Nah am Himmel - die Cioclovinele und das Kloster Tismana


von Stefan Kossatz

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Auf der Südseite der Kar­pa­ten im Kreis Gorj be­fin­det sich das 600 Jah­re al­te Klos­ter Tis­ma­na, wel­ches von vie­len vor­wie­gend ru­mä­ni­schen Tou­ris­ten be­sucht wird. Die an or­tho­do­xen Fei­er­ta­gen statt­fin­den­den Got­tes­diens­te (sluj­bă), von de­nen der ru­mä­ni­sche Kir­chen­ka­len­der reich­lich zu bie­ten hat, wer­den gut be­sucht. Auch wer­den an die­sen Fei­er­ta­gen Mahl­zei­ten z.B. Cior­bă de peş­te (Fisch­sup­pe) an­ge­bo­ten. Die Fi­sche stam­men dann aus der na­hen Păs­tră­ve­rie (Fo­rel­len­zucht­an­la­ge).
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In den Sommermonaten ver­leiht die Kak­teen­samm­lung ei­nen süd­län­di­schen Cha­rak­ter. Im Früh­ling blü­hen schwar­ze Tul­pen, im Som­mer wei­ße, ro­te und dunk­le Ro­sen und was die Kunst der Gärt­ne­rei so zu bie­ten hat. Von Târ­gu Jiu fährt der Au­to­bus di­rekt hier­her und wen­det vor dem "com­plex tu­ris­tic" wo man in der Vi­la Ur­su in ge­pfleg­ten Zim­mern schla­fen kann. Die Zim­mer­prei­se sind mit 60 Lei pro Zim­mer für zwei Per­so­nen und TV und Du­sche im ak­zep­tab­len Be­reich. Be­zahlt man doch in an­de­ren Re­gio­nen für die glei­chen Kon­di­tio­nen mehr. Nur das Bier ist recht teu­er hier, aber das be­kommt man ja in den Bars und im Ma­ga­zin Mixt in Tis­ma­na für die Hälf­te.
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Wer jedoch dem Himmel nah sein möch­te, der un­ter­nimmt ei­ne Wan­de­rung zu den Berg­klös­tern Cio­clo­vi­na de Jos und Cio­clo­vi­na de Sus. Ver­lässt man das Klos­ter Tis­ma­na wie­der, sieht man den auf­fäl­li­gen Hü­gel di­rekt vor Au­gen. Am Nach­mit­tag fällt ein wei­ßer Punkt auf des­sen Spit­ze auf. Das ist die klei­ne Ka­pel­le des Schit (Berg­kir­che).
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Kommen wir nun zum an­spruchs­vol­len Teil auf un­se­ren Spu­ren der Or­tho­do­xie, der Wan­de­rung zu den Berg­klös­tern Cio­clo­vi­na I und II im Mai 2007. Wir lau­fen die Be­ton­stra­ße wei­ter in das Tal, vor­bei am Ho­tel Tis­ma­na und der Vi­la Ur­su. Bald kommt links ein Weg­wei­ser, wo der mar­kier­te Weg mit dem ro­ten Drei­eck be­ginnt. Die­ser führt letzt­end­lich zum Cer­na-Pass. Aber da wol­len wir heu­te nicht hin. Die Klös­ter war­ten auf uns und am Abend das Be­re Ha­ţe­ga­na hier in Tis­ma­na. Wir stei­gen so­fort deut­lich nach oben durch schö­ne Bu­chen­wäl­der. Der Weg führt uns pa­ral­lel zu ei­nem Bach, der rechts un­ter uns über klei­ne Was­ser­fäl­le durch ei­ne Schlucht fließt. Hat es ge­reg­net, sieht man vie­le Feu­er­sa­la­man­der.
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Nach etwa anderthalb Stun­den kom­men wir an das Berg­klos­ter Cio­clo­vi­na de Jos. Die Hun­de be­grü­ßen uns mit lau­tem Ge­bell. Ei­ner will so­gar nach mei­nem Fuß schnap­pen. Wahr­schein­lich der Tou­ris­ten­be­grü­ßungs­hund. Die Non­nen kom­men raus und ru­fen erst mal die Hun­de zu­rück. Wir be­sich­ti­gen die aus dem 17. Jahr­hun­dert stam­men­de Ka­pel­le mit schö­nen Wand­ma­le­reien.
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Schon bis hierher hat sich die Tour ge­lohnt, wir ma­chen erst mal Pau­se und trin­ken von dem fri­schen Quell­was­ser, was hier auch als Was­ser­ver­sor­gung dient. Nur die drei Hun­de sind nicht aus­zu­stel­len. Wir wol­len aber noch zum zwei­ten auf dem Hü­gel be­find­li­chen Klos­ter. Hier be­ginnt ein mit blau­em Punkt mar­kier­ter Weg, der uns dort hi­nauf füh­ren soll.
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Der gut markierte Weg führt an Kalk­fel­sen mal in Ser­pen­ti­nen mal stei­ler den Berg he­rauf durch den Wald. Nach ei­ner Stun­de Auf­stieg er­rei­chen wir die wei­ße Ka­pel­le auf dem Berg und ei­ne Holz­hüt­te. Es scheint nie­mand hier zu sein. Je­doch die Non­ne, ei­ne Mol­dau­erin, kommt he­raus und er­kennt uns wie­der: "Ma­ria, Ste­fan, ihr seid es!!", denn wir wa­ren schon mal hier. Aber heu­te ist das Wet­ter so traum­haft son­nig und warm. Und vor al­lem ist die Sicht schön. Man kann das Klos­ter Tis­ma­na als wei­ßen Punkt se­hen.
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Die Nonne hat uns gesagt, dass in den 90er Jah­ren die Ka­pel­le re­kons­tru­iert wur­de. Wir ge­hen auch in die Ka­pel­le hi­nein, eben­falls mit schö­nen Ma­le­rei­en. Es ist ein­fach nur schön hier oben bei dem war­men Wet­ter. Hier sind wir dem Him­mel wahr­haf­tig ganz nah.
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Die Sicht reicht bis zum Os­lea, den man zum Grei­fen nah sieht. Es war ein­fach nur ei­ne gu­te Idee, hier zum zwei­ten Mal hi­nauf­zu­stei­gen. Es hat sich al­so voll ge­lohnt. Die Non­ne sagt uns auch noch, dass der Glau­be an Gott auch ein Rück­zugs­ge­biet für die ei­ge­ne See­le ist. Wer da­rü­ber nach­denkt, kommt zu der Er­kennt­nis, dass sie Recht hat. Sie gibt uns auch noch et­was Co­zo­nac mit, den sie nicht mehr be­nö­tigt. Als wir ver­ab­schie­det wer­den, seg­net sie uns noch. Der Ab­stieg nach Tis­ma­na geht schnell. Nach etwa drei­ein­halb Stun­den sind wir wie­der zu­rück. Ich emp­feh­le die Wan­de­rung je­dem, der nach Tis­ma­na kommt. Man kann in der Vi­la Ur­su über­nach­ten und dann ei­nen Ta­ges­aus­flug hier he­rauf ma­chen. Beim Be­tre­ten der Klös­ter soll­te man erst die Wid­mung (În­chi­nare) ma­chen und da­nach fo­to­gra­fie­ren. Die­se Rei­hen­fol­ge ist an solch we­nig fre­quen­tier­ten hei­li­gen Stät­ten für die Ru­mä­nen von Be­deu­tung.
Mit freundlicher Genehmi­gung von: Ste­fan Kos­satz, Ta­barz-Nait­pa­ge-Me­dia IG VgG
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