Die Eierfrau aus Moldoviţa


Gudrun Pauksch

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Zugegeben, meine Oster­ei­er­ge­schich­te passt wohl nicht so rich­tig in ei­nen Advents­ka­len­der, trotz­dem ich kann es nicht las­sen, weil die ru­mä­ni­sche Tra­di­tion des Ei­er­be­ma­lens so fas­zi­nie­rend für mich ist.
Eierwerkstatt
Als ich im April 2005 mit Kar­pa­ten­wil­li in Ru­mä­nien un­ter­wegs war, führ­te uns un­ser Weg in das Klos­ter Mol­do­viţa.
Am Tag unseres Besuchs herrsch­te da sehr gro­ße Auf­re­gung, denn das Ge­bäu­de, in dem die Non­nen un­ter­ge­bracht wa­ren, brann­te am Abend zu­vor nie­der und fast wä­re der ein­zi­ge Mönch mit ver­brannt, denn der al­te Herr hat­te so ei­nen tie­fen Schlaf, dass die Non­nen ihn nur mit Müh und Not aus sei­ner Kam­mer ret­ten konn­ten.
Trotz der Aufregung und des Tru­bels ge­lang es uns mit ei­ner deutsch­spre­chen­den Non­ne ins Ge­spräch zu kom­men, die uns viel über das Klos­ter er­zähl­te und dem Re­che­ris­ten Wil­li sei­ne tau­send Fra­gen be­ant­wor­te­te. Da im Ein­gangs­be­reich des Klos­ters wie auch im An­den­ken­häus­chen des Klos­ters wun­der­bar ver­zier­te Ei­er ver­kauft wur­den, frag­ten wir, ob und wo man sich mal an­schau­en kann, wie die­se Ei­er her­ge­stellt wer­den.
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Sofort knüpfte die reso­lu­te Non­ne die not­wen­di­gen Fä­den und per Han­dy wur­de ei­ne Ei­er­be­ma­le­rin über un­se­ren Wunsch in­for­miert, ei­ne Ver­ab­re­dung ge­trof­fen und auf ei­nem Zet­tel ei­ne An­fahrts­skiz­ze zur Werk­statt ge­zeich­net.
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Ich liebe die bunten ru­mä­ni­schen Os­ter­ei­er und schon seit mei­ner ers­ten Rei­se 1996 durch Ru­mä­nien, bin ich von den fi­li­gra­nen Mus­tern be­geis­tert. Ob­wohl im Grun­de tra­di­tio­nell, las­sen sich die Ei­er­künst­ler doch je­des Jahr et­was neu­es ein­fal­len. In dem ei­nem Jahr gibt es ne­ben den her­kömm­li­chen Ei­ern auch Ei­er, die ei­ner ge­wis­sen Mo­de un­ter­wor­fen sind, so dass die bun­te ru­mä­ni­sche Ei­er­welt im­mer noch ein biss­chen bun­ter wird. So tauch­ten vor zwei Jah­ren auf ein­mal gol­de­ne Ei­er auf und in die­sem Jahr wag­ten sich die Künst­ler ver­stärkt an grün und blau.
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Ohne größere Probleme fan­den wir nach den Be­schrei­bun­gen der Non­ne das Haus der Künst­le­rin, die uns schon sehr freund­lich und nett aus auf dem Hof ent­ge­gen kam und uns in ih­re Werk­statt bat.
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Zuerst bestaunten wir die wun­der­ba­ren Ei­er, die sie wie in ei­nem Mu­seum aus­ge­stellt hat. Sehr be­ein­dru­ckend wa­ren die vie­len Far­ben und ver­schie­de­nen Mus­ter, aber auch die viel­fäl­ti­gen Ei­er, die ver­wen­det wur­den und von En­ten­ei­ern bis hin zu Strau­ßen­ei­ern reich­ten.
