Jeder, der in Rumänien schon mal durchs Land gereist ist, kennt es: das „Magazin Mixt“. In der deutschen Sprache passt am ehesten „Tante-Emma-Laden“. Doch das „Magazin Mixt“ ist mehr, als nur ein kleines Geschäft. In aller Regel werden auch Getränke ausgeschenkt und meist gibt es auch Sitzgelegenheiten davor. Und so kommt man nicht nur zum Einkaufen aus dem oft wenig üppigen Sortiment. Vielmehr ist das „Magazin Mixt“ Treffpunkt zum Austausch von Klatsch und Tratsch, man redet über Sorgen und Nöte, die Politik und die vielen privaten Themen. Eben ganz anders als in unseren Hochglanz-Einkaufstempeln. In den Dörfern ist es nach wie vor der Mittelpunkt, aber auch in den größeren und großen Städten behaupten sich die kleinen Läden neben den dort mittlerweile überall vorhandenen Supermärkten.
Jeder, der intensiv Rumänien bereist hat, kann sicherlich Geschichten aus einem „Magazin Mixt“ erzählen. Davon, dass man bei einer Wanderung bierdurstig mehrere Stunden gewartet hat, bis das Geschäftchen endlich öffnet (viele haben nur wenige Stunden offen, meist am frühen Abend), um dann zu erfahren, dass das begehrte Kaltgetränk alle ist, weil am Tag zuvor einfach zu viel Bier beim Dorftratsch getrunken wurde und die nächste Lieferung erst in ein paar Tagen kommt.
Oder davon, dass im Dorf Lalasint kurzerhand der Preot (der orthodoxe Pfarrer) das „Magazin Mixt“ zusammen mit seiner Frau übernahm, als sich kein Nachfolger für den Vorbesitzer fand. Der Pfarrer hatte auch gleich einen Vorteil dadurch, wurde doch in der Zeit des Gottesdienstes der Ausschank von Bier und Tuica eingestellt und seine Frau hat die letzten verbleibenden Dörfler gleich Richtung Kirche getrieben. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist sprunghaft angestiegen...
Eine unserer Geschichten wollen wir noch ausführlich erzählen. Bei einer unserer Touren mit dem Allrad-LKW durch die rumänischen Westkarpaten, war es wieder an der Zeit Brot zu kaufen. Also kurzerhand im nächsten Dorf das „Magazin Mixt“ angesteuert. Vor dem Geschäftchen parkten Autos, so dass der Platz für unser Gefährt mehr als eng war. Rund um das Nachbargrundstück zog sich ein Grasstreifen und so versuchten wir uns dicht an der Mauer vorbei auf den letzten freien Platz zu zwängen. Leider war dort unter dem Gras versteckt ein tiefes Loch, wo Regenwasser abfließen sollte. Es rappelte gewaltig und das linke Hinterrad verschwand komplett in diesem Schlund.
Das gesamte Fahrzeug neigte sich bedrohlich zur Seite und wurde dann vom Betonpfosten der Gartenumzäunung unsanft gestoppt. Ups Schei...
Vor dem „Magazin Mixt“ saßen – wie so oft – einige Männer und so ging gleich der Palaver los, wie man das Auto da wieder am besten rausbekommt. Aus eigener Kraft schaffte es unser „Schneggsche“ nicht. Einer der Rumänen hatte die rettende Idee: Er lief los, um einen anderen zu rufen, der einen Traktor hatte. Prima. Nach wenigen Minuten kam er mit seinem Kumpel zurück – ohne Traktor. Der sprang nicht an. Rumänien eben. Also lief ein anderer los, um ein Auto aufzutreiben, damit man den Traktor überbrücken konnte. Rumänien eben. Irgendwann kam der Traktor und mit vereinten Kräften von unserem „Schneegsche“ und dem Traktor, kamen wir aus der misslichen Lage heraus. Natürlich wurden die Helfer zu Bier eingeladen und so saßen wir noch eine Zeitlang vor dem „Magazin Mixt“ zusammen.
Wahrscheinlich erzählt sich das Dorf bis heute die Geschichte von dem dusseligen Deutschen, der sein Auto in dem Loch geparkt hat... 🙂
Heike und Markus Walter bereisen in Ihrem Allrad-Lkw mit offenen Augen und offenen Herzen die Welt und sind verliebt in Rumänien. Reiseberichte unter www.ufftour.de
Beide sind auch aktiv im „Deutsch-rumänischen Freundschaftskreis Saarland e. V.“ einem Hilfs- und Freundschaftsverein, der seit 1990 in der Region Lipova ganzjährig Nothilfe und Hilfe zur Selbsthilfe leistet. Infos unter www.drfk.de