Nah am Himmel - die Cioclovinele und das Kloster Tismana

Auf der Südseite der Karpaten im Kreis Gorj befindet sich das 600 Jahre alte Kloster Tismana, welches von vielen vorwiegend rumänischen Touristen besucht wird. Die an orthodoxen Feiertagen stattfindenden Gottesdienste (slujbă), von denen der rumänische Kirchenkalender reichlich zu bieten hat, werden gut besucht. Auch werden an diesen Feiertagen Mahlzeiten z.B. Ciorbă de peşte (Fischsuppe) angeboten. Die Fische stammen dann aus der nahen Păstrăverie (Forellenzuchtanlage).
In den Sommermonaten verleiht die Kakteensammlung einen südländischen Charakter. Im Frühling blühen schwarze Tulpen, im Sommer weiße, rote und dunkle Rosen und was die Kunst der Gärtnerei so zu bieten hat. Von Târgu Jiu fährt der Autobus direkt hierher und wendet vor dem "complex turistic" wo man in der Vila Ursu in gepflegten Zimmern schlafen kann. Die Zimmerpreise sind mit 60 Lei pro Zimmer für zwei Personen und TV und Dusche im akzeptablen Bereich. Bezahlt man doch in anderen Regionen für die gleichen Konditionen mehr. Nur das Bier ist recht teuer hier, aber das bekommt man ja in den Bars und im Magazin Mixt in Tismana für die Hälfte.
Wer jedoch dem Himmel nah sein möchte, der unternimmt eine Wanderung zu den Bergklöstern Cioclovina de Jos und Cioclovina de sus. Verlässt man das Kloster Tismana wieder, sieht man den auffälligen Hügel direkt vor Augen. Am Nachmittag fällt ein weißer Punkt auf dessen Spitze auf. Das ist die kleine Kapelle des Schit (Bergkirche).
Kommen wir nun zum anspruchsvollen Teil auf unseren Spuren der Orthodoxie, der Wanderung zu den Bergklöstern Cioclovina I und II im Mai 2007. Wir laufen die Betonstraße weiter in das Tal, vorbei am Hotel Tismana und der Villa Ursu. Bald kommt links ein Wegweiser, wo der markierte Weg mit dem roten Dreieck beginnt. Dieser führt letztendlich zum Cerna-Pass. Aber da wollen wir heute nicht hin. Die Klöster warten auf uns und am Abend das Bere Haţegana hier in Tismana. Wir steigen sofort deutlich nach oben durch schöne Buchenwälder. Der Weg führt uns parallel zu einem Bach, der rechts unter uns über kleine Wasserfälle durch eine Schlucht fließt. Hat es geregnet, sieht man viele Feuersalamander.
Nach etwa 1 1/2 Stunden kommen wir an das Bergkloster Cioclovina de jos. Die Hunde begrüßen uns mit lautem Gebell. Einer will sogar nach meinem Fuß schnappen. Wahrscheinlich der Touristenbegrüßungshund. Die Nonnen kommen raus und rufen erst mal die Hunde zurück. Wir besichtigen die aus dem 17. Jahrhundert stammende Kapelle mit schönen Wandmalereien.
Schon bis hierher hat sich die Tour gelohnt, wir machen erst mal Pause und trinken von dem frischen Quellwasser, was hier auch als Wasserversorgung dient. Nur die 3 Hunde sind nicht auszustellen. Wir wollen aber noch zum zweiten auf dem Hügel befindlichen Kloster. Hier beginnt ein mit blauem Punkt markierter Weg, der uns dort hinauf führen soll.
Der gut markierte Weg führt an Kalkfelsen mal in Serpentinen mal steiler den Berg herauf durch den Wald. Nach einer Stunde Aufstieg erreichen wir die weiße Kapelle auf dem Berg und eine Holzhütte. Es scheint niemand hier zu sein. Jedoch die Nonne, eine Moldauerin, kommt heraus und erkennt uns wieder: "Maria, Stefan, ihr seid es!!", denn wir waren schon mal hier. Aber heute ist das Wetter so traumhaft sonnig und warm. Und vor allem die Sicht ist schön. Man kann das Kloster Tismana als weißen Punkt sehen.
Die Nonne hat uns gesagt, dass in den 90er Jahren die Kapelle rekonstruiert wurde. Wir gehen auch in die Kapelle hinein, ebenfalls mit schönen Malereien. Es ist einfach nur schön hier oben bei dem warmen Wetter. Hier sind wir dem Himmel wahrhaftig ganz nah.

Die Sicht reicht bis zum Oslea, den man zum Greifen nah sieht. Es war einfach nur eine gute Idee, hier zum zweiten Mal hinaufzusteigen. Es hat sich also voll gelohnt. Die Nonne sagt uns auch noch, dass der Glaube an Gott auch ein Rückzugsgebiet für die eigene Seele ist. Wer darüber nachdenkt, kommt zu der Erkenntnis, dass sie Recht hat. Sie gibt uns auch noch etwas Cozonac mit, den sie nicht mehr benötigt. Als wir verabschiedet werden, segnet sie uns noch. Der Abstieg nach Tismana geht schnell. Nach etwa 3 1/2 Stunden sind wir wieder zurück. Ich empfehle die Wanderung jedem, der nach Tismana kommt. Man kann in der Villa Ursu übernachten und dann einen Tagesausflug hier herauf machen. Beim Betreten der Klöster sollte man erst die Widmung (Închinare) machen und danach fotografieren. Diese Reihenfolge ist an solch wenig frequentierten heiligen Stätten für die Rumänen von Bedeutung.

Mit freundlicher Genehmigung von: Stefan Kossatz, Tabarz-Naitpage-Media IG VgG

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