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Ich dachte ja eigent­lich, dass die ver­wen­de­ten Eier prin­zi­piell Hüh­ner­ei­er wä­ren, er­fuhr aber, dass die­se auf Grund der po­rö­sen Scha­le völ­lig un­ge­eig­net wä­ren und des­halb prin­zi­piell En­ten­ei­er ver­wen­det wer­den.
Nach dem ausgiebigen Bestau­nen der Ei­er­pracht, be­gann Wil­li sei­ne Fra­ge­stun­de und ließ sich die Ei­er­her­stel­lung vom En­ten­kü­ken über Grund­rei­ni­gung und Fär­bung bis zur letz­ten Po­li­tur aus­führ­lich er­klä­ren.
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Die Künstlerin, beeindruckt von Wil­lis Charme, er­klär­te aus­führ­lich und be­reit­wil­lig al­le Ar­beits­schrit­te und die ver­schie­de­nen Tech­ni­ken. Zum ei­nem gibt es die Tech­nik, bun­tes Wachs di­rekt auf das Ei auf­zu­brin­gen. Die Mus­ter sind dann wie ein Re­lief auf dem Ei. Die tra­di­tio­nel­le Me­tho­de ist das Fär­ben der Ei­er in vie­len Ar­beits­schrit­ten.
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Diese Technik wurde uns aus­führ­lich er­klärt und zum Schluss war es fast wie ein Wun­der!
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Auf diesem Bild se­hen wir den Ar­beits­tisch, mit den Me­tall­ins­tru­men­ten die zum fi­li­gra­nen Auf­brin­gen der ein­zel­nen Wachs­schich­ten zum Ent­ste­hen der Mus­ter be­nö­tigt wer­den. Das Wachs wird in ei­nem selbst­ge­bau­ten Ge­rät er­wärmt. In der lin­ken Hand hält die Künst­le­rin ein Stück Wachs!
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Zuerst werden mit dem Wachs al­le Stel­len des Eis ab­ge­deckt, die ein­mal weiß blei­ben sol­len. Die ru­hi­ge Hand und die Prä­zi­sion der Künst­le­rin wa­ren min­des­tens so be­ein­dru­ckend wie die der Por­zel­lan­ma­le­rin­nen in der Meiß­ner Por­zel­lan­fa­brik.
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Anschließend wird das Ei gelb ge­färbt und die Künst­le­rin be­deckt al­le Stel­len mit Wachs, die spä­ter gelb blei­ben sol­len. Nun wird das Ei mit ro­ter Far­be ein­ge­färbt und al­le Stel­len, die rot blei­ben sol­len, eben­falls mit Wachs ab­ge­deckt.
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Nun wird der Topf mit der schwar­zen Far­be auf das Feu­er ge­setzt und ge­war­tet, bis das Eli­xier die rich­ti­ge Tem­pe­ra­tur hat und das Ei be­kommt ein schwar­zes Fär­be­bad.
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Die Zeit, bis das Ei die rich­ti­ge Schwär­ze an­ge­nom­men hat, nutzt Wil­li zu ei­ner klei­nen, aber SEHR in­ten­si­ven Fo­to­ex­kur­sion durch die Werk­statt...
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Nah, näher, am nächsten...
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Nach wenigen Minuten hol­te die Künst­le­rin das erst wei­ße, dann gel­be, schließ­lich ro­te und nun wirk­lich häss­lich un­an­sehn­lich schwar­ze Ei aus dem Farb­topf!
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Ich war richtig ent­täuscht und konn­te mir nicht vor­stel­len, dass aus die­sem häss­li­chem Ding noch was schö­nes wer­den soll. Die Künst­le­rin lä­chel­te, als sie mei­nen ir­ri­tier­ten Ge­sichts­aus­druck sah und zog den Gas­bren­ner un­ter dem Tisch her­vor. Das Ei wur­de nun er­wärmt und...
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...mit einem Taschentuch abgerieben - wie ein Wunder...
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...aus dem hässlichen Ei wurde ein richtiges schönes buntes Osterei!
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Und hier noch mal die ganze Pracht!
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