Ich durchquerte 4 Monate lang Rumänien. Hier ist ein kleiner 3 Tages Auszug aus der unglaublich schönen Zeit in diesem Land.
Dienstag, 31.07.2012
Tag 143: Von Predeal nach Bușteni - 16 Km (1684 Km)
Heut geschieht eine kleine Zeitreise. Ein weiterer wunderbarer Tag. Also Zeitmaschinenschuhe angezogen, zugeschnürt und los.
Weg von der Strasse geht es heute wieder durch Wälder und über die Berge. Wunderschön. Es sind keine Menschen hier unterwegs. Was eigentlich recht schön wäre, hätte mir nicht jemand gesagt dass es in diesem Gebiet viele Bären geben soll.
Und tatsächlich finde ich sehr viele frische Spuren.
Wirklich entspannen kann ich mich daher leider nicht. Oft drehe ich mich um. Hmmmm, nix. Nur der Wind in den Bäumen der mir Streiche spielt. Etwas schneller als sonst laufe ich meine Kilometer. Um auf andere Gedanken zu kommen frage ich die Kühe ob sie Blinde Kuh spielen wollen. Leider nicht. Die Köpfe gehen zwar kurz hoch, ich ernte verständnislose Blicke, ein Muhhh und sofort gehen die Köpfe wieder runter. Dienst nach Vorschrift.
Die Landschaft gibt alles. Sie wird mit jedem Schritt schöner. Leider kann ich sie wiederum nicht lange genießen. Gerade auf der Spitze eines Berges angekommen muss ich auch schon weiter da gerade dunkle Regen- und Gewitterwolken aufziehen. Es scheint fast, als hätte die Natur diesen wundervollen Ort nur geschaffen um hier alleine zu sein.
So ziehe ich nach ein paar Fotos und einmal tief durchatmen weiter. Wenig später geht es auch schon los. Daumendicke Regentropfen fallen auf die Erde. Ich erreiche rechtzeitig den Wald, der mich wieder hinunter in's Tal führt. Über mir blitzt und donnert es gewaltig. Ganz trocken bleibe ich im Wald natürlich nicht, doch dem gröbsten bin ich entkommen.
Das schöne heute: Meine Unterkunft hab ich schon sicher. Emil, den ich in Brașov kennengelernt habe, hat Freunde in Bușteni. Und genau da geht es jetzt hin.
Aus dem Wald heraus muss ich nochmal 3 Km die Straße entlang bis ich in Bușteni ankomme.
Andrei und seine Frau nehmen mich herzlich auf. Er arbeitet 6 Monate auf dem Schiff und ist gerade für 2 Monate zu Hause. Die ganze Familie ist wieder zusammen und es gibt ein großes Fest. Ausgelassene Stimmung. Ich bekomme eine warme Mahlzeit, nehme eine Dusche und Ruhe mich etwas aus.
Dann fragt Andrei mich ob ich ihn begleiten möchte. Er holt mit einem Freund sein Auto aus der Werkstatt ab. "Klar" sag ich. Wir steigen alle drei ins Auto und los gehts. Wie wir so 20 Minuten unterwegs sind, sage ich zum Fahrer, dass ich die Straße kenne. Hier bin ich vor zweieinhalb Wochen lang gewandert. "Wo fahren wir hin, um dein Auto zu holen?" frage ich. "Nach Vulcan" sagt Andrei.
Unglaublich. Ich muss laut lachen.
Es gibt so viele kleine Dörfer in Rumänien. Und wir fahren genau zu diesem Ort. Hier bin ich vor drei Wochen durchgewandert und habe zwei sehr liebe Menschen getroffen, welche mich kostenfrei in ihrem zu Hause aufgenommen haben. Selbstverständlich, das wir kurz bei Harry und Stefi vorbeigeschaut haben, nachdem wir das Auto aus der Werkstatt abgeholt haben.
