Transalpina – die Königs­straße


Hans-Ulrich Schwerendt

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Schneemann
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Kreuz vor Berglandschaft
„Wo kommen die Autos her!!!?? Dort ist doch gar keine Straße!“ Ich sitze auf einem Gipfel im Paring­gebirge und schaue gespannt Richtung Osten, wo sich in der Ferne viele kleine Punkte über die Bergkuppen bewegen. In Gedanken lasse ich die Landkarte vor meinen Augen vorbeiziehen, aber die nächste Straße ist fast 100 Kilometer entfernt und führt durch das Olttal und nicht über die Gipfel. Aus Erzählungen weiß ich, dass es eine Schotter­straße durch die Berge geben soll, aber diese soll nur mit gelände­gängigen Wagen befahrbar sein! Aber die Geschwin­digkeit der Autos schließt eine Schotter­straße aus!
gemalte Bergstraße
Später erfuhr ich von Freunden, dass dort eine neue Straße durch die Berge gebaut wird, die Transalpina. Diese Entdeckung ließ mir keine Ruhe.
gemalte Landkarte
Zwei Jahre später war es nun soweit. Willi und ich starteten unsere Herbst­tour nach Rumänien und zuerst wollten wir die neu­gebaute Trans­alpina befahren. Inzwischen hatte ich schon viel über die Trans­alpina erfahren, Menschen getroffen, die von der Fahrt über die Berge schwärmten und im Erasmus Bücher­cafe in Sibiu/Hermannstadt eine ca. 30-seitige, im Schiller­verlag erschienene Broschüre von Amseln Roth über die neu­gebaute Straße erworben.
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Rumänien hat ja schon eine Bergstraße, die Trans­făgărășan (Trans­fogarasch-Hochstraße). In den wenigen Sommer­monaten, in der die Trans­făgărășan geöffnet und passierbar ist, wälzen sich an den Wochen­enden nicht enden wollende Touristen­ströme aus dem ganzen Land und dem Ausland die vielen Kurven der höchst­gelegenen National­straße Rumäniens hinauf, bis zum 2042 Meter hoch gelegenen Balea Lac See.
Und nun soll die Trans­alpina mit 2145 Meter Höhe die Trans­făgărășan als höchst­gelegene Straße Rumäniens ablösen. In der Broschüre von Anselm Roth erfuhr ich auch, dass die Straße über die Berge so neu gar nicht ist. Die Römer und Daker haben diese Straße schon vor 2000 Jahren genutzt, ebenso die Osmanen bei ihren Beute­zügen in Sieben­bürgen. Später wurde sie von den Schaf­hirten genutzt und erst der rumänische König Carol II. soll die Straße 1938 als strategisch und militärisch wichtige Verbindung wieder instand gesetzt haben. Dabei erhielt sie den Namen „Königs­straße“.
Berglandschaft
Wir starteten unsere Reise im Oktober. Über das Internet hatte ich mit­bekommen, dass es die Wochen zuvor viel geregnet hat, die Woche vor unserem Urlaub es sogar bis in die Tief­ebene geschneit hat. Und ich erfuhr, dass die Trans­alpina wegen des Winter­einbruchs gesperrt war.
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So starten wir in Sebeș/Mühlbach unsere Reise. Über kleine Dörfer und viele Kurven geht es langsam und stetig hinauf in die Berge. Nach 45 km erreichen wir den See Tău Bistra. Dort machen wir einen Abstecher und fahren über Forst­wege hinauf zum Tetu­kloster. Es liegt am Rande eines kleinen Streu­dorfes und man hat einen gigan­tischen Blick auf die schnee­bedeckten Gipfel des Muntii Cândrel. Da der Weg aber sehr aufgeweicht ist, laufen wir die letzten 2 Kilo­meter. Das Kloster Tet ist ein sehr kleines Nonnen­kloster. Als wir das Kloster­gelände betreten, kommt sofort eine junge Nonne. Sie zeigt uns die Kirche und erzählt uns Einiges zur Entstehung und Geschichte des Klosters.
