Rumänische Weihnachtsbonbons in Stanniolpapier

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In den 80gern Jahren wur­de die Scho­ko­la­de ne­ben viel wich­ti­ge­ren Le­bens­mit­teln zur Ra­ri­tät.
Man fand sie kaum noch in den "Ali­men­ta­ras" und wenn man sie zu ir­gend­ei­nem An­lass ge­schenkt er­hielt, so war es rat­sam die Halt­bar­keit ge­nauer un­ter die Lu­pe zu neh­men. Denn oft hor­te­ten die Omas, Tan­ten und Müt­ter das kost­ba­re Gut so lan­ge in den Klei­der­schrän­ken zwi­schen der Bett­wä­sche, bis es als klei­nes Prä­sent her­hal­ten konnte.
In der Vorweihnachtszeit muss­te man viel Ge­duld und Zeit in die War­te­schlan­gen vor den Le­bens­mit­tel­lä­den mit­brin­gen. Folg­lich konn­te man sich glück­lich schät­zen, wenn man es ge­schafft hat­te, ein paar der ru­mä­ni­schen Weih­nachts­bon­bons zu er­hal­ten, die es nur in der Advents­zeit zu kau­fen gab. Da­bei han­del­te es sich um wohl­schme­cken­de Scho­ko­la­den­bon­bons, die zu­erst von ei­nem dün­nen wei­ßen Pa­pier um­hüllt wur­den. Über die­ses Pa­pier wur­de zu­sätz­lich ein bun­tes Stan­niol­pa­pier ge­wi­ckelt, und zwar so, dass die wei­ßen Fran­sen des da­run­ter lie­gen­den Pa­piers an bei­den En­den he­raus­rag­ten. An ei­nes der ge­zwir­bel­ten En­den brach­te man ei­nen dün­nen Fa­den an und so lie­ßen sich die Bon­bons wun­der­bar auf den Weih­nachts­baum hän­gen.
Bonbons
Ungefähr so sahen die Weihnachts­bonbons aus - leider sind es keine Originale
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In den guten Zeiten sah man die aus­ran­gier­ten Tan­nen­bäu­me in der ers­ten Ja­nuar­wo­che vor den Häu­sern lie­gen. Be­reits leicht zu­ge­schneit glit­zer­te es rot, grün und blau, gol­den und sil­bern zwi­schen ih­ren ge­fro­re­nen Zweig­lein. Es war das lee­re Stan­niol­pa­pier, wel­ches sie nicht ganz so schmuck­los und trist aus­se­hen ließ.
Später jedoch als man fest­stel­len konn­te, dass sich der Kauf die­ser Bon­bons immer schwie­ri­ger ge­stal­te­te, mach­te sich all­mäh­lich das Ge­fühl breit, dass ir­gend­wann die Bon­bons vom Markt ver­schwin­den könn­ten. So schäl­te man in der Weih­nachts­zeit die Bon­bons ganz vor­sich­tig aus dem Stan­niol­kleid­chen he­raus und an der Tan­ne blie­ben nur noch die Ver­pa­ckun­gen hän­gen. Als dann der Weih­nachts­schmuck run­ter muss­te, leg­te man die lee­ren Stan­niol­hül­len vor­sich­tig in ei­ne Schach­tel und be­wahr­te sie si­cher­heits­hal­ber bis nächs­tes Weih­nach­ten auf. Soll­ten die Bon­bons tat­säch­lich nicht mehr zu kau­fen sein, so konn­te man we­nigs­tens die lee­ren "Stan­niol­bon­bons" als At­trap­pe oder Schmuck ver­wen­den.
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Leider hatte man Recht be­hal­ten und die schil­lern­de Hül­le der Bon­bons ver­schwand und mit ihr zu al­lem Übel blieb auch noch die le­cke­re Scho­ko­gla­sur kom­plett weg. So nann­te man die nack­ten Bon­bons nicht mehr "bom­boane de cră­ciun", son­dern nur noch "bom­boane văr­sate". Das be­deu­te­te zwar "aus­ge­schüt­te­te Bon­bons", doch man be­nutz­te die Be­zeich­nung "văr­sat" all­ge­mein für Wa­ren, die un­ver­packt aus ei­nem gro­ßen Be­stand ab­ver­kauft wur­den.
Glücklich konnten sich nun die­je­ni­gen schät­zen, die al­le bun­ten Stan­niol­kleid­chen auf­be­wahrt hat­ten, denn man be­nö­tig­te nur et­was Fin­ger­spit­zen­ge­fühl, um die Weih­nachts­bon­bons für den Tan­nen­baum wie­der fit zu ma­chen. Wer das Pa­pier nicht mehr hat­te, muss­te sich für die Bon­bons et­was sel­ber bas­teln, an­sons­ten hät­te man die Bon­bons lei­der wort­wört­lich nur noch un­ter den Tan­nen­baum "văr­san" kön­nen.
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