... das hatte früher einmal etwas mit Pioniergeist zu tun, dann war es was für besser Betuchte und später kam auch der Normalbürger in den Genuss des Fliegens. Damit eröffnete sich ein Marktsegment, um welches heute zahlreiche Airlines um die Kundschaft wetteifern. So gut, so schön, aber dass dieses Wetteifern soweit geht, dass der Kunde ab Kauf seines Tickets bereits ein vergessener Kunde ist, soweit denkt man nicht vorab. So hat sich heute die Wortfolge "In die Luft gehen" zu einer rein emotional besetzten Metapher gewandelt ... auch Dank Air Berlin!
Aber worum geht es hier an dieser Stelle? Es war der 10. September 2016 ... ich beim Check-in auf dem Airport Berlin Tegel. Hoffentlich geht alles klar mit dem Gepäck. In dieser Sache bin schon schon ein gebranntes Kind, denn bei Flügen nach Rumänien ist mein Gepäck schon mehrmals verspätet angekommen. Die maximale Verzögerung betrug dabei 3 Tage. Aber warum so negativ eingestellt? Es ist Urlaub, die Reise beginnt und heute Abend werde ich mit meinem Wanderfreund Hans-Ulrich Schwerendt in Timisoara zusammentreffen. Der Flug von Berlin Tegel ging pünktlich ab, ebenfalls die Landung in Bukarest und der Weiterflug mit Tarom von Bukarest nach Timisoara. Als ich den Flieger in Timisoara verlies, stand ich draußen nur wenige Meter neben dem ehemaligen rumänischen Präsidenten Basescu. Auch er war mit einer Delegation im gleichen Flieger von Bukarest nach Timisoara gereist. Na, wenn das nichts zu bedeuten hat?!
Nun aber wurde es interessant, denn im Gepäckraum setzte sich das große Förderband in Betrieb und gab ein Gepäckstück nach dem anderen frei - bis ... ja bis auf das meinige! Ich stand nun allein im Gepäckraum und ging wenig später hinaus in die Vorhalle zum Schalter von Tarom. Dort war zunächst niemand anzutreffen. Nach 30 Minuten kam eine Dame und nahm mein fehlendes Gepäck auf. Was für ein Gepäckstück? Großer Rucksack, Marke Jack Wolfskin / Escalade 80. Farbe? Farbe? Ja, was für eine Farbe hat er? Da man das gute Stück ja immer auf dem Rücken trägt, hat man keinen optischen Bezug dazu. Also in jedem Falle dunkelfarbig ... ich tippte auf dunkelblau. Die Daten waren aufgenommen und die Dame von Tarom versicherte mir, alles umgehend weiterzuleiten. Als Beleg erhielt ich ein Blatt Papier mit der Aufschrift "Property irregularity Report" auf welchen auch die für Nachfragen so wichtige "File Reference Nummer" vermerkt ist. Telefonische Nachfragen bei Tarom in Timosoara sind erst am kommenden Tag gegen Mittag möglich. ... Mit dem Taxi ging es nun auf nach Timisoara, wo mich mein alter Wanderfreund Hans Ulrich Schwerendt bereits im Hostel Nord erwartete. ...
Und der Hans staunte nicht schlecht, wie ich da so mit meinem kleinen Jägerrucksack (sprich: Handgepäck) ankam. Wie schon gesagt, ein "gebranntes Kind" sorgt vor und so hatte ich im Handgepäck all die Dinge, welche für die weiteren Unternehmungen besonders wichtig sind: Watlatschen, Höhlenbeleuchtung, Reservebatterien, Fotoapparat, Papiere und Moneten, 1 Höhlenkriecherhose, eine kurze Sporthose und sogar ein Handtuch. Ergänzend dazu trug ich am Leibe die Wanderhose, Wanderschuhe, Fleece- und Wetterjacke. Also schon einmal eine gute Minimalausstattung! Nun galt es schnell die Servicenummer von Air Berlin ausfindig zu machen. Das ansich war kein Problem, aber die hartnäckige Warteschleife zu überwinden schon. Irgendwann klappte es und ich hatte einen jungen Mann am Ende der Leitung. Er konnte mir immerhin schon bestätigen, dass meine Suchanzeige von Tarom bereits eingegangen ist und auch, dass mein Rucksack wahrscheinlich noch in Berlin Tegel liegt.
Soweit schaut ja alles ganz gut aus und wir starteten zu einem abendlichen Stadtbummel durch Timisoara. Gleich am ersten Geschäft kaufte ich mir noch Zahnputzzeug und Haarwäsche. Nun aber auf ins Vergnügen durch das belebte Stadtzentrum. Schließlich haben wir Urlaub ... und was kann mir Besseres passieren, wenn ich meinen schweren Rucksack nicht selbst nach Resita transportieren muss! Sicher werden wir morgen Mittag die ersehnte Antwort bekommen: "Der Rucksack ist in Timisoara eingetroffen und wird sogleich nach Resita geliefert!" Alles wird gut!
Am nächsten Morgen rechechierte ich im Internet zunächst nach einem Foto meines Rucksacks und wurde bei Amazon fündig. Mist, der Rucksack ist schwarz. Eine Bildkopie sendete ich sogleich per eMail an Tarom und korrigierte die Angaben zum Farbton. Hans vesuchte während dieser Zeit mit seinem Handy erneut Berlin Tegel telefonisch zu erreichen. Nach einigen "Rausflügen" aus der Leitung und Ewigkeiten in der Warteschleife hatten wir eine sehr kompetente und freundliche Dame am Telefon. Diese bestätigte uns, dass der Rucksack noch immer in Berlin Tegel liegt, wobei sie leider nicht sagen, kann wann das Gepäck nach Rumänien rausgeht. Zudem teilte sie mir noch die Flughafen-interne ON HAND Nummer mit, über welche in Tegel der Fall bearbeitet wird. Auch hier korrigierte ich nochmals die Farbangabe meines Rucksacks. Aber man weiß ja bereits, dass mein Rucksack noch in Tegel liegt. ...
Unsere Reise ging nun per Zug weiter nach Resita. Wir nahmen die Bahnstrecke über Caransebes, wo wir einen längeren Aufenthalt hatten. Eine günstige Gelegenheit, das Stadtzentrum zu besuchen. Der arme Hans hatte natürlich ganz schön zu schleppen an seinem großen Gepäck, während ich mir vorkam, als würde ich mal eben die Frühstücksbrötchen vom Bäcker holen 🙂 ... Danke Air Berlin! ... Auf dem Bahnhof von Caransebes gibt es keine Gepäckaufbewahrung, dafür aber einen sehr freundlichen Bahnhofsvorsteher, in dessen Büro Hansen´s Rucksack gut verwahrt wurde. Mit dem Stadtbus fuhren wir ins Zentrum von Carasebes und der Busfahrer erkundigte sich gleich bei uns mit der Frage "Deutsch"? Ja Deutsch. Er hat einige Zeit in München gearbeitet. Als was? Busfahrer. Oh je, bei dem Verkehr dort, sagten wir. Und er: "Ja, jeden Abend Koopf kapuut". Zur Mittasgzeit kehrten wir in ein gemütliches Restaurant ein. Und Mittagszeit bedeutete uns auch, erneut telefonischen Kontakt mit Tarom in Timisoara aufzunehmen. Aber selbst der "technikkommunikationstalentierte" Hans scheiterte unentwegt an einem unbesetzten Telefon. Bis zu unserer Ankunft in Resita hatten wir wohl über 30-mal vergeblich versucht den Airport Timiosara zu erreichen. Kommunikationsfreudiger war hingegen unser Bahnvorsteher in Caransebes. Er tauschte mit mir die Handynummern aus und wenn wir wieder einmal in Caransebes vorbeikommen, einfacher Anruf und die Gepäckaufbewahrung geht klar! Da ist sie wieder, die umwerfende Gastfreundschaft - ospitalitate in tara romaneasca!
