Die Nacht der Untoten

Kerze
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Im Januar 2004 riss den Bewoh­nern des Ört­chens Ma­ro­ti­nu de Sus der Ge­dulds­fa­den. Ein Un­to­ter, auf Ru­mä­nisch "stri­goi" ge­nannt, hat­te seit ei­ni­ger Zeit sein Un­we­sen in dem Dorf am Fu­ße der Kar­pa­ten ge­trie­ben. Ge­sund­heit­lich war es seit­dem mit ei­ni­gen Dorf­be­woh­nern stark berg­ab ge­gan­gen. Also tra­fen sich sechs mu­ti­ge Män­ner, um dem Un­to­ten den Gar­aus zu ma­chen. Sie bud­del­ten den Leich­nam aus, ent­fern­ten sein Herz mit ei­ner Sen­se und rös­te­ten an­schlie­ßend das so ent­nom­me­ne Or­gan über of­fe­nem Feu­er. Der Ort hat­te wie­der sei­ne Ru­he und die BBC ih­re Schlag­zei­le: "Death rite un­ner­ves Ro­ma­nian EU bid". Was soll­te aus Ru­mä­nien auch schon Gu­tes kom­men?
gemaltzes Bild eines Strihoi
Zeichnung - Alexandra
Die Angst vor rumä­ni­schem Un­heil hat in West­eu­ro­pa ei­ne lan­ge Tra­di­tion. Be­reits 1897 greift sie Abra­ham Sto­ker in sei­nem Schau­er­ro­man "Dra­cu­la" auf. Das alt­gläu­bi­ge, sich os­ma­ni­schen wie rus­si­schen An­sprü­chen er­weh­ren­de Ru­mä­nien wird zum sub­ver­si­ven Wie­der­gän­ger, der das li­be­ra­le, kul­tu­rell sta­bi­le West- und Mit­tel­eu­ro­pa be­droht. Mit der Ge­sund­heit ei­ni­ger Lon­do­ner Bür­ger geht es stark berg­ab. Nur durch den ge­lehr­ten Heils­brin­ger Abra­ham (!) van Hel­sing kann der Vam­pir schließ­lich zu­rück in sei­ne Hei­mat ge­zwun­gen und dort un­schäd­lich ge­macht wer­den. Die Angst vor dem un­be­wäl­tig­ten Ges­tern, das das un­ge­fes­tig­te Heu­te be­droht, ver­bin­det die Sto­ker­sche Sto­ry mit der aus Ma­ro­ti­nu de Sus. Wäh­rend aber Sto­ker vor al­lem das vik­to­ria­ni­sche Bür­ger­tum be­droht sah, fürch­te­ten die Leu­te aus Ma­ro­ti­nu de Sus den Un­ter­gang ih­res dörf­li­chen So­zial­ge­fü­ges. Im tra­di­tio­nell länd­lich ge­präg­ten Ru­mä­nien gilt der stri­goi als wie­der­keh­ren­der To­ter, der zwar sei­nen Hei­mat­ort nicht ver­läßt, aber sein Grab - um den Le­ben­den das Blut aus­zu­sau­gen, um Vieh zu schä­di­gen und sons­ti­ges Übel zu ver­ur­sa­chen. Wäh­rend die Ru­mä­nen al­so die Ur­sa­che ih­res Un­wohl­seins bei sich sel­ber, bzw. ih­ren ei­ge­nen stri­goii su­chen, ma­chen wir West­eu­ro­päer die Ru­mä­nen ger­ne zu stri­goii.
strigoi vor einem Grab
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