Musik im Geldbeutel


von Hans-Peter Wendel

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Rumänien ist ein mu­si­ka­li­sches Land mit sehr vie­len ver­schie­de­nen Ein­flüs­sen in sei­ner Volks­mu­sik. Ru­mä­nien ist auch ein Land mit vie­len - zum Teil noch staat­li­chen - Or­ches­tern und Mu­sik­büh­nen.
Geldschein
Geldschein
Rumänien hat ei­nen sei­ner Geld­schei­ne sei­nem wohl be­deu­tends­ten Kom­po­nis­ten ge­wid­met, Geor­ge Enes­cu. Vie­le fra­gen sich, wer die­ser Kom­po­nist ist, er gilt als Exot. Deut­schen Mu­sik­freun­den fällt meist auch nicht mehr ein, als das Or­ches­ter­werk ru­mä­ni­sche Rhap­so­die, die das Land und sei­ne Men­schen so wun­der­bar und tref­fend be­schreibt. Es wä­re je­doch völ­lig falsch, Enes­cu auf ein fol­klo­ris­ti­sches Gen­re zu re­du­zie­ren.
Portait eines Mannes
Enescu begann be­reits mit 4 Jah­ren mit Gei­ge, mit 5 mit Kla­vier und No­ten­le­sen und be­gann auch zu die­sem Zeit­punkt zu kom­po­nie­ren. Schon als Kind er­reich­te er gro­ße Be­kannt­heit als Gei­ger, mit 11 ge­wann er be­reits ei­nen wich­ti­gen Vir­tuo­sen­preis, mit 17 de­bu­tier­te er als Di­ri­gent in Bu­ka­rest. mit 18 Jah­ren be­en­de­te er sein Stu­dium in Vio­li­ne und Kom­po­si­tion in Pa­ris.
Am deutlichsten wird sein au­ßer­or­dent­li­ches Ta­lent in sei­nen über­lie­fer­ten In­ter­pre­ta­tio­nen von Bach, zum Beis­piel die So­lo­so­na­te für Vio­li­ne C-Dur von J. S. Bach (Geor­ge Enes­cu, Auf­nah­me­jahr 1948).
Besonders auffällig ist wie nah die da­ma­li­ge In­ter­pre­ta­tion im Ver­gleich zu an­de­ren an der heu­ti­gen Auf­füh­rungs­pra­xis mit his­to­ri­schen In­stru­men­ten ist und wie klar die mu­si­ka­li­sche Struk­tur he­raus­ge­ar­bei­tet ist. Das wird viel­leicht noch deut­li­cher in ei­ner Auf­nah­me von 1932 von Bachs d-moll Kon­zert für zwei Vio­li­nen mit sei­nem Schü­ler Me­nu­hin.
Auch das ist ein wichti­ger As­pekt von Enes­cus Schaf­fen, Enes­cu als Leh­rer. Es ist ver­blüf­fend, dass es noch heu­te Gei­ger gibt, die von sei­ner Vio­lin­schu­le ge­prägt sind, wer die Mög­lich­keit hat wie vor kur­zem an der Hoch­schu­le Karls­ru­he ein Kon­zert von Iv­ri Git­lis zu be­su­chen wird dies mit Si­cher­heit nie mehr ver­ges­sen.
Enescu war neben sei­ner Ar­beit als ei­ner der füh­ren­den Vir­tuo­sen sei­ner Zeit und als Leh­rer auch viel­fäl­tig als Or­ga­ni­sa­tor und Di­ri­gent tä­tig. Neben vie­len Pre­mie­ren in Bu­ka­rest als Di­ri­gent in Oper und Kon­zer­ten grün­de­te er sein ei­ge­nes Sin­fo­nie­or­ches­ter in Iaşi, die Ge­sell­schaft ru­mä­ni­scher Kom­po­nis­ten und vie­le Kam­mer­mu­sik­for­ma­tio­nen. Dass er auch als Or­ga­nist und Pia­nist, vor al­lem als Be­glei­ter, wirk­te und gut Cel­lo spiel­te run­den den Ein­druck sei­ner Per­son ab. Viel­leicht ist we­gen sei­ner viel­fäl­ti­gen Be­ga­bun­gen sein Werk als Kom­po­nist re­la­tiv klein ge­blie­ben. Lei­der fin­den sich in der heu­ti­gen Mu­sik­sze­ne nur we­ni­ge Ge­le­gen­hei­ten, Enes­cus Kom­po­si­tio­nen in Kon­zer­ten oder Auf­nah­men zu hö­ren.
Enescu kehrte aus Pro­test ge­gen die kom­mu­nis­ti­sche Re­gie­rung nach dem 2. Welt­krieg nicht mehr in sein Hei­mat­land zu­rück, sei­ne letz­ten Jah­re ver­brach­te er in sei­nem Stu­dien­ort Pa­ris, wo er auch starb und auf dem Pro­mi­nen­ten­fried­hof Père La­chaise be­er­digt wur­de.
Wie wenig Enescu der fol­klo­ris­ti­sche Kom­po­nist ist, zeigt seine Vio­lin­so­na­te Torso:
Liviu Prunaru plays Enescu: "Torso" Sonata p1
Liviu Prunaru plays Enescu: "Torso" Sonata p2
Wer mehr von Enescu hören möch­te dem sei­en zwei CDs be­son­ders emp­foh­len:
"Enes­cu Vio­lin So­na­tas", Ade­li­na Oprean, Jus­tin Oprean, He­lios CDH55103
"Complete Sona­tas and Par­ti­tas for solo violin", J. S. Bach BWV 1001-1006, Geor­ge Enes­cu, 1940, Insti­tu­to Dis­co­gra­fi­co Ita­lia­no IDIS 328/29
Weil es ein Rumänien­advents­ka­len­der ist und es ein ein­fach sooooo schön ist, zum Schluss die ru­mä­ni­sche Rhap­so­die, di­ri­giert von Ser­giu Ce­li­bi­dache, dem be­rühm­ten ru­mä­ni­schen Di­ri­gen­ten, vor des­sen mu­si­ka­li­scher Stren­ge als Lei­ter von 1945 bis 1952 die Ber­li­ner Phil­har­mo­ni­ker so viel Angst hat­ten, dass sie 1952 Her­bert von Ka­ra­jan zum Chef­di­ri­gen­ten wähl­ten - aber das ist ei­ne ganz an­de­re Ge­schich­te!
Celibidache conducts Enescu's Romanian Rhapsody No.1-Part I
Celibidache conducts Enescu's Romanian Rhapsody No.1-Part II
Weitere interessante Links:
http://www.enescu.de
http://www.enescusociety.org/
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