Als unser Freund Horst Neff uns vom Bahnhof in Resita abholte, sagte ich erst einmal nichts und ging auf ihn mit meinem kleinen Jägerrucksack draufzu. Das hat ihn augenblicklich verwirrt ... "Juung wos host für ein Sackerl, bist jo gonz nackig?" Ja, lieber Horst, man wird eben älter und da geht´s nicht mehr so mit dem großen Gepäck! "Jung, wos host früher für ähn großes Sackerl ghobt, an die 30 kg ...". Aber er ahnte schon, dass etwas faul an der kleinen Komödie ist und ich erzählte die ganze bisherige Geschichte - die so schnell noch kein Ende finden sollte. ... Daheim bei unserer lieben Gastfamilie Neff versuchten wir erneut den Airport Timisoara zu erreichen - keine Chance! Horst hat einen guten Freund vom Höhlenclub Exploratorii, welcher in der Wetterstation des Airports Timmisoara arbeitet. Diesen rief er an und schilderte unser Problem. Nach kurzer Zeit kam der Rückruf: "Ihr könnt jetzt anrufen!". Gesagt - getan ... eine nette Dame gab kund, dass von meinem Rucksack noch keine Nachricht eingetroffen ist. Wir vereinbarten aber, dass Timisoara Airport uns telefonisch kontaktiert, sowie der Rucksack dort eintreffen sollte.
Es ist Montag, der 12.09.2016 ... ein neuer Tag ... an dem sicher auch wieder blecherne Luftmaschinen von Air Berlin nach Bukarest fliegen und gaaaanz sicher den ersehnten Rucksack nach Rumänien bringen werden!!! Nach dem Frühstück erwartete uns aber zunächst ein anderer Höhepunkt, denn Horst sein Enkelsohn wird heute in der Deutschen Schule in Resita eingeschult. Das wollten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Kinder, Eltern, Verwandte und Bekannte hatten sich herausgeputzt und trafen voller Erwartung auf dem großen Schulhof zusammen. Plötzlich klingelte mein Telefon, es war Tarom Bukarest, sie wollten sich noch einmal rückversichern, dass mein Rucksack schwarz ist. Ja, schwarz, schwarz, schwaaaaarz!!! Aber das hatten wir ja schon Sonntagmorgen klargestellt. Aber immerhin, Tarom scheint sich zu kümmern und kontaktiert sogar von sich aus den Kunden. Das ist doch schon was! Christian, Horst sein Sohn, rief dann noch einmal bei Tarom zurück und vereinbarte mit denen, dass beim Eintreffen meines Rucksacks dieser nach Resita geliefert werden soll. ... Toll, nun wird bald alles gut!
Am Nachmittag nach dem Kaffee bei Familie Neff, kontaktierten wir erneut Berlin Tegel und hatten am anderen "Ende" eine sagen wir mal eher unkompetente Dame. Angeblich könne sie uns keine Auskunft geben, weil ihr Computer abgestürzt sei. Dann starten Sie bitte neu oder setzen sich an einen anderen Computer. Plötzlich schien er wieder zu funktionieren. Das Debakel fand aber kein Ende, denn über die "File Reference Nummer" könne sie angeblich gar nichts ausfindig machen. Aber Sie haben doch noch die hausinterne ON HAND Nummer, schaun Sie doch dort bitte einmal nach. Das lehnte sie erst ab, tat es aber dann doch - mit dem Ergebnis, dass es kein Ergebnis gab. Sie wisse nichts und könne uns keine weiteren Informationen geben. Der ansich so unendlich und in jeder Situation immer - wirklich immer - Ruhe bewahrene Hans geriet beinahe außer sich, aber auch das schien die Teilnehmerin am anderen Ende eher nur zu ermüden. Dann ich nochmal: "Liebe Dame, Sie müssen doch einen Vorgesetzten haben. Wir hätten gerne die Telefonnummer des Vorgesetzten, um uns dort zu beschwerem." Die Antwort war kurz: "Sie können sich nicht beschweren, solange die 5-Tagefrist nicht um ist". So lange, das muss der Fluggast wissen, hat die Airline Zeit, das Gepäck ausfindig zu machen und nachzuliefern. Aber einen übergeordneten Chef zur Beschwerde gäbe es auch nach dieser Frist nicht. Uff! Unser Freund Horst klopfte sich massiv vor Lachen auf die Schenkel ... was, das ist Deutschland? Nun gut, wenigstens seiner Durchblutung hat´s gut getan ... meiner aber auch, wegen der Erregung!
Nachdem wir also alle gut "durchblutet" waren, nutzten wir die Zeit für einen Spaziergang in das alte Industrieviertel und die Altstadt von Resita, wo wir die alten Hochöfen und die orthodoxe Kathedrale besichtigten. So langsam wurde es aber auch Zeit, Sorge zu tragen für den Fall, dass mein Gepäck nicht eintreffen würde. Also bestand meine nächste Neuanschaffung in einem T-Shirt! Aber auch das war nicht so ganz einfach, scheint es doch nicht viele Angebote in der Grösse XL zu geben?! Dann aber ... Glück gehabt, ich bin nun glücklicher Besitzer eines himmelblauen Shirts mit der Aufschrift "RISE and SHINE" 🙂 ... Dadurch motiviert und auch weil man in dem tiefen Tal von Resita nicht die Air Berlin Luftmaschinen sehen kann, schauten wir auf die riesige alte Förderbrücke, welche über Resita hinwegführt ... da hätten wir doch eine bessere Weitsicht ...
... Also sind wir raufgestiegen auf die Förderbrücke ... ja, wohl wissend, dass es verboten ist, diese zu überschreiten. Aber hier handelte es sich ja um einen Notfall, wir wollten nur nach den Air Berliner Blechmaschinen Ausschau halten. Und überhaupt, das richtige Shirt dafür hatte ich ja nun auch! Die Ausblicke, welche wir durch die Löcher der tragenden Rahmenkonstruktion hatten, waren beeindruckend und schwindelerregend. ... Also wirklich, das hätten wir ohne unsere Not nie gemacht! Als wir abends bei Horst ankamen, erkundigte er sich - durchaus zielgerichtet - wo wir denn noch waren. Unsere Schilderung und seine Vermutung ergaben selbiges 🙂 ... Anbei bemerkt, die gute Bausubstanz dieser einmaligen historisch-technischen Förderbrücke ist außerordentlich gut erhalten und als "Wahrzeichen der Stadt" ohnehin nicht mehr wegzudenken! Horst erzählte uns, dass er am nächsten Tag hinauf nach Wolfsberg (Garana) muss. Eine gute Gelegenheit, mal wieder diesen schönen Ort zu besuchen! Aber an diesem Abend gilt es noch viel Luft in Horstis Birnenschnapsflasche zu lassen!
Es ist der 13.09.2016 ... Am frühen Morgen starten wir mit Horst hinauf nach Wolfsberg. Es ist Nachsaison und der langgestreckte Ort befindet sich in einem Vorwinterschlaf. Während Horst an seinem Haus einige Handwerkerarbeiten zu beaufsichtigen hat, nutzten Hans und ich die Zeit für einen Spaziergang hinauf zum großen Kreuz. Hier oben endet der vor zwei Jahren eröffnete Kreuzweg, welcher direkt neben der Kirche in Wolfsberg beginnt. Die Arbeiten wurden von zahlreichen Wolfsberger Familien u. a. mit Wolfsberg verbundenen Perönlichkeiten gesponsort und unterstützt. Eine Schautafel gibt darüber Auskunft. Wir lesen auf ihr: "... geweiht am 3. August 2014 von Pf. József Csaba Pál. römisch-katholischer Domherr zu Temeswar und Erzdechanant des Banater Berglands. ..."
