Unter "colindat" versteht man das Singen der rumänischen Weihnachtslieder von Tür zu Tür. Das Singen der Colinde soll ein uralter Brauch sein, der von den Hirten ins Leben gerufen wurde. So waren die Hirten bei der Geburt Jesus anwesend und wollten als Zeugen diese wundervolle Nachricht überall verbreiten. Dadurch entstanden im Laufe der Zeit die religiösen Colinde.
Doch die Colinde, deren Texte nicht nur biblischer Natur sind, sondern auch wertvolle kulturelle Nuancen des rumänischen Volkes enthalten, waren sogar der Anlass für musikalische Werke, wie zum Beispiel der "Cantata profana - Die Zauberhirsche" des ungarischen Komponisten Béla Bartók (1881 - 1945). Dieses Vokalwerk basiert auf eine alte rumänische Legende, die von neun Brüdern handelt. Die Ballade erzählt, dass die Söhne von ihrem Vater zur Jagd erzogen wurden und dass sie so lange nach Hirschen jagten, bis alle sich selbst in Hirsche verwandelten und nicht mehr nach Hause zurückkehren konnten. Bartók begann auf seiner Volksliederforschung durch Rumänien und Transsilvanien die rumänischen Weihnachtslieder, also die so genannten Colinde, zu sammeln und legte 1935 eine Auswahl dieser Melodien vor, die unter dem Titel "Melodien der rumänischen Colinde" erschienen.
Interessant waren die Colinde vom folkloristischen und kulturhistorischen Standpunkt aus auch für einige bekannte rumänische Schriftsteller wie: G. Cosbuc, O. Goga oder L. Blaga, die daraus verschiedene Motive für ihre lyrischen Werke auswählten.
Heute ist in Rumänien während der Weihnachtszeit das Singen der Colinde immer noch eine sehr wichtige und bedeutungsvolle Tradition. Die Colinde heben Tugenden wie: Liebe, Güte und Ehrlichkeit hervor und verachten die Laster wie: Lüge, Geiz und Unzucht. Sie enthielten im Laufe der Zeit eine aufbauende Botschaft sowie eine erzieherische Komponente, indem sie die Zusammengehörigkeit förderten und zu einem besseren Verständnis in der Bevölkerung beitrugen.
So bilden sich am Weihnachtstag kleine Gruppen, deren Anführern einen Stern aus Holz tragen. Der Stern ist entweder mit biblischen Motiven bemalt oder mit Glanzpapier überzogen, an dem zusätzlich kleine Glöckchen hängen und bunte Bänder befestigt sind. Auf ihrer Reise durch eine verschneite Winterlandschaft haben die Sänger jede Menge Spaß und so manche Gruppe wird umso lustiger und alberner, desto mehr Schnäpse für eine Aufwärmung in der Kälte sorgen sollen. Die gutgelaunten Sänger suchen jedes Haus auf, um ihre Botschaft zu verbreiten, indem sie nicht nur die Lieder singen, sondern diese oft mit Tänzen begleiten. Für ihren Auftritt erhalten die Colinde-Sänger von den Hauswirten entweder Geschenke oder Geldbeträge, die später untereinander ehrlich aufgeteilt werden. Die Colinde tragen am Weihnachtsabend dazu bei, dass die Rumänen sich verbundener fühlen, sich des Guten besinnen und ihren Glauben festigen können. Ebenfalls wird ihnen durch die Colinde ein moralisches Gleichgewicht näher gebracht, welches für ihren Lebensweg immer wichtig sein wird.