Unsere Wanderung in den kleinen Retezat im Juni 2019
von Stefan Kossatz
Vor Jahren bin ich hier schon einmal gewandert, einmal durch die malerische Scorota-Schlucht zur Stana. Und dann habe ich hier schon die Pestera cu Corali, die Höhlen 4 und 5 erkundet. Und nun, wieder neugierig geworden durch Karpatenwillis Webseite, haben mein Wanderfreund aus Spremberg und ich uns das wenig begangene Kalkgebirge im Süden des Rezetat auserkoren. Unser Wanderziel ist der Piule, mit seinen 2081m der höchste Punkt in diesem kleinen Gebirge.
Die Cabana Cheile Butii in Campu lui Neag ist unser Ausgangspunkt. Neben einem Bett für die Nacht verwöhnt sie uns mit leckerem Essen und ist am folgenden Wochenende Startpunkt des "Rezetat Sky Race" - einem Gebirgslauf, dessen Höhenprofil hier dargestellt ist.
Unsere Wanderung verläuft auf einer Teilstrecke dieses Kurses. Wir wandern von DN66A über Schitul Plesa bis zum Scorota Sattel.
Aber erst "die Beine ans Laufen gewöhnen"! Ziel unseres Tagesausflugs sind die wenig bekannten Wasserfälle bei Campu lui Neag: Cascada Lazarului und Cascada Marii (Lazarus und Maria Wasserfälle)
An der Brücke des Bach Lazarul folgt man dem Schild Cabana Buta in das Vale Lazarului. Ca. 45 Minuten geht man neben dem Bach durch den Wald und kommt zu einem Zusammenfluss zweier Bäche.
Wendet man sich hier nach rechts und überquert den Bach, kommt man zum Cascada Lazurului.
Ein wenig Kletterei und schon ist das erste Tagesziel erreicht.
Das zweite Tagesziel, die Cascada Marii, entdeckt man, wenn man am Zusammenfluss der Bäche den Weg geradeaus weitergeht. Aber Achtung, der Wasserfall lässt sich nur über recht glitschige Holzleitern erreichen!!!!
Darum!!!! VORSICHT - LANGSAM GEHEN - GUT FESTHALTEN!
Auf zum Schitul Plesa (sprich= skied; ein Schit ist ein kleines Bergkloster).
Das Schit erreicht man nach ca. 50Min. Gehzeit, gerechnet von der grünen Eisenbrücke bei der DN66A hinter dem Ortsausgang Campu lui Neag in Richtung Campusel.
Hier gibt es keinen Wegweiser. Zu erkennen ist die Markierung gelbes Band schwach auf der anderen Seite der grünen Eisenbrücke. Erst im Wald, am Ende der Wiese, wird sie gut sichtbar. Hier folgt man dem Forstweg zum Schit und steigt, rasch an Höhe gewinnend, zum Plesa (1850m) auf.
Übrigens: die Hunde bellen nur.
Auf etwa 1500 m überquert man die erste Poiana (Wiese) und hat einen herrlichen Blickins westliche Schiltal.
Der Weg geht in Bergwiesen über und leider ist die Markierung auch hier nicht immer sichtbar. Wichtig ist, dass man die Richtung hält und immer mehr an Höhe gewinnt. (Man macht die Wanderung also besser nur bei gutem Wetter und nicht bei Nebel.)
Der Plesa mit seinen 1850m Höhe ist erreicht. Der markante Berg in der Bildmitte ist schon der Piule, links davon ist der sagenumwobene Piatra Irgovanului.
Nach fünfstündiger Gehzeit haben wir unser Tagesziel, den Piule, erreicht. Im Hintergrund blickt man über Custura zum Peleaga (links).
Vom Piule schaut man nach Norden zum Retezat. Die runde doppelte Kuppe ist der Guganul, darüber sieht man den Plajul Mic Sattel (Schneefeld), darüber befinden sich Judele und Bucura 1 hintereinander, nach rechts Curmatura Bucurii und Varful Peleaga. Weiter rechts ist dann der Custura.
Der Blick nach Westen. Links sieht man das Oslea-Gebirge und dahinter den Piatra Closani, das Cerna-Tal mit dem Stausee Ioan Irgovan, rechts das Godeanu Gebirge und der Piatra Irgovanului.
Die östliche Richtung offenbart uns links Muntii Tulisa, das Valea Jiului mit Campu lui Neag und das Muntii Valcan. In der Ferne kann man auch gerade so den Schnee des Parang Gebirges erkennnen.
Die malerische Scorota-Schlucht mit dem Oslea, ein Postkarten Motiv! Vom Gipfel des Piule folgen wir dem gelben Band bis zum Scorota Sattel, auch Saua Iepii genannt. Hier ist der Weg weiter oben durch Stahlseile gesichert. Nach einer Stunde erreicht man den Saua Lepii. Nach rechts kann man hier zur Cabana Buta absteigen. Wir aber folgen dem gelben Punkt und steigen durch ein Seitental ab zur Stana Scorotei. Allerdings müssen wir zwei Schneefelder überqueren. Nach einer Stunde haben wir es geschafft. Hier gibt es Trinkwasser aus einer Quelle.
Oben links sieht man den Sattel Saua Lepii, darunter das Seitental mit den Schneefeldern.
Die Stana Scorote
Stana Scorotei. Hier entspringt ein kleiner Bach, der durch das Seitental Scorota cu apa fließt. Folgt man dem Weg, dann bemerkt man, dass das Wasser versickert. An der Quelle der Cerna (Izvoarele Cernei) tritt es wieder zu Tage.
Vor Jahren hat man mit Hilfe von Farbmessungen herausgefunden, dass es sich um den selben Wasserlauf handelt. Ein Phänomen, das in einem Karstgebiet immer wieder zu finden ist.
Nach einer Stunde erreichen wir die Straße DN66A. Über Campu Mielului geht es zurück nach Campu lui Neag. Für die gesamte Strecke Campu lui Neag - Plesa - Piule - Saua lepii - Stana Scorotei - Ausgang DN66A - Valea Scorotei - Campu Mielului - Campu lui Neag benötigten wir 10 Stunden reine Gehzeit.
Im Juni, wenn die Tage sind länger sind, kann man sich bequem auf den Weg machen.