Oben am Kreuz angekommen, nutzten wir die Nähe zum Himmel, an dem ja auch die Air Berliner entlangkommen mögen und Hans ist schon wieder damit beschäftigt, sich in der telefonischen Warteschleife von Air Berlin zu tummeln, während ich schnell eine E-Mail an Tarom absende. Flugs hat bei Hans die Warteschleife geendet und eine Dame teilte uns mit, dass mein Gepäck dort nicht gefunden wurde und dies im Falle des Auftauchens nach Berlin zurückgesendet werden soll?!? "Und überhaupt", sagte die Dame etwas erregt, "... wissen Sie denn, was hier am Flughafen in der Gepäckabteilung los ist? Die Leuten wissen kaum noch was sie zuerst erledigen sollen!" .... Zu aller Verwirrung erhielt ich wenig später auch noch eine Rückantwort von Tarom, welche darin Kund tut, dass Berlin Tegel derzeit nicht auf ihre Anfragen antwortet. Boaaahhhh, die haben wahrscheinlich wirklich viel zu tun?!?!?!?
Wenig später klingelt Hans sein Handy erneut. Unser Freund Gerd Ballas (http://www.brebu-nou.de/) ist in Wolfsberg und er würde uns für einige Stunden mit hinüber nach Weidenthal (Brebu Nou) nehmen. So stiegen wir schnell hinab nach Wolfsberg und kehrten gemeinsam mit Gerd bei "Rascruce" auf eine Ciorba, bere ursus und afinate ein. So erzählten wir Gerd erst einmal unser Abenteuer mit Air Berlin. Erneut riefen wir noch einmal Tarom in Bukarest an und schon nach 10 Sekunden hatten wir dort einen Ansprechpartner. Dieser bestätigte uns nochmals, dass Air Berlin und Berlin Tegel nicht auf die schriftlichen Anfragen antworten. Erneut machten wir uns den Spass und gingen in die Warteschleife von Air Berlin. Irgendwann klappte es dann auch dort. Wir konfrontierten die etwas genervte Dame mit dem, was uns Tarom gesagt und geschrieben hat. Daraufhin antwortete diese knapp: "Sie müssen nicht alles glauben was die Rumänen sagen"! ....
"Ziua Sfantului Gerdulescu Ballas" ...
... "Tag des Heiligen Gerd Ballas" ... so wird der 13.09.2016 künftig als orthodoxer Feiertag für alle weltweit agierenden Bergwanderer in die Annalen der Weltgeschichte eingehen! Die ersten orthodoxen Klöster fertigen gar schon Ikonen von unserem neuen Heiligen! ... Mit großem Herzen und unfaßbarer Nächstenliebe lud uns Gerd auf den Dachboden seines Hauses in Weidenthal ein, schüttelte sein offenes Haar und sagte: "So, Willi, schau mal, was du alles gebrauchen kannst". Da war die Auswahl zwischen drei Schlafsäcken, einer Isomatte, einem Zelt und einem nagelneuen Wanderrucksack. Es war wie im Paradies! Im Anschluss daran gab es noch ein weltliches Abendmahl mit Brot und Wein als Grundlage und einigen leckeren upgrades dazu. Erst jetzt wurde uns wieder klar ... Wir sind im Urlaub! Noroc, sanatate, multi ani, noroc ... Dann schaute Gerd mal schnell im Internet nach, was man über Air Berlin so alles findet ... und man fand einiges! Hätte ich das vorher gelesen, so wäre meine Anreise sicher anders verlaufen! Und überhaupt, wie schnell war denn hier in einem abgelegenen Bergdorf das Internet? Zackiger Seitenaufbau, wie man es so in Deutschland kaum kennt. Also, es scheint nicht nur Air Berlin zu sein, wo´s hängt 🙂 ... Am Abend verabschiedeten wir uns von Gerd, seiner lieben Frau Rodica und Gerd fuhr uns noch hinüber nach Wolfsberg. Mit Horst ging es dann wieder hinunter nach Resita, wo erneut eine sich scheinbar immer wieder selbst füllende Birnenschnapsflasche dem Herunterfahren der Gemüter diente ... noroc, sanatate, multi ani, ... Zu später Stunde standen die Rucksäcke gepackt und wir schlummerten tief.
14.09.2016 ... Heute also sollte unsere Tour in den Banater Karst endlich starten. Zuvor kauften wir noch ein paar Lebensmittel ein. Den Supermarkt verlassend, fiel mir dann auf, dass noch etwas ganz Wesentliches für meine Ausrüstung fehlt! Es war der Löffel! Vor vielen, vielen Jahren, während meiner Schulzeit im Chemieunterricht, ist unser alter Lehrer einmal vom Thema abgekommen und er erzählte uns etwas über seine Militärzeit während des 2. Weltkriegs. "Das Wichtigste, was man in der allerschwersten Zeit benötigt, ist der Löffel!" ... so unser Lehrer. Und wie Recht er hatte. In den weiteren Tagen unserer Tour stellte ich fest, dass man mit einem Löffel sogar Wurst schneiden und andere Speisen quetschen und breitstreichen kann ... abgesehen vom Suppe "fassen"! Ein Messer war auf der ganzen Tour fast nicht von Nöten. Und jede Wette, einen grimmigen Bären hätte ich damit wohl auch noch zum Totlachen gebracht!
Wenig später fuhr uns Horst mit seinem Auto nach Iabalcea, wo wir hinter dem Ort mit Sack und Pack über Valea Comarnic Richtung Cheile Carasului starteten. Geplant war eigentlich die Tour ab Beginn der Schucht bei Carasova. Aber so konnten wir zum einen den Verlust von 2 Wandertagen ausgleichen und - so uns das Wetter gut beibehalten bleibt - am Ende der Tour noch einmal von Carasova aus den vorderen Teil der Schlucht begehen. ... Bereits im Jahr 2000 fasste ich den Plan, den grossen Verbund der Schluchten im Anina-Gebirge in einem Stück abzuwandern. Der Unfall eines Freundes zwang uns dann aber, die Strecken nur teilweise und in großer Eile zu begehen. Seit dieser Zeit schwirrte mir die wunderschöne und liebliche Karstlandschaft immer wieder im Kopf herum und es war eigentlich schon eine "zwanghafte" Folge eine einmal ins Herz geschlossene Region wiedersehen zu wollen. ....
Weit vor dem Ende der Valea Comarnic zweigt eine Markierung vom breiten Forstweg ab und wir befinden uns auf einer ehemaligen Kleinbahnstrecke, welche bis hinüber nach Anina verläuft. Wie in einem verwunschenen Märchenfilm stehen wir vor dem ersten alten Bahntunnel dieser Wanderstrecke, dem "Tunel Cheia" ...
Nach dem Tunel Cheila folgt die ehemalige Kleinbahnstrecke stets dem Caras-Bach bis zur alten Brücke bei Megiureca. Immer wieder verläuft die romantische und teils völlig zugewachsene Strecke durch schmale, einst in den Fels gehauene Schluchten.
Am frühen Nachmittag erreichten wir Megiureca. Hier wollten wir unser Lager errichten und standen zunächst vor einer komplizierten Entscheidung. Hans wollte lieber oben nahe der Brücke zelten und ich direkt unterhalb dieser, dort wo die Bäche des Caras und des Buhui zusammenfließen. Am Ende unserer Entscheidungsdebatten holte ich mein "ASS" aus dem Ärmel und sagte: "Hans, schau mal, was ist in Anbetracht meines Schicksals, welches ich durch Air Berlin derzeit erleide passender als dieser Ort, wo wir UNTER DER BRÜCKE SCHLAFEN müssen." Da musste der Hans einfach nachgeben ... Danke Air Berlin!!! Aber auch Hans hat den schönen Platz unten am Wasser letztendlich zu schätzen gewusst. Nachdem wir unsere Zelte unter der Brücke errichtet hatten, machte ich mich noch einmal auf den Weg querfeldein hinauf Richtung Vf. Navesu Mare. Bereits kurz nach dem steilen Anstieg gelangt man zu mehreren kleinen Höhlen ... Bis spät in die Nacht hinein saßen wir dann noch am Lagerfeuer und genossen den Sternenhimmel!
