Im Oktober hatten wir Besuch aus Rumänien, Pantelimon ein Mönch aus einem Kloster in Südrumänien hatte sich eine Woche "Urlaub" genommen, um sich in unserem schönen Sachsen umzusehen. Ich servierte ihm ein deftiges deutschen Willkommensmahl mit Kartoffeln und Gemüse, doch sein suchender Blick irritierte mich. Es stand aus meiner Sicht alles auf dem Tisch bereit, was zu einer Mahlzeit gehört: Besteck, Serviette, Salz und Pfeffer.
Schließlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ein Essen ohne BROT ist für einen Rumänen wie ein Tag ohne Sonne, ohne Luft und ohne Liebe zusammen. Ich stürzte zum Brotkasten und schnitt ein paar Scheiben vom Weißbrot.
Pantelimons leuchtende Augen und sein Appetit bestätigten mir, dass nun alles gut und komplett ist. Diese Szene soll Anlass sein, das Brot in den Mittelpunkt meines diesjährigen Kalenderbeitrags zu setzen.
Brot ist nicht nur das wichtigste Grundnahrungsmittel in Rumänien, sondern spielt auch eine wichtige Rolle bei festtäglichen Gottesdiensten. Dieses schöne Osterbrot - fotografiert im Kloster Bodrog, südlich von Arad - ist mit wichtigen kirchlichen Symbolen z.B. für bestimmte Apostel verziert. Es wird während der Gottesdienstzeremonie gesegnet, nach strengen Regeln geteilt und in kleinen Stücken an die Gläubigen verteilt.
In den Städten gibt es Brotkioske, die wirklich nur Brot im Sortiment haben, allerdings in verschiedenen Formen und Größen. Vollkornbrot, wie wir es kennen, gibt es hier nicht.
Auf dem Land bekommt man das rumänische Lebenselixier in kleinen Tante Emma Läden, die gemeinhin "Magazin Mixt" genannt werden. Normalerweise gibt es dort täglich frisches Brot, in abgelegenen Gemeinden allerdings oft nur aller 2 oder 3 Tage oder noch seltener. Die nette und sorgfältige Verkäuferin in der Gemeinde Râmet kann leider nur donnerstags frisches Brot anbieten.
Auch hier kann den Kunden nur aller paar Tage frisches Brot verkauft werden. Willi und ich hatten Glück.
Ich hatte Gelegenheit in der Gemeinde Râmet in einige wunderschöne mit Spezialgras bedeckten Motzenhäuser zu schauen und nutzten die Gelegenheit Erkundungen zum Thema Brot einzuholen.
In den Stuben der Bauernhäuser gibt es Öfen zum Wärmen und Kochen. Der Brotbackofen steht oft in einem Nebengebäude oder unter einem Schauer auf dem Grundstück.
Die Hausfrauen zeigen uns sehr gern und stolz ihre Backöfen in verschiedenen Farben und Formen.
Hier ist der Ofen mit einer anderen sehr wichtigen Haushaltstechnik kombiniert. Hat jemand eine Idee, welche Funktion diese Kombination außerdem hat?
Aber wie entsteht das Brot in den Hausbäckereien?
Das ist Frau Alba aus der Gemeinde Râmet. Sie bäckt jeden Samstag den Brotvorrat für die gesamte Woche und ich durfte dabei sein.
Bereits am Freitagabend wurden die Zutaten bereit gestellt und abgewogen und die Hefe "angesetzt". Um 4 Uhr am Samstagmorgen ging es los. Wasser, Mehl, etwas Salz wanderten in einen Holztrog. Für wie viele Brote wurde in dem alten Trog Teig wohl schon zubereitet?
Der Hefeansatz steht bereit und wird hinzugefügt.
Dann beginnt richtig schwere Hausfrauenarbeit. Mit sehr viel Geduld und Kraft vermischt Frau Alba alle Zutaten und knetet den Teig... insgesamt - ich wollte es gar nicht glauben - 4 Stunden lang!
Halbzeit!
Nach 2 Stunden gönnt sich Frau Alba eine kleine Kaffeepause. Unterdessen ist auch die Schwiegermutti wach geworden und unterhält die fleißige Bäckerin.
Während Frau Alba zwei weitere Stunden knetet und walkt und knetet und walkt, gehe ich noch mal ins Bett.
Als ich wieder in der Küche bin, ist Frau Alba fertig mit dem Teig und lässt ihn ein Stündchen "gehen"
Eine kleine Ruhepause für Mensch und Tier.
Frau Alba kann aber einfach nicht lange sitzen bleiben. Aus einem kleinem Teil des Teiges bereitet sie Langosch für unser Frühstück.
Unterdessen ist auch ein weiterer deutscher Tourist munter und beteiligt sich freudig an der Hausarbeit.
Der Ofen wurde schon um 4.00 Uhr am Morgen angeheizt. Nun stimmte alles, die Temperatur, die Farbe und Verteilung der Glut. Einige Brote wurden direkt auf die Glut gesetzt, andere in "Form" - also in großen und kleinen Emailletöpfen - gebacken.
Gleich ist es geschafft. Das letzte Brot bekommt eine besondere Form. Es soll am Sonntag mit in die Kirche genommen und vom Preot gesegnet werden.