Der Obersteiger und das Irrlicht!


Erzählt von Ignaz Ziegler, pensionierter Bergmann aus Anina, aufgeschrieben 1942 von Alexander Tietz aus Reschitz (vgl.: Wo in den Tälern die Schlote rauchen, Bukarest 1967)

herausgesucht von Richard Kreiling aus Chemnitz/ Reschitz mit Zeichnungen von den Kindern Greta und Oskar Ehrhardt aus Potsdam
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gemaltes Bild
Greta, vielen Dank für das tolle Bild!
Eine Geschichte aus dem Banater Bergland
Es war einmal ein Ober­stei­ger, der ging ei­nes Mor­gens in die Gru­be, um die Ar­beit zu be­fah­ren. Da stand auf ein­mal ein Berg­geist vor ihm und wink­te ihm mit sei­ner Lam­pe. Der Ober­stei­ger konn­te der lo­cken­den Macht des Lich­tes nicht wi­der­ste­hen; er ver­gaß al­les um sich, sah nur mehr das Licht und folg­te ihm. Der Stein tat sich vor dem Lich­te von selbst auf und ging hin­ter dem Ober­stei­ger, der dem Lichte folg­te, wie­der zu­sam­men.
So führte ihn der Geist durch das gan­ze Ge­bir­ge und zeig­te ihm die Gold­flö­ze, und ei­nes war schö­ner und rei­cher als das an­de­re, so daß dem Ober­stei­ger vor lau­ter Be­gier­de das Herz we­he tat. Sie­ben Jah­re lang wa­ren sie so durch das Ge­bir­ge ge­wan­dert, aber den Ober­stei­ger dünk­te es bloß sie­ben Stun­den. Zu­letzt brach­te ihn der Berg­geist wie­der auf den rich­ti­gen Stol­len he­raus.
Als die Berg­leute den Ober­stei­ger er­blick­ten, den sie schon längst für tot ge­hal­ten hat­ten und dem wäh­rend der Zeit der schwar­ze Bart lang­mäch­tig ge­wach­sen war, glaub­ten sie, es sei ein Ge­spenst, und lie­fen vor ihm da­von. Der Ober­stei­ger wur­de zor­nig; er rief und droh­te, und nur mit Mü­he konn­te er sich ih­nen zu er­ken­nen ge­ben. Als er hör­te, daß er sie­ben Jah­re fort ge­we­sen war, war an ihm die Rei­he, sich zu wun­dern. Aber er dach­te sich, es sei kei­ne ver­lo­re­ne Zeit ge­we­sen, denn nun wis­se er, wo die reichs­ten Gold­flö­ze lä­gen.
Er studierte nun noch ein­mal durch, was er ge­se­hen hat­te; al­les war ihm klar, nur konn­te er sich der Stel­le, von wo er mit dem Geis­te aus­ge­gan­gen war, nicht mehr ent­sin­nen. Er ließ da an­boh­ren und dort an­boh­ren, aber ver­ge­bens. Er konn­te die Rich­tung nicht mehr wie­der­fin­den und starb vor Leid und Gram.
gemaltes Bild
Vielen Dank für das schöne Bild, Oskar!
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