Am nächsten Morgen überschritten wir natürlich zu Beginn der Wanderung die alte Brücke von Megiureca. Man sollte - sofern das große Gepäck das Balancieren erschwert - schon schwindelfrei sein! Ansonsten lässt sich die Strecke auch problemlos direkt über den Caras-Bach queren! Jetzt folgen wir der Markierung "blaues" und "rotes Band" der Cheile Buhui in Richtung Marghitas. ... Später muss man - der Markierung folgend - ein weiteres Mal den Buhui-Bach zweimal queren (siehe Foto), was bei Niedrigwasser, wie wir es hatten, ein Kinderspiel ist! Während Hans von Stein zu Stein hüpft, stehe ich bereit zu dokumentieren, falls es doch einmal Platsch machen sollte. Aber das macht der Hans bei mir ja auch 🙂 ...
Auch hier durch die Cheile Buhui ist der Verlauf der ehemaligen Kleinbahnstrecke von einem ständigen Wechsel lieblicher und dramatischer Karstlandschaften geprägt. Es folgen zwei weitere Eisenbahntunnel und nachdem man an einer ehemaligen Brücke den Caras-Bach zur rechten Talseite überquert hat, folgen drei weitere Höhlen, welche sich unmitelbar an der Wegstrecke befinden . Diese sind allsamt leicht zu begehen ... bis auf ein klitzekleines Löchlein der Höhle "ER2237", durch das ich einmal die Kamera halte und sich erneut ein größerer Höhlenraum eröffnet. Dieses kleine Löchlein sollte uns später noch beschäftigen ... aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte, über die wir dann mal auf dem nächsten Treffen der Rumänienfreunde berichten werden 🙂 ...
"Hotel Marghitas" ...
... die frühere Cabana Marghitas! Mit was für einer Freunde hatte ich vor unserer Tour von Freunden aus Anina bereits die Nachricht erhalten, dass die nach dem Jahr 2000 verlassene Cabana nun wieder als Hotel hergerichtet ist. Wir hatten auch die Wahl nach der Cheile Buhui direkt in Anina oder Steierdof zu übernachten, aber Marghitas ist für mich eine solche Goldperle, dass ich ihr unmöglich untreu werden könnte! Allein schon der Morgenkaffee bei Sonnenaufgang auf dem Balkon des Hotels in dieser abgelegenen Landschaft entschädigt für alles ...
Am frühen Nachmittag erreichten Hans und ich also Hotel Marghitas und wurden freundlichst von der Hotelchefin Erika Varga begrüßt. Das sie Ungarin ist, wussten wir schon und das verknüpfte sich mit der unabdingbaren Erwartung, dass es hier eine gute Küche gibt. Wir wurden in den nächsten Tagen nicht enttäuscht, denn eher mehr als nur positiv überrascht. Da kann man wieder einmal sehen, wozu rumänisch-ungarische Partnerschaft in der Lage ist! Und ich sag´s ja immer: Eine weltoffene Gemeinschaft ist zu höheren Dingen fähig! ... Wir nutzten den Nachmittag noch für einen Spaziergang durch die Valea Marghitas, in der wir die gleichnamige Höhle "Pestera Marghitas " besuchten. Auf dem Rückweg fand sich eine riesige Eule zum Fotoshooting ein. Das war für den wunderschönen Tag noch das i-Tüpfelchen!
50 Touristen können hier in dem neuen Hotel - man könnte auch sagen "Wanderhotel" - beherbergt werden. Zudem gibt es hier auch einen neu hergerichteten Konferenzraum. Die Kontaktdaten lauten: Hotel Marghitas / Varga Erika / Tel.: 0040-774-604101 / Mail: motelmarghitas@gmail.com / Comuna Anina ...
Am nächsten Morgen wurden Hans und ich von einem Kleinbus der Primaria abgeholt. In Begleitung von Cristian Stoica (Leiter der Tourismusabteilung), Cristian-Liviu Mosoroceanu und Florin Lataretu, besuchten wir einen Tag lang interessante Orte in und um Anina/Steierdorf. Es war ein sehr aufregendes Programm inmitten einer geschichtsträchtigen Region, welche stets multiethnisch geprägt war - und wie am Beispiel von Hotel Marghitas zu sehen ist - sich diese Tradition erfolgreich fortsetzt!!!
Zitieren wir kurz etwas zur Historie von Anina - Steierdorf: "Am 24. Juni 1773 gründete man die Holzhacker- und Köhlerkolonie Steirer-Dorf, später Steyerdorf oder Steierdorf. Im Jahre 1850 bekam man hier die Erlaubnis, Wochenmärkte zu organisieren. Am 1. November 1859 wurde die Gemeinde Steierdorf aus der Taufe gehoben, dadurch, dass man der Kolonie eine eigene Verwaltung gewährte. Im Jahre 1898, infolge eines Gesetztes der ungarischen Verwaltung, durch das man bestimmte, dass eine Ortschaft einen ungarischen Namen tragen muss, bekam Steierdorf den Namen Stajerlakanina. Im Jahre 1920, nachdem der Großteil des Banats zu Rumänien fiel, wurde die Gemeinde Steierdorf - Anina benannt, und am 27. September 1952 wurde aus der Gemeinde eine Stadt, genannt Anina. ..." (Auszug aus dem Buch "Anina - Steierdorf ... Gheorghe Jurma, Erwin Josef Tigla, ISBN 978-973-1929-48-4).
Es war die Steinkohle, welcher der Ort Anina einst seine Entstehung zu verdanken hat. Diese bedeutete aber Segen und Fluch zugleich, denn in den vielen Jahren des Steinkohlebergbaus ereigneten sich verheerende Minenunglücke. Oft war es ein Gemisch aus Kohlenmonoxid, Kohlenstaub und Methangas, welches zu Explosionen und Bränden in den Bergwerksschächten führte. ...
Der Auslöser des Steinkohlebergbaus war ansich ein ganz banaler und wir zitieren noch einmal aus dem bereits erwähnten Buch einen Artikel von Alexander Tietz, welcher eine Sprachnotiz von Josef Skala, gewesener Steiger, 90 (1957), zu Buche führte:
Wissen Sie, wer die Aninaer Steinkohle entdeckt hat? Ein Schwein. Die Steinkohle war ganz nah an der Oberfläche gelegen, nur mit einer dünnen Grasschicht bedeckt, und das Schwein hat mit seinem Rüssel die Scholle von der Kohle fortgewühlt. Zufällig machten die Schweinshalterbuben von Steierdorf gerade an der Stelle, wo das Schwein die Steinkohle bloßgelegt hatte, ihr Lagerfeuer. Auf einmal merkten sie, dass der Stein unter ihrem Feuer brennt! Ein Bub nahm ein Stück von dem "Schwarzen Stein", der brennen kann, mit ins Dorf und zeigte es seinem Vater. Der Vater, ein Holzschläger namens Nikolaus Hammer, zog sein Sonntagskleid an, wickelte den Stein in ein Schnupftuch und trug ihn zu der Königlichen Bergdirektion nach Orawitz. Als die Herren den Stein sahen, wurden sie auf einmal sehr freundlich. Sie klopften dem Mann auf die Schulter und ließen ihm bei der Kasse eine Belohnung von fünfzig Gulden auszahlen. So ist die Kohle von Anina aufgefunden worden. Das war im Andreasgraben im Aninaer Tal. Dort wurde der erste Schacht Purkaru-Schacht getauft. Purkar bedeutet auf Rumänisch Schweinshalter."
