La sezatoare - "Sitz- und Ratschkreis"


von Georgeta Wehrmann

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In den langen Winter­aben­den ver­sam­mel­te sich des öf­te­ren ein Teil der Dorf­ge­mein­schaft bei ei­ner Fa­mi­lie zu Hau­se, um zu ar­bei­ten. Die Frau­en web­ten, flick­ten, näh­ten oder stick­ten. Die Män­ner schnitz­ten, floch­ten Kör­be, be­tä­tig­ten sich hand­werk­lich, nah­men sich di­ver­se Re­pa­ra­tu­ren vor oder ein­fach bei­sam­men "Kuk­ruz ped­dern" (rum. a sfar­ni po­rumb; d.h. Mais­kör­ner vom Kol­ben ab­ma­chen, da­für gab es ein klei­nes Hilfs­ge­rät aus Me­tall mit zahl­rei­chen Za­cken, das an die Hand­flä­che be­fes­tigt wur­de; rum. sfar­ni­toare). Die Kin­der wa­ren auch ger­ne mit da­bei, eben bei der Se­za­toare.
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Und es wurde nicht nur ge­ar­bei­tet, son­dern auch ein we­nig ge­fei­ert, ge­plau­dert und ge­lacht. Sie er­zähl­ten Schwän­ke und Anek­do­ten.
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Der rumänische Schwank kann un­ter fol­gen­den As­pek­ten auf­ge­glie­dert wer­den:
  1. Gesellschaftskonflikte: der Reiche - der Arme, Bojar - Bauer, Bojar - Knecht, Bauer - Dorf­rich­ter, Bauer - Pfarrer.
  2. Familienkonflikte: Mann - Frau, Eltern - Kinder, Familie - Verwandtschaft.
  3. unerwünschtes Verhalten: Betrug, Dieb­stahl, Lüge, Untreue
  4. besondere Talente oder Schwä­chen: Klugheit, Dumm­heit, flink sein, faul sein.
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Nun, ein paar davon:
Pacala und die Räuber
Einmal kamen nachts Räu­ber in Pa­ca­las Haus. Sie durch­such­ten je­den Win­kel, wühl­ten in al­len Sa­chen, fan­den aber nichts zum Steh­len. Als sei­ne Frau den Lärm hör­te, weck­te sie Pa­ca­la auf und sag­te: "Pa­ca­la, hörst du den nicht: es sind Räu­ber im Haus!" "Schweig, Weib! Ich könn­te in die Er­de ver­sin­ken vor Scham, weil sie bei uns nichts fin­den, und du schreist hier laut he­rum!"
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Einer wie der andere
Ein Mann trifft einen Bur­schen aus dem be­rühm­ten Dumms­dorf und fragt ihn:
"Na, du Held, wo­her bist du?"
"Von uns zu Hau­se."
"Und wie heißt du?"
"Wie mein Vater."
"Und wie heißt dein Vater?"
"So wie ich."
"Aber wie heißt ihr beide?"
"Einer heißt so wie der andere"
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Letzte Hoffnung
Der Gevatter Georg liegt auf dem To­ten­bett und spricht zu sei­ner Frau: "Vut­zo (rum. Ve­to), Lie­be, zieh dein schöns­tes Kleid an, weißt du, je­nes, das du als Braut an­hat­test." Die Ge­vat­te­rin tut ihm den Ge­fal­len und tritt so auf­ge­putzt an sein Bett: "Na, sieh mich an. Wie kann ich dir jetzt hel­fen?" "Hör, Lie­be, ant­wor­tet der Ge­vat­ter Ge­org, "wenn jetzt der hei­li­ge Erz­en­gel kommt, mich zu ho­len, und er sieht dich in die­sem schö­nen Kleid, dann ge­fällst du ihm viel­leicht bes­ser und er nimmt dich statt mei­ner."
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Bei einem Scheidungsprozess
Ein Mann kam vor Gericht, weil er sei­ne Frau ver­prü­gelt hat­te. Al­les, was er zu sei­ner Ver­tei­di­gung an­gab, schien ihm aber nicht aus­zu­rei­chen, um die Frau ge­nü­gend zu be­las­ten und um sei­nen Wor­ten Nach­druck zu ver­lei­hen, sag­te er zum Schluss: "Hoch­wür­den! Nehmt doch ihr mei­ne Frau nur ei­ne Wo­che lang zu euch, dann wer­det ihr schon se­hen, was das für ein Le­ben mit ihr ist."
