Mos Nicolae

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Wer erinnert sich nicht oft und ger­ne an den gro­ßen Ner­ven­kit­zel, den man als Kind in den frü­hen Mor­gen­stun­den des 6. De­zem­bers zu spü­ren be­kam? Selbst die Kleins­ten wis­sen schon, dass ge­nau in die­ser Nacht Mos Ni­co­lae ans Fens­ter kommt, um zu se­hen, ob al­le Kin­der brav schla­fen, oder ob ei­nige faul und un­ge­hor­sam sind. Er hält Aus­schau nach den Stie­fel­chen und über­zeugt sich, dass die­se sau­ber und or­dent­lich an ih­rem Platz ste­hen. Für die ar­ti­gen Kin­der bringt er Ge­schen­ke, Sü­ßig­kei­ten, Äp­fel und Nüs­se mit und legt sie lie­be­voll in das klei­ne Schuh­werk. Die fre­chen Kin­der müs­sen lei­der mit ei­ner Stra­fe rech­nen. Die dün­nen Zweig­lein, wel­che bron­zen, gold­far­ben oder bunt be­malt sind, und von ei­ner ro­ten Schlei­fe zu­sam­men­ge­hal­ten wer­den, gibt es in­zwi­schen nicht nur für die un­ar­ti­gen Kin­dern, son­dern für al­le Kin­der, da­mit sie im­mer da­ran den­ken, folg­sam zu sein.
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Der Ursprung des Brauches mit dem heim­li­chen und nächt­li­chen Ver­tei­len der Ge­schen­ke an un­se­re Liebs­ten, um ih­nen ei­ne Freu­de zu be­rei­ten, ist ir­gend­wo in Ur­alt­zei­ten zu fin­den. Die­ser Brauch ist nicht nur in Ru­mä­nien be­kannt, son­dern auch in vie­len an­de­ren Län­dern. Der Ni­ko­laus soll an­geb­lich im Jahr 280 in der Stadt Pa­tra ge­bo­ren sein. Spä­ter wur­de er als Bi­schof von My­ra, dem heu­ti­gen Dem­re in der Tür­kei, be­kannt. Es gibt je­doch ei­ne kur­ze Ge­schich­te, die zu­min­dest ver­rät, wa­rum "Sfân­tul Ni­co­lae", wie er noch ge­nannt wird, sich nie rich­tig bei uns Men­schen bli­cken lässt.

Als Sfântul Nicolae noch in sei­nem Dorf leb­te, er­fuhr er, dass sich lang­sam ein Un­heil ganz in sei­ner Nä­he an­bahn­te. Ein Va­ter leb­te mit sei­nen drei Töch­tern in gro­ßer Ar­mut. Es fehl­te ihm so­gar an ei­ner Mit­gift, um sei­ne Töch­ter zu ver­hei­ra­ten, denn in dem Hau­se herrsch­te schlim­me Not. Lei­der sah der Va­ter kei­nen an­de­ren Aus­weg aus ih­rem ge­mein­sa­men Elend und be­schloss, die Töch­ter zu ver­kau­fen. Als die drei Mäd­chen von dem Vor­ha­ben ih­res Va­ters er­fuh­ren, fin­gen sie hef­tig an zu wei­nen und ver­such­ten ihn mit vie­len Bit­ten um­zu­stim­men. Doch der Va­ter lies sich nicht von sei­nem bö­sen Plä­nen ab­brin­gen. So kam es, dass ei­nes Nachts Sfân­tul Ni­co­lae heim­lich zu dem Haus schlich und ein Säck­chen vol­ler Gold­ta­ler durchs Fens­ter­lein des äl­tes­ten Mäd­chens warf. End­lich schaf­fe es die­se Toch­ter nach kur­zer Zeit zu hei­ra­ten. In den da­rauf fol­gen­den zwei Jah­ren wie­der­hol­te Mos Ni­co­lae in der glei­chen Nacht sein heim­li­ches Spiel und half auch den an­de­ren bei­den Mäd­chen, das el­ter­li­che Haus zu ver­las­sen.
In einer anderen Legende wer­den die drei Töch­ter als sehr flei­ßi­ge und or­dent­li­che Mäd­chen be­schrie­ben. An ei­nem Win­ter­tag putz­ten sie trotz bit­te­rer Käl­te das gan­ze Haus und sorg­ten für sau­be­re Wä­sche. Ei­nen Teil der nas­sen Be­klei­dung häng­ten sie näm­lich drau­ßen auf. Als Mos Ni­co­lae ih­nen hel­fen woll­te, schlich er nachts zur Wä­sche und füll­te die So­cken und Strüm­pfe mit Gold­ta­ler.
Bis heute hat er seine An­ge­wohn­heit bei­be­hal­ten und so be­kom­men ins­be­son­de­re die Kin­der, de­nen sich Sfân­tul Ni­co­lae nach wie vor nicht zei­gen möch­te, klei­ne Ge­schen­ke.

Neben der Idee sich an diesem Tag zu be­schen­ken, sind im Lau­fe der Zeit von Dorf zu Dorf ver­schie­de­ne Tra­di­tio­nen ent­stan­den, um den groß­zü­gi­gen Sfân­tul Ni­co­lae zu fei­ern.
In Siebenbürgen ist Sfân­tul Ni­co­laie der be­kann­tes­te un­ter den Hei­li­gen. Er trug auch da­zu bei, dass in­zwi­schen vie­le, bun­te Le­gen­den über ihn ent­stan­den sind. So sagt man zum Bei­spiel, dass der Win­ter am 6. De­zem­ber sei­nen Ein­zug hat und es schnei­en wird. Denn Mos Ni­co­lae ist alt und hat ei­nen lan­gen, wei­ßen Bart, den er an die­sem Tag rich­tig durch­schüt­telt. Folg­lich muss Schnee kom­men. Es wird auch ger­ne be­rich­tet, dass Mos Ni­co­lae auf ei­nem wei­ßen Pferd ge­rit­ten kommt, das wie­de­rum die An­kün­di­gung des wei­ßen Win­ter­mo­na­tes sym­bo­li­siert.
An diesem Tag entfaltet sich der Aber­glau­be zu­sätz­lich noch mit Tricks und klei­nen Zau­be­rei­en und im All­ge­mei­nen er­rei­chen die Vor­raus­sa­gen ih­ren Hö­he­punkt, weil so­gar me­teo­ro­lo­gi­sche Prog­no­sen er­stellt wer­den. Ob im nächs­ten Jahr ei­ne rei­che Ern­te zu er­war­ten ist, lässt sich aus Zwei­gen von Obst­bäu­men ab­le­sen. Die Zweig­lein wer­den ein­fach in ei­ne Va­se mit Was­ser ge­stellt und wenn sie bis zum 1. Ja­nuar blü­hen, freut man sich rie­sig auf ein gu­tes Neues Jahr!

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