Im Jahr 2007 wurde auch die letzte Steinkohlegrube geschlossen und zurück blieben die noch erhaltenen technischen Monumente, wie etwa die stählernen Fördertürme und teils noch vollständig erhaltene Förderanlagen, wie etwa jene von Schacht 4 (Kollowrath), welcher der 1. eröffnete Schacht in Anina war. Zuvor gab es dort nur den reinen Grubenabbau. Oben im Bild sehen wir den Zentralschacht von Anina, dessen tiefste Sohle bis auf 1453 m reichte. Heute ist der Schacht zugeschüttet. Von den technischen Anlagen findet man aber noch zwei beeindruckene Dampfzylinder vor, welche für den Antrieb der riesigen Seiltrommel (ebenfalls noch vorhanden) sorgten. ...
Zur Mittagszeit fuhren wir zum Bahnhof von Anina. Denn bald trifft hier die weithin bekannte Banater "Semmeringbahn" ein. Im Bahnhof hat die Gemeinde einen Saal für die Touristen hergerichtet. Hier haben sie Gelegenheit, einen kleinen Imbiss und Getränke zu sich zu nehmen, Souvenirs zu kaufen oder am Infostand nach sonstigen Dingen Anina und Steierdorf betreffend Erkundigungen einzuholen. Am Imbissstand lernten wir Izvernari Ghita kennen. Er ist Inhaber der Pizzaria "The Gallery" im Zentrum von Anina. Wir kommen später darauf zurück. Izvernari Ghita ist begeisterter Fotograf und verfügt über einen riesigen Fundus an historischen Fotografien. Eine kleine Auswahl kann der Bahnreisende direkt neben dem Imbiss bewundern. An dieser Stelle wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass Herr Cristian-Liviu Mosoroceanu über den wohl größten Fundus an historischen Dokumenten zur Ortsgeschichte sowie des hiesigen Steinkohlebergbaus verfügt. Er ist sozusagen das wandelnde Geschichtsbuch des Ortes und seines Umlandes. Das alles wird sicher erst in Zukunft von großer Bedeutung sein, denn die Gemeinde Anina hat den Tourismus als künftiges Potential wohl erkannt und neben dem Tourismusbereich am Bahnhof auch ein neues Tourismus-Informationszentrum in Steierdorf eröffnet.
Nachdem wir einige Punkte in Steierdorf besichtigt hatten, stieg beim Tourismus-Informationsbüro ein junger ortskundlicher Mann hinzu, mit dem wir noch zwei beeindruckende Höhlen besuchten. Das obere Bild zeigt die Pestera Plopa im Minis-Tal. Im weiteren Verlauf stösst man auf wunderschöne riesige Sinterbecken. Tipp: Watlatschen nicht vergessen! Im Anschluss daran besuchten wir noch die Pestera Ponor. ... Am späteren Nachmittag erledigten Hans und ich noch Einkäufe für den nächsten Tag und besuchten die wunderschöne orthodoxe Kathedrale von Anina.
Nach dem Besuch in der orthodoxen Kathedrale von Anina blieb uns noch etwas Zeit und wir suchten die Pizzeria "The Gallery" im Zentrum des Ortes auf. Bei der Kellnerin erkundigten wir uns nach dem Chef des Hauses, Herrn Izvernari Ghita. Er hätte hier wohl eine grosse Kollektion an historischen Fotos. Wenig später hatte uns die Kellnerin eine grosse Holzkiste auf den Tisch gestellt. Der Chef sei gerade nicht im Hause, aber so wären wir erst einmal beschäftigt 🙂 ... In der Tat durchstöberten wir die interessante Sammlung - welche nur einen kleinen Teil des Archivs darstellt - mit grossem Interesse und fotografierten zahlreiche der alten Aufnahmen ab ... so auch das obere Foto! Nachdem wir unsere Pizza verspeist hatten, kam Herr Ghita ins Restaurant. Wenig später lud er uns in sein Atelier ein ... o Gott, was für ein Fundus! Herr Ghita erzählte uns, dass sein Vater hier in Anina ein bekannter Fotograf war. So hat sich die Leidenschaft der Fotografie auch auf ihn übertragen. Wer auch einmal in der grossen Holzkiste nach historischen Fotos stöbern möchte, hier die Adresse: The Gallery / Pizzerie-Restaurant / Anina / Str. Sf. Varvara, Nr. 9 / Tel.: 0040-255-230000 / Mobil: 0040-766-354444 / eMail: yogi332002@yahoo.com. Am Abend wurden wir zurück zum Hotel Marghitas gefahren und liessen den Tag in aller Gemütlichkeit ausklingen.
Den nächsten Tag verbrachten wir im Karstland rund um Marghitas. Zuerst stiegen wir zum höchsten Punkt (754 m) der Poiana Ravnistea Mare hinauf. Hier boten sich wunderschöne Ausblicke bis hinüber auf die Semenic-Berge. Wenn man sich über Google Earth das Terrain von Ravnistea Mare anschaut, sieht die vielen Dolinen, welche es dort auf der Poiana, sowie in den angrenzenden Wäldern gibt. Das wollten wir uns natütrlich nicht entgehen lassen. Jedes Wäldchen auf der Poiana verbirgt eine Doline. Querfeldein stiegen wir dann etwa in die Mitte der Cheile Buhui hinab, um wenig später über wilde Felsformationen nach Poiana Ravnistea Mica hinaufzusteigen. Am Abend waren wir dann ausgehungert beim Hotel Marghitas zurück.
18.09.2016 ... Gleich beim Morgenkaffe auf dem Balkon unseres Holtels sendete ich obligatorisch mal wieder eine eMail an Tarom, um Neuigkeiten über mein nach wie vor vermisstes Gepäck zu erhalten. Nach dem Frühstück hiess es Abschied nehmen von unserer lieb gewonnenen Hotelchefin Erika und ihrem Team vom Hotel Marghitas. Mit dem Kleinbus der Gemeinde wurden wir auf Wunsch bis hinter Steierdorf nahe des Forsthauses Crivina gebracht. Ab hier ging es dann zu Fuß mit grossem Gepäck weiter Richtung Lacu Ochiu Beu. Die Strecke zog sich und schien kein Ende nehmen zu wollen ... so wie auch die noch immer fortwährende Suche nach meinem Wanderrucksack durch Air Berlin. 🙂 ... Uns konnte letzteres aber eigentlich egal sein. Am frühen Nachmittag erreichten wir die Karstquelle Ochiu Beu. Das Wetter war super und dementsprechend fanden sich viele Tagesausflügler ein.
Wir stiegen gleich weiter aufwärts zur Poiana Beusnita, um dort die Zelte aufzuschlagen. Wir hatten keine Eile, denn die schönsten Fotos von den vielen Sinterkaskaden macht man eh erst in der Abendsonne, wenn diese direkt ins Tal einfällt. So analysierten wir zunächst die vielen Touristen, welche uns auf dem Weg von Ochiu Beu hinauf zu den grossen Sinterkaskaden von Beusnitei passierten. Nach 15-20 Minuten kamen 90% all derer wieder zurück, was bedeutet, dass sie nur bis zur ersten grossen Sinterkaskade hinter Poiana Beusnita gegangen sind. Diese führte derzeit kein Wasser, da die geringe Fliessmenge bereits auf dem Plateau der Kaskade in Rissen und Spalten versickert und am Fusse der Kaskade als Quelle wieder hervorströmt. Kaum einer der Besucher war somit bei der höher gelegnen Kaskade, bei der beinahe zu allen Jahreszeiten ein mehr oder weniger grosser Wasserfall strömt??? ...