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Du sollst ihn lieben, aber nicht hi­nun­ter­schlu­cken
Ein Bauer wollte ein­mal den Po­pen (Pfar­rer) auf die Pro­be stel­len und sag­te zu ihm: "Herr Va­ter, heu­te habt ihr in der Kir­che ge­pre­digt, dass der Wein der größ­te Feind des Men­schen sei." "So ist es!" ant­wor­te­te der Po­pe. "Al­so, wenn das stimmt, dann bin ich der bes­te Christ, denn im Evan­ge­lium steht: Du sollst dei­nen Feind lie­ben!" "Ja, er­wi­der­te da­rauf der Po­pe, "du sollst ihn lie­ben, aber nicht hi­nun­ter­schlu­cken."
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Wann ist Ostern?
Ein Pope, der nicht gerade ein Kir­chen­licht war, woll­te wis­sen, wann Os­tern ist. Des­halb steck­te er zu An­fang der Fas­ten­zeit so vie­le Boh­nen, wie die­se Ta­ge zählt, in die Ta­sche. Täg­lich nahm er ei­ne Boh­ne her­aus und warf sie fort. Und er sag­te sich: "Wenn nur ei­ne ein­zi­ge Boh­ne üb­rig ist, weiß ich, dass am nächs­ten Tag Os­tern sein muss." Frag­te ihn nun je­mand, wann Os­tern sei, steck­te er die Hand in die Ta­sche, zähl­te die Boh­nen und konn­te die Fra­ge haar­ge­nau be­ant­wor­ten. Ein­mal je­doch ver­spä­te­te er sich beim Kirch­gang und ver­gaß in der Ei­le, den Ta­lar um­zu­hän­gen. Die Frau des Po­pen be­merk­te das und be­nutz­te die Ge­le­gen­heit, ihn zu rei­ni­gen. So fand sie in der Ta­sche die Boh­nen. Weil sie nun dach­te, ihr Mann ha­be sie hi­nein­ge­tan, um da­mit zu spie­len, wenn er nichts an­de­res zu tun hat­te, tat sie ihm noch ei­ne gu­te Hand­voll hin­zu. Und bald da­rauf wur­de der Po­pe von je­man­dem ge­fragt, wann Os­tern sei. Da griff er in die Ta­sche und zähl­te und zähl­te wei­ter, aber die Boh­nen woll­ten kein En­de nah­men. Schließ­lich rief er ver­zwei­felt: "Du Christ, ich weiß es nicht. Nach mei­ner Be­rech­nung wer­den wir kein Os­ter­fest ha­ben - we­der in die­sem noch im nächs­ten Jahr."
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Der Bauer und die Augen­gläser
Ein einfältiger Bauer hör­te ein­mal, dass der Po­pe sag­te, er kön­ne nicht le­sen, weil er sei­ne Au­gen­glä­ser zu Hau­se ver­ges­sen ha­be. Un­ser Bau­er riss die Au­gen weit auf, staun­te und über­leg­te und dann mach­te er sich auf den Weg zur Stadt. Dort ging er schnur­stracks in ein Ge­schäft und ver­lang­te Au­gen­glä­ser zum Le­sen. Nach­dem er im La­den das Un­ters­te zu­oberst ge­kehrt und al­le Glä­ser aus­pro­biert hat­te, wur­de ihm klar, dass sich sein Wunsch nicht er­füll­te. Als nun der Ver­käu­fer frag­te: "Aber, Mensch, kannst du denn über­haupt le­sen?" ant­wor­te­te der Bau­er harm­los: "Ja, glaubt ihr denn, ich wür­de mir Au­gen­glä­ser bei euch kau­fen wol­len, wenn ich le­sen könn­te?"
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Quelle: "Die Puten im Joch - Rumänische Schwänke, Legenden, Märchen", 1980, Leipzig und Weimar, Seiten: 11, 13, 60, 74, 75, 92, 173
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