Oh, hätte ich ihre Gesichter in dem Moment einfangen können. Wundervoll. Sie schwankten zwischen Freude und Verwunderung. Ich freue mich riesig, die beiden wiederzusehen. Es gibt keine Zufälle im Leben. Danke für diesen Moment.
Es ist für mich immer etwas besonderes, wenn ich bekannte Menschen wieder sehe. Wir haben uns einiges zu erzählen. Mein Aufenthalt in Brașov, mein Versuch, die Karpaten auf zugewachsenen, selten benutzten Wanderwegen zu überqueren, meine Rückkehr nach Brașov und die vielen Menschen, welche ich entlang meines Weges getroffen habe.
Beim Abendessen bietet Andrei mir an, noch einen weiteren Tag zu bleiben, um die Umgebung zu erkunden. Sehr schön. Das heißt, zum einen ausschlafen und zum anderen, den Rucksack stehen lassen...
Tag 144: Mittwoch, 01.08.2012
Am nächsten Tag nach dem Frühstück mache ich mich zunächst auf in die Nachbarstadt Sinaia. Dort gibt es ein hübsches Schloss, welches einen Besuch wert ist.
Doch gleich darauf zieht es mich hoch in die Berge. Mit der Seilbahn geht es auf 2000 m hoch. Und ohne den schweren Rucksack hüpfe ich wie eine Gazelle von einem Stein zum nächsten. Das macht echt Spaß.
Bei besten Sonnenbrand Wetter verbringe ich 7 Stunden dort oben, wandere auf 2000 m von Sinaia nach Bușteni zurück. Traumhafte Landschaft. Ich setze mich auf einen Stein und mache Pause. Blicke einfach nur in die Ferne. Ein Adler fliegt vorbei. Stille.
Nur der Wind der durch das Gras pfeift. Wundervoller Augenblick.
Zurück in Bușteni. Andrei sagt, das ich noch einen weiteren Tag bleiben muss, denn morgen wird gegrillt. Und ich würde wirklich etwas verpassen, wenn ich da nicht mit dabei wäre...
Und es kommt wie es kommen musste. Ich bleibe noch einen weiteren Tag, denn es geht in die Berge zu einem Salzsee. Das ist ziemlich cool. Bisher habe ich davon immer nur gehört, jedoch noch nie live erlebt.
Der Aufstieg zu dem kleinen See ist etwas beschwerlich. Doch schon entlang des Weges sieht man die reichen Salzvorkommen.
Ist man dann im Wasser ist es echt unglaublich. Man kann nicht untergehen. Ja ok. Mit etwas Anstrengung wäre es sicher möglich. Doch das macht keiner. Jeder genießt das Naturschauspiel in der fantastischen Landschaft und lässt sich einfach regungslos auf der Oberfläche treiben. Lustiger Anblick.
Ich erlebte drei wundervolle Erlebnistage mit dieser fantastischen Familie welche mich einfach nicht mehr gehen lassen wollte.
Danke dafür!
Stephan’s größte Herausforderung: zu Fuß in eine völlig andere Welt
Stephan Meurisch, Jahrgang 1981, ist leidenschaftlicher Wanderer und Globetrotter. Er bewältigte mehrere Marathons, legte 780 km auf dem Jakobsweg zurück und war unter anderem drei Wochen in den Kanadischen Rocky Mountains unterwegs. Am 11.3.2012 startete Stephan Meurisch in sein neuestes und bisher größtes Abenteuer: komplett zu Fuß und ohne einen Cent in der Tasche von München nach Tibet zu gelangen. Ohne Hilfsmittel wie Rad, Pferd, Auto, Fähre etc. Ohne Geldmittel und dadurch auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen, die Stephan auf seinem Weg treffen wird. Vor ihm liegen gute 13.000 km unterschiedlichster Länder, Kulturen, Klimata und Vegetation. Sein Ziel: in zwei Jahren gesund in Lhasa ankommen.