18.09.2016 ... Heute war eine Rundwanderung mit Tagesgepäck geplant. Meine Wunschvostellung war eigentlich eine komplette Umgehung des oberen Beusnita-Talkessels, welcher nach der oberen Sinterkaskade stark verengt ist, sich dann aber wieder weitet. Mit Horst bin ich vor Jahren einmal ein Stück in Richtung Vf. Plesiva Mica emporgestiegen. Sehr wildes Gelände! Diesmal wollten wir zunächst hinauf auf die Höhen von Cracu Mesteacanului steigen und so die Bedingungen günstig sind ... noch weiter. Hans hatte nahe unserer Zelte bei Poiana Beusnita einen kleinen aufsteigenden Pfad entdeckt, der aber bereits auf den Höhen des weiter aufsteigenden Nebenkamms verloren ging. Nun gab es keinen Pfad mehr und wir kletterten über wilden Kalkstein und dichtes Buschwerk weiter hinauf. In den frühen Morgenstunden hatte es geregnet und so war das Durchdringen des dichten Karstwaldes eine ziemlich feuchte Angelegenheit, obwohl ja jetzt eigentlich die Sonne schien.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir die ersten Felsklippen von Cracu Mesteacanului erreichten. Die Landschaft war grandios und niemals hätten wir gedacht, dass das obere Beusnita-Tal im gesamten östlichen Abschnitt durch eine senkrechte Felsbarriere begrenzt wurde. In der Mitte der grossen Felsvorsprünge (siehe oberes Bild) erreicht man eine Höhe von 853 m. Die vordere Felsklippe ist 770 m hoch. Unser Blick reichte hinüber auf die Plesiva (1144 m). Poiana Beusnita befindet sich übrigens auf einer Höhe von ca. 345 m. Wir genossen die grandiosen Ausblicke im Sonnenschein und ließen die Seele baumeln. So nahe dem Himmel denkt man doch wieder unweigerlich an die fliegenden Blechkisten von Air Berlin, die doch nun endlich meinen Rucksack nach RO bringen müssten. Flux in diesem Moment piept mein Handy. Tarom hat auf meine gestrige Mail geantwortet:
Buna ziua,
Desi au fost trimise nenumarate mesaje colegilor de la Air Berlin acestia nu au raspuns la solicitarile de trimitere a bagajului Dvs.
Vom continua sa trimitem mesaje catre Berlin in vederea recuperarii bagajului Dvs.
Da haben wir´s, Berlin antwortet also immer noch nicht auf die Anfragen von Tarom. ... Nun gut, immerhin eine interessante Statistik 🙂 ... Es ist nun schon der neunte Tag, wo ein Kunde von Air Berlin sein Gepäck immer noch nicht bekommen hat!
Mittlerweile ist es spät geworden auf den Klippen von Cracu Mesteacanului. Wir sind glücklich, haben wir doch eine Landschaft gesehen und genossen, die sich den Massentouristen ultimativ entschliesst. Wir steigen wieder über dichtes Gesträuch und steile Geröllhalden hinab in Richtung Poiana Paunestilor nahe des verlassenen Forsthauses Delamea.
Nach Ochiu Beu und den Cascadele Beusnitei wanderten wir weiter über die grosse Fischzuchtanlage, wo wir an einem Imbiss ordentlich zulangten. Leider waren die geräucherten Forellen ausverkauft, aber gebratene gibt es hier immer! Nachdem die Hohlräume meines Rucksacks mit Biervorräten aufgefüllt waren, wanderten wir an diesem verregneten Tag noch bis zum Forsthaus Damian in der Cheile Nerei. Nach einem Hochwasser im Jahr 2005 wurde dieses geräumt und verlassen. Gut für uns, wir konnten bei dem Sauwetter unsere Zelte direkt in den trockenen Räumen des Forsthauses errichten 🙂 ... incl. eines schönen Lagerfeuers unter dem Vordach am Abend.
Am nächsten Tag bewanderten wir dann die schönsten Abschnitte der Cheile Nerei (vorheriges Bild) und das Wetter war auch wieder gut. Nur leider die teils abgründigen und oft lehmig-glitschigen Fusspfade nicht. Bedingt dadurch, dass ich ja doch weniger Gepäck mitführte als Hans, war dieser von den Kräften unserer Erdanziehung das auserwählte Schicksalskind. Ab und an machte es flutsch und Hans war der Erde näher als ich den Air Berlinern. 🙂 ... Nahe der Pestera Lacul Dracului schlugen wir mitten in der Schlucht auf einer schönen Sandbank unsere Zelte auf. Es gab hier Berge von Schwemmholz und ein dementsprechend grosses Lagerfeuer bis tief in die Nacht hinein.
22.09.2016 ... Wir verliessen unseren schönen Zeltplatz nahe der Pestera Lacu Dracului und folgten der Markierung -blaues Band- hinüber nach Carbunari. Die Wandermarkierungen rund um Ochiu Beu - Cascadele Beusnitei - Cheile Nerei sind hervorragend. Man kann also kaum etwas falsch machen. Gegen 13 Uhr hatten wir das Zentrum von Carbunari erreicht. Wann würde ein Bus hinüber nach Oravita fahren? Am Magazin Mixt bekommen wir die Info, dass erst am nächsten Morgen ein Bus fährt. Ein paar Senioren des Dorfes genossen gerade ihr Mittagsbier und hatten einen Tipp für uns. Per Handy wurden wir mit einem Herrn verbunden, mit dem nur noch der Preis ausgehandelt wurde. Der Preis orientierte sich in etwa an den Taxi-Tarifen und wenig später chauffierte dieser uns hinüber nach Oravita. Quartier bezogen wir für zwei Nächte in der Cabana 7 Brazii am oberen Ende des Ortes nahe dem Stausee Lacu Mare. Eine gute Gelegenheit auch mal wieder die Klamotten zu waschen 🙂 ... Es war noch früh am Nachmittag und so machten wir uns auf zu einem Stadtrundgang. Ultimative Anlaufstelle ist natürlich zuerst das alte Theater des Ortes (oberes Bild), welches heute als Museum und Ausgangspunkt für Stadtführungen dient. Wir hatten Glück, denn wir schlossen uns einer kleinen Besuchergruppe an. Dabei besichtigten wir die historische Apotheke sowie das Muzeul Monetariei Imperiale, wo es auch viele deutsch-sprachige Dokumente zu besichtigen gab!
23.09.20160 ... Die Kellnerin unseres Restaurants der Pensiunea 7 Brazii hatte uns schon am Vorabend versprochen, für heute früh ein Taxi zu besorgen. Pünktlich um 09:30 Uhr stand Adi vor der Tür. Ziel unseres Tagesausflugs war Ciclovina Montana. Direkt beim orthodoxen Kloster "Manastirea Calugara", welches sich in einem von steilen Felswänden umrahmten Tal befindet, stiegen wir ab. Adi sagte, dass es egal sei, wann wir zurückfahren wollen, er wohnt ja auch hier in Ciclovina Montana. In dem Kloster konnten wir endlich unsere Pomana nachholen ... obwohl wir ja zuvor schon eine grosse Unterstützung durch den Heiligen Gerdulescu Ballas erfahren haben!!! Gleich neben dem Kloster führt ein schmaler Wanderweg steil bergauf zur Pestera Sf. Elena ...
Pestera Sf. Elena ... Hans sitzt in einem Portal, welches sich in einer steilen Felswand befindet. Das hätte er wohl nie gedacht, dass man während einer Höhlentour zugleich nach den Blechmaschinen der Air Berliner Ausschau halten kann 🙂 !!! Von der Höhle aus steigen wir weiter bergauf und folgen der Markierung -rotes Band- bis hinter dem Gipfel des Vf. Rol. Dort besteigen wir einen Felszacken und geniessen lange Zeit die wunderschönen Ausblicke im Sonnenschein!
