Tag 5 unserer RO-Rundreise 2018 mit Alina und Gabriel von Authentic Romania: Es ist ein Bilderbuchtag mit strahlend blauem Himmel. Gerade sind wir aus der Krönungsstadt Alba Iulia über das Kloster Râmeţ im Trascău-Gebirge im Szeklerdorf Colteşti angekommen.
Wir nehmen Quartier im Conacul Secuiesc, einem Herrenhaus der Szekler, welche der Volksgruppe der Magyaren/Ungarn angehören – und sind hin und futsch.
Die umliegende Natur, die Hotelanlage, das Zimmer, das Essen – hier lasse ich Bilder sprechen:
Beim Mobiliar überwiegt die Farbe Schilfgrün, handbemalt mit floralen Motiven, ob in den Gästezimmern, im Restaurant-Bereich oder an der Rezeption.
Die Bedienung trägt Tracht und natürlich gibt es traditionelle Gerichte aus der Region, zu denen – wir sind schließlich bei einer ungarischen Volksgruppe zu Gast – ein zünftiger Gulaschtopf gehört.
Begrüßt werden wir mit einer Afinata, einem Heidelbeerlikör. Wer kann dazu schon Nein sagen?
In Hinblick darauf, dass wir noch eine 3 bis 4-stündige Wanderung vor uns haben, spricht mich die Grießnocken-Suppe an – etwas Leichtes. Dazu ein erfrischendes Bier. Und zum Nachtisch Palatschinken, aber nur weil Alina sich auch welche bestellt.
Nach der Mahlzeit, zwecks Verdauung, gibt es ein weiteres Gläschen Afinata. Alles zusammen zeigt bald Wirkung:
Ach, eigentlich sitzt man hier doch recht gemütlich mit herrlichem Blick auf den „Hausberg“, den 1128 Meter hohen Szeklerstein, auch Schlafender Riese genannt. Warum, bedarf keiner Erklärung.
Aber Alina will wandern – steht schließlich auf dem Programm (das sie gemacht hat!). Glücklicherweise rudert sie ein Stück zurück, als sie unsere entspannte Muskulatur bemerkt, mit der wir auf den Stühlen mehr hängen als sitzen.
Es gebe da noch – kommt sie uns entgegen – eine etwas kürzere Wanderung.
Eifriges Nicken unsererseits, denn irgendwie sind Beine und Augenlider plötzlich sehr schwer. Ob der schlafende Riese da draußen etwas damit zu tun hat? Eine gewisse hypnotische Wirkung kann man ihm nicht absprechen.
In Anbetracht der vorgerückten Stunde sei die geplante Wanderung jetzt ja auch gar nicht mehr so passend, gibt Alina zu.
Genau, nur deshalb begnügen wir uns wohl oder übel mit der kürzeren!
Gabriel klinkt sich aus, ihn plagen Kopfschmerzen und er will sich aufs Ohr hauen.
Der Gedanke an ein Mittagsschläfchen (für gewöhnlich ein Fremdwort in meinem Vokabular) wird auf einmal immer reizvoller. Man könnte ja auch in der herrlichen Gartenanlage ein wenig dösen und die Berge von unten anschauen, statt sie zu besteigen.
Nichts da! Wovon träum ich denn? Alina will wandern!
Warum müssen wir auch mit einem so jungen Hüpfer unterwegs sein?
Sie geht sich an der Rezeption nach der kurzen Wanderung erkundigen – wo sollte die noch stattfinden? Ach ja, in der Cheile Râmeţului im Muntii Trascău. „Einfach wunderbar!“ hatte Alina auf dem Programmzettel angemerkt.
Unbenommen, meine Liebe! Wenn nur das Essen und der Likör nicht die Erdanziehungskraft so deutlich spürbar machen würden …
Alina kehrt an unseren Tisch zurück, an dem wir glückselig den letzten Schluck Wein/Bier/Likör nehmen. Das mit der Wanderung – berichtet sie mit leicht ungläubiger Miene, in die sich bereits so etwas wie Enttäuschung schleicht – sei so direkt nach der Mahlzeit eine interessante Idee, habe der Mann an der Rezeption gemeint und auf die für Gäste frei zur Verfügung stehenden Fahrräder hingewiesen. Ein wenig durchs Dorf zu radeln und die in der Nähe liegende Burgruine zu besichtigen sei doch auch ganz schön. Wir hätten den Rezeptionisten küssen mögen!
Gabriels Kopfschmerzen lassen plötzlich nach und so ist auch er mit von der Partie.
Aber wer hatte eigentlich die Idee zur Burgruine hochzuradeln???
Naja, wer sein Rad liebt, der schiebt. Günstig, dass sich Gabriel nach einer Weile ein Schattenplätzchen sucht, um auszuruhen, sodass wir für das letzte Drittel zur Burg hinauf unsere Räder in seiner Obhut lassen können.
Oben angelangt, werden wir mit überwältigenden Aussichten belohnt …
… und mit der Erkenntnis, dass dies ganz sicher ein wundervolles Wandergebiet ist.
Bis zum nächsten Mal, ihr lieben Szekler, wir kommen wieder!
Nicht allein deswegen:
Aber auch! 🙂
Anmerkungen:
1) Einige Fotos mit freundlicher Genehmigung von Alina Baidoc