fahrkartenbestellungen muss man ja nur wissen wohin man will und mit vielen Leuten man unterwegs ist. Um 14:00 soll es weiter gehen. Umsteigen in Medgidia. Für die 130 km ist man 3:15 Stunden unterwegs. Auch das ist Rumänien. Man nimmt sich die Zeit zum Reisen. Alles im entschleunigten Modus. Von Bukarest in Richtung Constanta ist man auf der Rennstrecke der CFR unterwegs. Immer geradeaus. Dann über die Donau. Nach Tulcea in beschaulichen Tempo. Nach der Ankunft im Hotel, welches auf einer Insel im Stadtsee gleich neben dem Bahnhof Tulcea Oras zu finden ist, gönne ich mir erst einmal ein schönes Bergenbier. Man spürt, was Entfernungen bedeuten, wenn man mit der Bahn unterwegs ist. 2000 km von Deutschland. Nicht in den Flieger steigen und nach 2 1/2 Stunden in Constanta am Flughafen aussteigen.
Springbrunnen bei Nacht
Corinna auf einer Schaukel sitzend
Am Ziel sind wir trotzdem nicht. Am nächsten Tag geht es weiter nach Sulina. Die Stadt im Delta, die nur per Schiff erreichbar ist. Das fährt 13:30 Uhr. An Bord dürfen wir eine Stunde vorher.
gemaltes Schiff
Hafen Passagiere auf dem Schiff Passagiere auf dem Schiff
Die Fahrt nach Sulina dauert 3 Stunden mit dem Katamaran. Es gibt mehrere Haltestellen, Crisan und Mila 23 unter anderem. Das gesamte Leben geht nur per Schiff.
gemalte Uhr
Schiff mit Flagge auf der Donau Donau
In Sulina sind wir um 16:00 Uhr. Dort fragt uns ein Ghid, ob wir eine Unterkunft suchen. Doch die habe ich bereits am Abend vorher reserviert. Im elektronischen Zeitalter ist halt alles möglich. Dr. Google zeigt mir den Weg dorthin. Das ist sehr hilfreich, denn in Sulina sind die Straßenschilder schlecht zu erkennen. Auch fehlen an einigen Häusern die Hausnummern. So wie ich das beurteilen kann, hätten wir hier definitiv etwas gefunden. Oder der Ghid vom Hafen hätte uns abgeschleppt in seine Unterkunft. In Rumänien geht alles immer irgendwie weiter.
gemalte Häußer
Strand mit Kühen
gemalte Donau
Stefan am Strand stehend
gemaltes Schilf
Nach 3 Tagen sind wir am Ziel unserer Reise. Hier machen wir erst einmal ein klassisches Urlaubsbild mit Sonne, Strand, Meer und Kühen. Der Strand ist menschenleer.
Bild mit Hunden im Meer
gemalter Hundeknochen
Und immer wieder freilaufende Hunde.
Donauarm Frosch im Schilf
gemalte Frösche
Wir haben uns in der Umgebung von Sulina umgeschaut. Auch zu Fuß kann man Eindrücke vom Delta gewinnen.
Militärschiff im Hafen
Ein Tag der offenen Tür bei der rumänischen Marine bot sich auch an.
gemaltes Schiff
Wenn man in das Donaudelta fährt, sollte man unbedingt einen Bootsausflug in die Natur machen. Dazu werden vor Ort Exkursionen angeboten, welche einige Stunden dauern können bis hin zu Ganztagestouren mit Boot und Geländefahrzeug. Die Preise gehen von 15 Euro pro Person bis etwa 60-70 Euro, je nachdem, was man sehen möchte und wie lange man die Exkursion durchführen will. Auf den Informationstafeln stehen die Angebote in englischer und rumänischer Sprache. Und irgendjemand im Hafen hilft einem schon mit einer nützlichen Auskunft weiter. Wir sind einfach losgezogen und haben uns durchgefragt und die entsprechenden Angebote bekommen. Die fragen dann auch, was man sehen möchte. Wenn das Wetter nicht mitspielt für Touren auf das Meer, dann werden alternative Routen angeboten.
Donau Bootsfahrt durch das Delta Bootsfahrt durch das Delta
Unsere Tour dauerte etwa 2 Stunden und führte in die Nähe der ukrainischen Grenze. Wir erfuhren, dass die seit Langem brachliegende Fischfabrik in Sulina einst der größte Arbeitgeber der Stadt war. Und dass auch die Jüngeren aus der Stadt abwandern.
gemalter Sonnenuntergang
Am nächsten Morgen wollten wir zurück nach Tulcea fahren, da wir Constanța besichtigen und von dort mit dem Zug weiter nach Mangalia fahren wollten. Aber in meinem Bericht will ich mich nur auf das Donaudelta beziehen.
Tulcea bei Nacht
gemalte Kapitänsmütze
Schiff im Hafen
Wir mussten zeitig aufstehen, denn das Schiff, die MS Banat, fuhr um 7:00 Uhr nach Tulcea. Als wir am Schiff ankamen, war das Tor zum Schiff schon offen. Der Käpten war noch im Pyjama und teilte uns mit, dass wir warten müssten, bis der Fahrkartenschalter aufmacht. Bald kam die Ticketverkäuferin mit einem Dacia angefahren und wir bekamen unsere Tickets und konnten an Bord gehen. Die Bordbar hat auch bald aufgemacht so, dass wir während der Fahrt Bier (Ursus und Timi) für 5 Lei genießen konnten.
gemalte Flasche
gemaltes Bierglas
gemaltes Flasche
Vorbei ging es noch einmal an der ehemaligen Fischfabrik in Sulina. Diesmal dauerte die Fahrt nach Tulcea 3 1/2 Stunden. Von dort fuhren wir mit einem Mikrobus weiter nach Constanța. Die Mikrobusse zwischen Tulcea und Constanța hämmern in 1 1/2 Stunden die 140 Kilometer durch. Das liegt aber mehr an den Busfahrern als an den Straßenverhältnissen. Der Weg wird sich frei gehupt. Von Constanța nahmen wir den Zug nach Mangalia, um dann von dort weiter nach Vama Veche an der bulgarischen Grenze zu gelangen.
gemalte Schneemann am Steuer
Ein schönes Abschlussbild muss auch noch sein.
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