Nach dem Abstieg vom Vf. Rol gingen wir zurück nach Ciclovina Montana. Adi hatte uns bei der Anfahrt die Ruinen der verlassenen Bierfabrik gezeigt und erzählt, dass es hier auch noch alte Bierkeller der esten Bierfabrik gibt. So hielten wir beim Rückweg bei Pensiune-Restaurant Casa Platani. Auf deren Grundstück gibt es auch alte Bierkeller aus dem Jahr 1856. Die ältesten in den Fels geschlagenen Keller aus der Zeit um 1750 (siehe Bild) befinden sich jedoch bei den Ruinen der nahen Bierfabrik. Das wollten wir uns natürlich unbedingt anschauen ....
24.09.2016 ... Heute hiess es Abschied nehmen von Oravita. Wir waren zeitig auf dem alten Bahnhof des Ortes, wo ja heute nur noch die Zuglinie zwischen Oravita und Anina verkehrt. In einer Cafebar hinterlegten wir unser Wandergepäck und besichtigten den Bahnhof sowie den davor befindlichen Stadtmarkt. Hier auf dem Bahnhof steht als Monument auch noch die alte Dampflok, welche einst auf der Strecke zwische Oravita und Anina verlehrte. Wunderschöne historische Fotos dieser Lok kann man im Touristensaal des Bahnhofs in Anina bewundern!
Auf dem Stadtmarkt am Bahnhof ging es sehr gesellig zu und so machten wir einige schöne Schnappschüsse. Das alte Bahnhofsgebäude von Oravita stammt übrigens aus dem Jahr 1847.
Abfahrtzeit vom Bahnhof Oravita ist 11:15 Uhr. Um 13:05 Uhr kommt der Zug in Anina an, macht dort 25 Minuten Pause und fährt Punkt 13:30 Uhr zurück nach Oravita. Ankunft in Oravita um 15:20 Uhr. Zwischen den beiden Orten hat man also viele Varianten des Reisens. In der Regel fahren die meisten Touristen von Oravita nach Anina und wieder Retour. Aber eigentlich ist es viel zu schade. Es lohnt, egal aus welcher Richtung man kommt, eine Fahrt in den jeweils anderen Ort. Dort hat man dann noch viel Zeit für weitere Besichtigungen. Es bietet sich eine Übernachtung in Anina - Steierdorf ...
...oder eben in Oravita an. Dann ist auch die Rückfahrt noch viel interessanter! Denn wer will sich schon an den oberflächlichen Reisenden bei Ochiu Beu ein Beispiel nehmen? 🙂 Nur wer viel unternimmt, erlebt auch viel!!!
Die historische Bahnstrecke von Oravita nach Anina veläuft über 34,4 km. Am 15. Dezember 1863 wird die Bahnstrecke offiziell für den Güter- und Pesonenverkehr eröffnet. Die Höhendifferenz dieser Normalspurstrecke zwischen Oravita und Anina beträgt 339 m. Landschaftliche Abwechselung ist also garantiert. Die Strecke führt über flaches Land, tiefe Täler, Karstwälder und Hochalmen. Kaum eine andere der touristischen Bahnstrecken in Rumänien ist mit dieser vergleichbar. ...
Insgesamt führt die Strecke durch 14 Tunnel und 10 Viadukte. ... Wir fahren mit der Bahn bis nach Anina und auf dem Rückweg Richtung Oravita verlassen wir diese am Bahnhof Garliste. Nun geht es mit dem schweren Wandergepäck über einen teils kaum noch sichtbaren Pfad hinunter zum unteren Zugang der Cheile Garliste wo wir unser Zeltlager aufschlagen. Es ist noch früh am Nachmittag und so unternehmen wir noch einen Spaziergang nach Garliste, wo wir es uns im neu hergerichteten Magazin Mixt richtig gut gehen lassen!
Garliste ... was für eine Überraschung war das für mich, den einst so verlassenen Ort nach 16 Jahren wiederzusehen. Die Kirche ist wunderschön restauriert und wir hatten Glück, am Abend kam noch der Glöckner und gewährte uns Einblicke ins Innere der Kirche mit ihrer ebenfalls restaurierten Barockmalerei. Auch viele Häuser des Ortes wurden saniert und oftmals liebevoll mit alten Details wieder hergerichtet. Viele Häuser fungieren heutzutage als Wochenenddomiziel ... Kann man auch vestehen, inmitten dieser malerischen Landschaft!
25.09.2016 ... Ziel unserer heutigen Tour war die Cheile Garliste. Zuvor aber stiegen wir zunächst hinauf zum Vf. Moghila (ca. 760 m), von dem aus wir schöne Weitblicke über die Hochweidefläche bis hinunter nach Garliste hatten. Dann stiegen wir ab zum Tunnel nahe dem Bahnhof Garliste und suchten einen Abstieg in die Cheile Garliste. Zufällig stiessen wir dabei auf einen jungen Mann, dessen Familie hier eine Stana betreibt. Dieser führt uns über einen - wie er betont - jahrhunderte alten Pfad hinunter in die Cheile Garliste (Oberes Bild). Flavius, unser neuer Freund, zeigte uns in der Schlucht sein grosses Wassermühlrad, welches eine Kolbenpumpe antreibt. Damit wird Trinkwasser hinauf zur Stana gepumpt. Sehr beeindruckend. Das Trinkwasser wird aus der nahen "Pestera cu Apa" (auch "Grota cu Apa) abgezweigt. Natürlich schauten wir uns die Höhle bei der Gelegenheit auch noch an. Dann ging es durch die Schlucht talwärts ...
Etwa im mittleren Abschnitt der Schlucht unternahmen wir noch einen Abstecher in das steil aufsteigende Jejinta-Tal. Hier finden wir mehrere schöne Strudelbecken. Und weiter ging es in der Cheile Garliste talwärts ...
Und endlich hatten wir sie gefunden. Nur wenige Höhenmeter über dem Talgrund der Cheile Garliste befindet sich das grosse Höhlenportal der Pestera cu Apa - nicht zu verwechseln mit unserer ersten gleichnamigen Höhle! Hier in dieser Höhle befindet sich eine riesige Federmauskolonie.
Die anfangs riesigen Höhlengänge verengen sich in den hinteren Bereichen nach und nach. Wer es dann nicht scheut, einige enge Passagen zu überwinden, der wird mit dieser schönen Galerie belohnt! Erst mit dem Einbruch der Dunkelheit, im Schein unserer Kopflampen, kamen wir aus der Schlucht heraus. Was uns aber nicht daran hinderte noch ein schönes Lagerfeuer zu entfachen!
26.09.2016 ... Ohne zuvor gefrühstückt zu haben, wurde gepackt und so verliessen wir unseren schönen Zeltplatz in Richtung Garliste. Hier hatten wir uns ja vor zwei Tagen für heute zum Frühstück angemeldet. Im Sonneschein sassen wir gegenüber der Kirche und genossen dabei das Dorfleben. Dann hiess auch hier Abschied nehmen und wir wanderten mit Sack und Pack hinüber nach Carasova. Gegen 14 Uhr hatten wir den Ort erreicht und kehrten zunächst im Zentrum in ein Restaurant ein. Später besuchten wir noch eine in Betrieb befindliche Destille ...
