Es schneit über Rumänien... dicke Schneeflocken, wie Zuckerwatte tanzen durch die Luft und verteilen sich überall... die Luft duftet nach Kaminfeuer. Die Berge ziehen ihre weißen glitzernden Mäntel an, der Schnee knirscht unter den Schuhen, der Winter zaubert weiße Wunder.
Alle Jahre wieder...
Der rumänische Winter ist kalt, an Weihnachten gibt es normalerweise Schnee, dieses Jahr gibt es besonders viel, die geschmückten Tannenbäume strahlen um die Wette. Wenn in Rumänien fröhliche Weihnachtslieder durch die Lüfte schallen, ist schon fast "Moş Ajun" - das heißt Heiligabend. Weihnachten heißt auf Rumänisch "Crăciun" und ist in Rumänien das wichtigste Fest des Jahres. Es beginnt am 23. Dezember um Mitternacht. Die feierliche Stimmung liegt in der Luft, eine Mischung aus Licht, Gesang, Freude und Tradition.
Am Heiligabend lassen alle Rumänen die Tore weit offen, damit die Colindatori (singende Kinder), die Weihnachtslieder singen, hineinkommen können. "Din an in an sosesc mereu la geam cu Moş Ajun..." (Alle Jahre wieder...) singen die Kinder und warten voller Aufregung auf den guten alten Weihnachtsmann, auf Rumänisch "Moş Crăciun". "Astazi s-a nascut Christos..." (Heute wurde Jesus geboren) bringen die Jugendlichen die gute Nachricht von Haus zu Haus. Die "colindatori" singen unermüdet, bis in die frühen Morgenstunden, traditionelle Weihnachtslieder.
Mit der Stofftasche um die Schulter gehängt, den Stock in der Hand und die Wollmütze weit über die Ohren gezogen, ziehen die Kinder von Haus zu Haus und singen vor jedem Fenster und wo sie einen Weihnachtsbaum entdecken.
Für den Einsatz ihrer lieblichen Stimmen werden die Sängerinnen und Sänger, die Colindatori von den Gastgebern mit Brezeln, Nüssen, Äpfeln, Früchten und ofenwarmem Nusskuchen oder Cozonac (einer Art Hefezopf) bewirtet und sogar mit Geld belohnt.
In die Kirche zu gehen ist genauso wichtig, wie den Weihnachtsbaum zu schmücken, auf die Geschenke zu warten und mit der ganzen Familie zusammen zu sein.
Am Heilig Abend, auf Rumänisch "Moş Ajun" wird sehr streng gefastet. Die alten Leute essen bis zum Erscheinen des ersten Abendsternes nichts. In Siebenbürgen sorgen die Alten dafür, dass in den Ställen das Heu aus dem Futtertrog der Rinder nicht ausgeht. In dieser Nacht darf auch niemand in dem Stall auf Heu oder Stroh schlafen, da die Kühe die ganze Nacht über Jesus sprechen. An Heilig Abend gehen die Geistlichen mit einem Heiligenbild in der Hand von Haus zu Haus. Auf diesem Heiligenbild ist eine Höhle dargestellt, über der ein Stern leuchtet.
Das typische rumänische weihnachtliche Essen ist auch ein Fest für sich. Vierzig Tage lang wird auf Fleisch, Eier und Fisch verzichtet, um für das große Ereignis, die Geburt Christi, vorbereitet zu sein. Es werden 12 Arten von vegetarischen Speisen für die Fastenzeit gekocht. Traditionell wird an Weihnachten dann Schweinefleisch gegessen und Țuică (ein hausgemachter Schnaps) und Wein getrunken. Man isst als Vorspeise verschiedene Wurstarten mit sauren Beilagen, Sarmale, das sind herzhafte Kohlrouladen aus gehacktem Schweinefleisch, geräuchertem Fleisch, Reis, Zwiebel in Sauerkraut-Blätter eingewickelt und gekocht, mit einer Haube Creme Fraiche serviert mit Mamaliga (Maismehl), dann meistens Schweinefleisch, aber auch Gans, Pute und verschiedenes Gebäck, Kuchen und Torten.
Außer dem Singen von Liedern gibt es an Heilig Abend auch einen anderen Brauch, wie fast überall: den Weihnachtsbaum "Pomul de Crăciun" genannt. Der Weihnachtsbaum wird in Rumänien genau wie in Deutschland geschmückt. Jeder legt die Geschenke für die Familie unter den Baum. In jedem Haus, in Schulen und öffentlichen Ämtern ist es üblich, einen Weihnachtsbaum mit Spielsachen, Süßigkeiten und Kerzen zu schmücken.
Die ganze Familie sammelt sich um den Weihnachtsbaum und singt "O brad frumos!" (Oh Tannenbaum). Die komplette Feier dauert von Heiligabend bis zum zweiten Weihnachtstag. Dann herrscht ein paar Tage Ruhe, bis an Silvester, wo dann weiter gefeiert wird.
Am ersten und zweiten Weihnachtstag werden die Freunde, Nachbarn und Verwandte besucht. In fröhlicher Atmosphäre verbringt man zusammen viele fröhliche Stunden am Tisch. Es wird gegessen, getrunken, es wird erzählt, es wird gesungen, die Freude macht sich breit. In Rumänien spielt die Gemeinsamkeit eine sehr große Rolle.
Von Heilig Abend bis zum 6. Januar ("Bobotează") gehen die Kinder mit einem Stern in der Hand und singen ganz fleißig und unermüdet von Haus zu Haus religiöse Lieder von Christi Geburt wie "Florile Dalbe", "Lerui Ler" oder "Ziurel de Ziua", sagen Gedichte auf und wünschen alles Gute für Weihnachten und das Neue Jahr.
Auf dem Land ziehen die Kinder dazu traditionelle Trachtenkleidung an, singen auch Lieder oder sagen Gedichte in ihrer Mundart auf. Der Anführer der Gruppe trägt einen Holzstern bei sich, mit Glocken und farbigen Bändern verziert. Ein Bild der Geburt Christi ist in der Mitte des Sterns zu sehen und das ganze Kunstwerk ist an einem Besenstiel oder langen Stock befestigt...
Ja, so feiert man Weihnachten in Rumänien, aber das müssen Sie unbedingt selbst erleben.
Nun freuen wir uns auf Weihnachten. Wir wünschen Ihnen vom Herzen eine ruhige und besinnliche Weihnachtszeit.
Fröhliche Weihnachten - und auf rumänisch Crăciun Fericit!
Wenn du mehr über Rumänien erfahren willst, dann besuche unseren aktuellen Rumänienadventskalender!