Der Bergmann Sonntag und die Gerechtigkeit


aus: Alexander Tietz:
Märchen und Sagen aus dem Banater Bergland
Kriterion Verlag Bukarest, 1976


herausgesucht von Richard Kreiling

Losen’S, wie des war. Der Sunntag war a alter Bergmann in Sekul. Un‘ er hat an Konflikt ghabt mit die Herren. In der Gruben is in aan Stollen die Zimmerung eingrumpelt, wissen’S, un‘ sie haben die Schuld af ihn gschoben. Er war aber unschuldig. Er hätt solln entlassen wern. Dann is er in der Nacht um zwölf Uhr zum Schacht naufgangen un‘ hat glitten mit der Schachtglocken. Früher haben s‘ am Schacht oben a Glocken ghabt, mit der haben s‘ zum Schichtwechsel glitten, dreimal am Tag: um sechs, um zwölf und af d’Nacht um sieben Uhr. Und der Sunntag is hergangen und hat glitten um zwölf Uhr in der Nacht! Des ganzi Dorf is rebellisch worn. Sein kummen die Weiber gloffen (sie haben können glauben, a Grubenunglück is), sein kummen die Herren, die Gendarmen – er hat noch besser glitten!
„Herr Sonntag, was ist los?“
Sagt er: „Die Gerechtigkeit is gstorben, ich läut sie aus!“
Mit dem hat er die Herren beschämt; denn er war im Recht. Er is nit mehr entlassen worn!
Über des hat ma noch lang glacht, daß der aldi Sunntag die Gerechtigkeit ausglitten hat.
Oft haben die Alten gsagt: „Der Sunntag hat recht ghabt! Die Gerechtigkeit is gstorben!“
Menschen stehen vor einem Sarg
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