Kloster in Berglandschaft
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Klostermalerein
Am späten Nachmittag geht es dann weiter, am Oaşa­stausee vorbei über den Tatarau-Pass wieder hinunter in das Tal, nach Obârşia Lotrului. Übernachtet haben wir in der gleich­namigen Cabana. Am nächsten Morgen geht es dann los auf das Herz­stück der Trans­alpina. Ich bin sehr gespannt, ob wir es bis hoch schaffen werden. Als wir in die Straße einbiegen, leuchtet uns schon groß das Schild entgegen „drum inchis“ - Straße geschlos­sen.
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Straßenschild
Wir bleiben vor dem Schild stehen, machen ein paar Fotos, lauschen der Stille der Natur – und fahren dann einfach weiter. Schnell sind wir über der Baum­grenze und bleiben oft stehen, weil der Ausblick gigan­tisch ist.
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Straße zwischen schneebedeckten Bergen
Hier merkt man auch sofort den Unter­schied zur Trans­făgărășan. Während man dort in einem Tal­kessel hochfährt, fährt man hier oben auf dem Berg und hat fast immer eine Weit­sicht in alle Rich­tungen.
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schneebedeckte Bergen
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Straße zwischen schneebedeckten Bergen
Die letzten Tage hat die Sonne so intensiv ge­schienen, dass viel Schnee getaut ist. So kommen wir problem­los auf dem 2145 m hohen Urdele-Pass an und ge­nießen den Aus­blick in alle Rich­tungen. Es ist absolute Stille. Sonne und kein Wind­hauch. Bis jetzt haben wir noch keinen Menschen gesehen! Ein paar verlassene Verkaufs­stände lassen uns erahnen, dass es hier in den Sommer­monaten anders ist.
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schneebedeckte Bergen mit See im Talkessel
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Straße zwischen schneebedeckten Bergen
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Straße mit Holzbuden
Wir lassen das Auto stehen und wandern auf den 2337 m hohen Vf. Mohorul. Nach einer Stunde stehen wir oben und können in alle Rich­tungen schauen. Die Aussicht ist atem­beraubend. In der Ferne sehe ich den Berg, von welchem aus ich vor zwei Jahren das erste mal die Trans­alpina gesehen habe.
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schneebedeckte Bergen
Während ich die Rund­umsicht genieße, sehe ich einen Kleinbus, der sich mühsam die vielen Kurven hinauf­schlängelt. Aber bis wir wieder unten am Pass sind, ist er wieder weg und wir wieder allein.
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schneebedeckte Bergen
Wir fahren die Trans­alpina weiter hinunter bis nach Rânca. Rânca ist ein reiner Winter­sportort, welcher im Zuge des Baus der Trans­alpina mächtig erweitert wurde und wird. Tou­risten gibt es jetzt keine, aber Un­mengen von Bau­arbeiten. An jeder Ecke ent­stehen neue Hotels, Pensionen, Res­taurants, überall wird gebaut. LKW schleppen mühselig und überladen Bau­material hoch.
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Touristendorf vor schneebedeckten Bergen
Wir essen in einem der Res­taurants eine Ciorba (Suppe) und fahren die Trans­alpina wieder hoch in die Berge. Kurz vor dem höchsten Pass suchen wir uns auf dem Vârful Muntinul Mic (2062 m) einen schönen Zelt­platz und sammeln Feuer­holz. Die vielen Feuer­stellen lassen erahnen, dass wir in den Sommer­monaten hier nicht allein wären.
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Lagerfeuer mit Mondsichel
Später liege ich am Feuer und genieße in der mond­losen Nacht die Milch­straße in ihrer Schön­heit, wie man sie nur in den Bergen erleben kann! Die Trans­alpina ist ein guter Start für unseren Berg­urlaub!
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Milchstraße
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