Text und Fotos: Hans-Ulrich Schwerendt Video: Thomas Beckmann
Nun sind wir schon ein paar Tage in Mada, einem kleinen beschaulichen Dorf mitten im Apuseni-Gebirge. Eigentlich sollte es morgen weitergehen, da wir alle Schluchten rund um Mada und seiner näheren Umgebung erkundet hatten. Franko aber, unser Pensionswirt, erzählte uns von einem großen Fest am Sonntag, zu dem alle ehemaligen Dorfbewohner aus aller Herren Länder zurück in ihr Dorf Mada kommen, um für einen Tag gemeinsam zu feiern. Dazu solle ein Mahnmal eingeweiht werden, das ein ehemaliger Madaer aus dem Ausland gespendet hat.
Unsere Neugier war so groß, dass wir uns entschlossen, in Mada zu bleiben. Die ganze Woche hatten wir schon die Vorboten des herannahenden Festes gespürt. Jeden Tag waren mehrere Bautrupps mit schwerer Technik unterwegs und besserten mit Erde die acht Kilometer lange Schotterpiste aus, die Mada mit der asphaltierten Straße verbindet. Die vermeintliche Verbesserung geriet zu einer wahren „Verschlimmbesserung“, da die Straße immer schlechter wurde.
Am Abend vor dem Fest spürte man förmlich die Anspannung in dem Dorf. Überall wurden EU- und Rumänienfahnen angebracht, auf dem Platz vor dem Casa de Culture standen eine kleine Holzbühne und drumherum Festzelte und jede Menge Biertische. Am Sonntag wurden wir durch Glockengeläut und orthodoxe Gesänge geweckt, die durch vier riesige Lautsprecher auf dem Kirchturm in alle Himmelsrichtungen verteilt wurden. Unaufhörlich kamen nun Autos und parkten auf jedem freien Fleck. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Gottesdienst dauerte den ganzen Vormittag, viele Menschen hatten keinen Platz in der Kirche gefunden, saßen auf den Gräbern im Schatten der Bäume und lauschten den Gesängen der Priester oder unterhielten sich mit Freunden und Bekannten.
Nach dem Gottesdienst gegen Mittag zog man vor den Eingang des Kirchengrundstückes. Dort, am Ende des Weges, stand das verhüllte Mahnmal, von zwei Soldaten mit Maschinenpistolen bewacht. Davor war ein kleiner Altar aufgebaut. Die Menschen versuchten ein schattiges Plätzchen zu bekommen, da es in der Sonne inzwischen nicht mehr auszuhalten war. Die Männer in ihrer schwarzen Uniform standen stoisch in der Sonne und taten allen leid. Nachdem viele Reden gehalten wurden, fiel unter großem Beifall der weiße Vorhang, und indem es ein Priester mit Weihwasser bespritzte, wurde das Mahnmal eingeweiht.
Anschließend gab es im Schatten der Zelte ein Festessen, und danach begann das Kulturprogramm. Eine Musikkapelle spielte traditionelle rumänische Folkloremusik und es wurden alte rumänische Tänze aufgeführt.
Schließlich wurde die Tanzfläche für alle freigegeben. Gegen Abend gab es dann ein großes Feuerwerk, das erste, das es je in Mada gegeben habe, erzählte man uns voller Stolz.
Am nächsten Tag lag das Dorf wieder ganz still und verlassen da. Die Kinder Madas sind wieder unterwegs in die Welt hinaus. Nur für die etwa 50 Menschen, die hier leben, kehrte wieder Alltag ein. Und auch für uns ging es nun weiter!