Vor ein paar Jahren trafen wir auf einer Feier Holger. Holger ist so ein Unikat, den man schlecht beschreiben kann. Aber eins verbindet uns – die Liebe zum Wald und zu den Pilzen.
Doch Holger ist eben Holger. Er ist auch ehrenamtlicher Pilzberater. Nun standen wir da so beisammen und kamen ins Gespräch und irgendwie sind wir auf seine schon ziemlich benutzte Kopfbedeckung gekommen. Und da war es geschehen – die Neugierde wurde entfacht. Denn: die Kopfbedeckung bestand aus Pilzleder. Schwer vorzustellen, oder?
Es gibt nur einen Pilz, aus denen sogenanntes Pilzleder hergestellt werden kann – der Zunderschwamm. Dieser gehört zu den Baumpilzen.
Nun kam es; wie es kommen musste. Wir erzählten von unseren Rumänientouren und Holger bekam große Ohren. Rumänien? Die Heimat der Hüte aus Pilzleder. Und so bekamen wir den Auftrag, ihm eine neue Kopfbedeckung mitzubringen.
Im Jahr 2018 hatten wir kein Glück. Die Hüte, welche wir fanden, waren zu klein für Holger. Aber Sven konnte einen schönen erwerben an einem Souvenirstand in der Bicaz-Schlucht.
Dann im Jahr 2020 – lange habe ich recherchiert, wo denn das Zentrum dieser Handwerkskunst ist.
Es befindet sich in Korund. Korund ist eigentlich bekannt für seine tolle Keramik. Ein Stand am anderen prägt die Hauptstraße. Keramik und Souvenirs. Also wird es hier wohl auch irgendwo Pilzhüte geben. Weit gefehlt. Keiner konnte oder wollte uns so wirklich helfen.
Nun war guter Rat teuer. Fix gegoogelt und eine Telefonnummer gefunden. Es war wie im Krimi. In gebrochenem Englisch bekam ich mitgeteilt, dasS ich eine Nummer per SMS geschickt bekomme, die ich anrufen soll. Unverzüglich dann die neue Nummer angerufen und ein Mann meldete sich. Wir gaben uns Begehren kund und wir vereinbarten uns am Marktplatz in ein paar Minuten zu treffen.
Nach etwa 15 Minuten wurden wir dann tatsächlich abgeholt und fuhren brav wie vereinbart hinterher. Und so kamen wir dann zu Florian.
Florian lebt alleine und hat uns schon erwartet. Zuallererst zeigte er uns seinen Fundus an Hüten und Taschen. Schnell wurden wir uns handelseinig. Ein Hut und zwei Taschen wollte Holger haben.
Und dann wurde es spannend. Wer nun denkt, da gibt es eine schöne Werkstatt. Weit gefehlt. Am Haus befand sich eine kleine Ecke, wo Florian seiner Arbeit nachging. Und genau das hat er uns dann gezeigt. Seine Arbeit mit dem Zunderschwamm.
Das Rohmaterial – Zunderschwamm
Es eignet sich nicht jeder Zunderschwamm, den man findet. Das Suchen gestaltet sich oft recht mühsam.
Und da der Hut von Sven etwas gelitten hat (siehe ganz zum Schluss), wurde dieser gleich einer Verjüngungskur unterzogen und repariert.
Zuerst wird von einem Zunderschwamm das brauchbare Gewebe mit einer Art Sichel abgeschält. Diese schmalen Streifen kann man durch Ziehen und Klopfen bearbeiten.
Ornamente und Verzierungen werden von Hand zugeschnitten und mit einem Leim auf Knochenbasis und Wärme durch ein altes Bügeleisen aufgebracht.
Diese Handwerkskunst führen nur eine Hand voll Familien in der Region Korund aus. Jedes Stück ist ein Unikat. Was zeichnet denn nun diese Hüte, Taschen etc. aus Zunderschwamm aus? Es ist zum einen traditionelles Handwerk. Zum anderen ist diese Art von Leder nachhaltig, sehr angenehm (ähnlich wie Velours) und extrem leicht.
Aufpassen muss man allerdings etwas mit Feuchtigkeit. Diese tollen Artikel sollten tunlichst von jeder Wasserquelle fern gehalten werden. Zum einen ist der Leim wasserlöslich und zum anderen saugt sich das Material voll wie ein Schwamm (ZunderSCHWAMM) und verliert dann seine Form. Leider wissen wir, wovon wir reden. Dieser Hut ist durch einen Wassereinbruch im Fahrzeug bei einem Unwetter nass geworden.
Und hier unsere erworbenen Artikel für unseren Freund Holger.
Es lohnt sich also nach Korund zu fahren. Nicht nur wegen der tollen Pilzhüte und Taschen – sondern auch wegen der Keramik.