Seit mehr als 30 Jahren reise ich nach Rumänien. Nach meinem letzen Besuch im Januar 2018 in der Maramures stand ich kurz davor, Rumänien den Rücken zu kehren. Zu viele Enttäuschungen hatte ich während meiner letzten Reisen erlebt. Ich hatte den „Rumänienkoller“.....!!
Nach einem ziemlich langweiligen Urlaub im „schönen“ Dänemark 2018 beschloss ich im November einen Kurzurlaub mit Zelt in der Gegend um Anina und Oravita zu machen. Rumänien sollte doch noch mal seine Chance bekommen!
Um diese Jahreszeit herrscht ja meist Nebel und es regnet oft, also genau das richtige um Orte zu besuchen, die auf den ersten Blick eine Reise nicht lohnen. Auf dem Plan stand unter anderem die ehemalige Uranmine Ciudanovita sowie ein kleines Stück der Bergbahn Anina – Oravita. Letztere ist unter Eisenbahnfreunden natürlich als touristisches Highlight bekannt!
Angekommen machte das Novemberwetter seinem Namen alle Ehre! Es war nebelig und regnete leicht! Eine eigenartige Stimmung kam auf, die mich sehr an den wunderbaren Film „Stalker“ von Andrei Tarkovsky erinnerte.
Mit der Zeit verschmolzen Phantasie und Wirklichkeit zu einem völlig neuen Gefühl der Wahrnehmung. Die Realität schien in weiter Ferne und ein Zustand, den ich vor vielen Jahren in Rumänien verspürte, stellte sich wieder ein! Das war genau mein Ding! Ich bin eher ein Mensch der seine Eindrücke in Bildern ausdrücken kann und daher kein Mann der langen Worte! Mir wurde wieder klar, dass mich schöne und unberührte Natur zwar begeistert, aber fotografisch eher langweilt! Das können andere besser.
Jetzt kurz etwas zur ehemaligen Uranmine in Ciudanovita. Erschlossen wurde die Mine in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Nach dem 2. Weltkrieg wurde hier Uran abgebaut, das für die Sowjetunion gedacht war.
Sozusagen als Entschädigung für die Kriegsschäden, an denen Rumänien mit dem Angriff auf die Sowjetunion beteiligt war. In den sechziger Jahren wurde die Hoheit über die Grube Rumänien übergeben. In den besten Zeiten lebten und arbeiteten hier um die 20.000 Menschen.
Das Uran (Pechblende) wurde unter primitivsten Mitteln abgebaut und Strahlung oder sonstige Belastungen waren tabu. Über auftretende Krankheiten und Todesfälle gibt es bis heute keine zuverlässigen Daten! Die Arbeit in der Mine war heiß begehrt, man verdiente sehr gut und die Versorgungslage war hervorragend. Ende der neunziger Jahre wurde der Abbau gestoppt und die Mine geschlossen. Wegen Geldmangel, Schlampigkeit und anderer Gründe wurde ein ordnungsgemäßer Rückbau nie durchgeführt.
Die Strahlenbelastung ist an manchen Stellen, wie der Abraumhalde (bei den Bewohnern „Golgota“ genannt) immer noch sehr hoch! Die Bewohner scheinen sich mit der Situation abgefunden zu haben. Etwa 200 Seelen leben noch hier. Es gibt eine Schule, drei Magazine Mixt und eine Busverbindung in die nächste Stadt. Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass die Strahlung kein Thema sei, was man ja auch am Kinderreichtum einiger Familien sehe!
Da die Stollen geflutet worden sind, dringt natürlich kontaminiertes Wasser auch ins Grundwasser ein. In einem sogenannten „Modul“ soll angeblich das Grundwasser von der Kontamination gereinigt werden. Keine Ahnung, wie das funktionieren soll. Das „Modul“ selbst ist in einem erschreckendem Zustand mit schon fast grotesken Sicherheitsvorkehrungen! Man hat praktisch auf alle Bereiche des Gebietes freien Zugang. Warnschilder gibt es nicht oder sie sind kaum zu erkennen!
Colonia Ciudanovita versprüht eine ganz eigenartige Aura. Auf jeden Fall hat mich der Ort, aber auch das gesamte Umfeld derart beeindruckt, dass eine nächste, etwas längere Reise schon für den Januar geplant ist. Noroc Bun!
Bei CarasovaBauer bei CarasovaTypisch RumänienAm WegesrandBauer bei GoruiaGoruiaNeue Straße nach Sat CiudanovitaPVCEinzelgehöft bei Sat CiudanovitaSat CiudanovitaSat CiudanovitaVerbindungsstrasse Sat - ColoniaAngeblich unbelastetes Wasser unterhalb Colonia CiudanovitaOrtseingang Colonia CiudanovitaFenster putzenZentrum von Colonia CiudanovitaColonia CiudanovitaEhemaliges Krankenhaus (links der grüne Bau)EMINEM"Wohneinheiten"Alte MinengebäudeDas "Modul"Sicherungsmaßnamen am "Modul"Bis Bald!Maniel TunnelVerfallVerfallRichtung OravitaDobreiEhemalige Uranmine Dobrei Sud