Der Zigeuner, der Wolf, der Fuchs und der Esel in der Wolfsgrube

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Ein Zigeuner kam bei der Nacht vom Me­dwi­scher Mar­gre­thi-Jahr­markt (am 13. Juli) und war lus­tig und gu­ter Din­ge und tau­mel­te auf der Land­stra­ße fort und fie­del­te da­zu. Als er aber ei­nen Sei­ten­weg durch den Wald ein­schlug, ver­irr­te er sich und ge­riet in ei­ne Wolfs­gru­be. Er krab­bel­te lan­ge hin und her, um he­raus­zu­kom­men, al­lein die Wän­de wa­ren zu hoch, es war um­sonst. Da er­gab er sich in sein Schick­sal, setz­te sich in ei­ne Ecke und war ruhig.

Nach einer Weile kam auch der Wolf und plumps­te hi­nein; der er­schrak nicht we­nig, als er das schwar­ze Un­ge­heu­er mit den ro­ten Au­gen und den wei­ßen Zäh­nen sah; er zog sich in ei­ne an­de­re Ecke und ver­hielt sich ruhig. Nicht lan­ge, so kam auch der Fuchs die Stra­ße und fiel hi­nein; der sah auch in der Ecke das schwar­ze Un­ge­heu­er mit den ro­ten Au­gen und den wei­ßen Zäh­nen und dach­te: "Das ist der leib­haf­ti­ge Teu­fel!" Die Angst ließ ihn nicht recht se­hen, wer in der an­de­ren Ecke sei; er zog sich in die drit­te Ecke und blieb ruhig. Da kam letzt­lich auch der Esel die­sen Weg und plumps! rum­pel­te er auch hi­nein. Da sah er gleich das schwar­ze Un­ge­heu­er mit den ro­ten Au­gen und den wei­ßen Zäh­nen und er­schrak nicht we­nig; er schlich in die vier­te Ecke. Der Zi­geu­ner zit­ter­te vor Furcht; um die­se zu be­meis­tern, nahm er sei­ne Gei­ge und fie­del­te. Das aber kann we­der der Wolf, noch der Fuchs, noch der Esel recht ver­tra­gen. Der Wolf heul­te ent­setz­lich, der Fuchs bell­te, der Esel iah­te. "Ach, seid ihr es, Ge­vat­ter?" rief der Fuchs zum Wolf und Esel; "wir sind ver­lo­ren, wenn ihr nicht mei­nen Rat be­folgt. Ihr, Ge­vat­ter Esel, stellt euch auf die Hin­ter­bei­ne an die Wand, dann klet­te­re ich und der Wolf über euch hi­naus und wir zie­hen euch dann em­por!" Der Esel tat so, wie ihn der Fuchs ge­hei­ßen; da sprang die­ser und der Wolf so­gleich hi­naus; sie dach­ten aber gar nicht da­ran, den Esel hi­nauf­zu­zie­hen, son­dern wa­ren froh, dass sie der Ge­fahr ent­ron­nen. "Hel­fe euch Gott!" rie­fen sie dem Es­el zu und mach­ten sich aus dem Staub.

Nun war der Zigeuner nicht min­der froh, als er den Esel al­lein da sah, den er jetzt wohl kann­te; er hör­te auf vom Spie­len und sprach: "Fürch­te dich nicht, Grau­chen, ich bin ja der Mi­di vom Gra­ben, der dei­ne Schu­he be­schla­gen hat!" Da ließ auch der Esel sei­ne Angst und so schlie­fen bei­de ruhig bis an den Mor­gen.

Mit freundlicher Genehmi­gung von: Ale­xan­der Hal­trich
Pferdefuhrwerk
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