Carasova - soviel wussten wir - ist ja eine kroatische Gemeinde, in der es sogar ein kroatisches Konsulat gibt. Man staune! Mehrere Bewohner des Ortes klärten uns aber dahingehend auf, dass die hier eingewanderten Kroaten eigentlich Serbokroaten sind. ... In dem Buch "Das rumänische Banat / Reiseführer für Südwestrumänien / J. Brudnjak, R. Gräf, W. Kremm / 1998 / ISBN 3-85333-038-X" ... von dem es leider keine Neuauflage gibt, erfahren wir über Carasova folgendes:
"In einer Mulde liegt das seit dem 16. Jahrhundert bestehende Dorf Carasova / Kraschowa. Die Bewohner nennen sich selbst "Kraschowänen". Sie kommen, laut Ortslegenden, aus einem Grenzgebiet, das zwischen Serbien und Mazedonien liegt. Von dort waren sie aus religiösen Gründen fortgezogen. Sie sind römisch-katholischen Glaubens ... im Ort selbst gab es vom 17. bis zum 19. Jahrhundert ein Mönchskloster des Franziskanerordens ..."
Noch am selben Tag starteten wir von Carasova aus in den vorderen Abschnitt der Cheile Carasova. Während unserer gesamten Tour hatten wir ja keinen einzigen Tag durch eine Schlechtwetterphase eingebüsst und so blieben uns noch zwei Tage für diesen schönen Abschnitt der Cheile Carasului. Unser heutiges Tagesziel war Prolaz. Hier errichteten wir für zwei Nächte unser Zeltlager. ...
27.09.2016 ... Heute sind wir mit kleinem Gepäck in die Karasch-Klamm aufgebrochen. Unser Ziel war eigentlich die Pestera Tolosu. Hinter Prolaz verengt sich die Schlucht und nur ein schmaler Steig führt an senkrechten Felswänden weiter. Nach ca. 1 km führt dieser hinunter direkt an den Caras-Bach. Ganz in der Nähe erblicken wir wunderschöne, riesige Sinterkaskaden, welche aber auf Grund der Trockenheit kein Wasser führten. Aha, hier könnte unser Aufstieg zu Pestera Tolosu sein. Aber weit gefehlt, nur nach wenigen Metern des Anstiegs stossen wir auf jenes Höhlenportal, dem das Wasser dieser Kaskaden entspringt. Die Tiefe der Höhle beträgt nur einige Meter. Dennoch stiegen wir nun hier weiter steil bergauf - wohl wissend, dass die gesuchte Höhle hoch oben gelegen ist und sich direkt unterhalb einer steilen Felswand befindet. ...
Während wir hier über steile Geröllhalden weiter emporsteigen, klingelt mehrmals mein Handy. Es ist Tarom / Bukarest! Wir sind aber noch zu tief in der Schlucht und so bricht der Kontakt nach mehreren Versuchen immer wieder ab. Schliesslich finden wir die Höhle nicht mehr und gelangen auf das Plateau bei Dealul Groapa Iepii. Hier habe ich nun guten Empfang und rufe bei Tarom zurück. Diese übermitteln mir, dass Berlin mein Rucksack nach Bukarest geschickt hat. Unglaublich, drei Tage vor meiner Rückreise nach Deutschland und nach 17 Tagen in Rumänien ist es den Air Berliner Blechfliegern gelungen mein Gepäck zu liefern. Wir vereinbarten, dass der Rucksack zu unserer befreundeten Familie Neff in Resita geliefert werden soll. Tschüss Tarom und Danke für eure Mühe ...
Indes setzten Hans und ich unsere Wanderung fort. Zunächst nach Iabalcea ins Magazin Mixt, wo wir zu Bier, Kaffe und Gebäck einkehren. Nach kurzer Stärkung steigen wir wieder auf Richtung Cheile Carasului, wo wir zunächst hoch über der Schlucht die Ruinen einer alten Türkenfestung besuchen. Im Anschluss daran wandern wir hinüber auf den Vf. Pasac (592 mm). Zum Abend stiegen wir dann wieder hinunter nach Prolaz. Das weitere kennt man ja schon ... Lagerfeuer, Sternenhimmel, ... noroc Tarom!
28.09.2016 ... Heute ging es mit Sack und Pack wieder zurück Richtung Carasova. Auf der Strecke hielten wir mehrmals um einige kleine und grössere Höhlen zu besuchen. Die erste gosse Höhle war die Pestera sub Cetate II ... Diese aktive Höhle mit ihren ungewöhnlichen Gangprofilen und Gesteinsvorsprüngen hat eine Länge von 576 m. Im hinteren Abschnitt bei "Trepte de Silex" klettert man 13 m senkrecht hinauf und gelangt in die weiterführende Galeria Emilian Cristea. Auf Grund der Trockenzeit war es möglich, zwei weitere Siphone zu überwinden, welche ansonsten durch Wasser versperrt sind. Sehr beeindruckend!
Und natürlich schon reinweg obligatorisch gehört ein Besuch der Pestera Liliecilor zu einem MUSS für eifrige Höhlenfreunde! Zunächst aber muss man 15 m zum 10 m hohen und 8 m breiten Höhlenportal (Foto) emporklettern. Schwierig sind eigentlich nur die unteren 5-6 m. Die horizontal verlaufende Höhle hat eine Gesamtlänge von 640 m. Auch diese Höhle beherbergt - wie ihr Name schon verrät - eine grosse Fledermauskolonie.
In den hinteren Abschnitten verjüngt sich die Höhe und Breite der Galerien, bis man an eine Kriechpassage gelangt. Dahinter weitet sich die fortsetzende Galerie für einige Meter erneut.
Am späteren Nachmittag treffen wir wieder in Carasova ein und besuchten noch eine alte Kornmühle am Caras-Bach, welche um 1877 erbaut wurde. Wir hatten Glück, ein älterer Herr in einer benachbarten Destille holte den Schlüssel und liess uns zur Besichtigung ins Innere der Mühle. Am Restaurant vor der grossen Freilichtbühne im Zentrum von Carasova erwarteten wir Horst Neff und seinen Sohn Christian, welche uns hier mit dem Auto abholten. Plötzlich war der ganze Himmel rot. Wir stoppten und schauten mit unseren Teleobjektiven nach, was das denn sein könnte: Vielleicht eine Armada von roten Air Berliner Blechflugmaschinen? Neee, die haben den Rucksack ja schon geliefert ... Oder etwa der Weihnachtsmann mit einem roten Schlitten? Nee, Weihnachten ist ja noch ein bischen hin ... ja aber von Rumänien bis Deutschland braucht der doch noch eine ganze Zeit. Der ist doch nicht schneller als die Air Berliner ... und die brauchten ja schon 17 Tage ... Nein, es war ein ganz einfacher und simpler Sonnenuntergang von denen wir in unserem Urlaub schon so viele hatten ...
Noroc!
Einen letzten Tag verbringen Hans und ich in Timiosara. Ich selbst hatte mir früher nie die Zeit genommen, hier länger zu verweilen, liegt doch die Stadt so weit weg von den Bergen ... Aber diesmal hat mich der Hans motiviert und ich will sagen, es war Klasse! Unsere Unterkunft hatten wir direkt im Stadtzentrum im Hotel Central auserwählt.
Die vielen Flugviecher - sprich Tauben - erinnern mich unweigerlich wieder an Air Berlin und so sei es an dieser Stelle einfach noch einmal angeraten, unseren Freuden, der Familie Neff in Resita, dem Heiligen Gerdulescu Ballas, unseren Freunden in Anina und vielen anderen rechtherzlich zu danken für die grosse Unterstützung auf unserer Reise. Von Air Berlin kam kein Wort des Bedauerns - ein vergessener Kunde eben. Wie ich später so darüber nachsinne, bei welchen Airports in Berlin mein Gepäck jeweils nicht pünktlich ankam, so war es nie ein Abflug von Berlin Schönefeld, sondern einzigst und allein Berlin Tegel. Zufall oder System??? Eine kleine Antwort darauf findet man vielleicht an dieser Stelle: