Rumänische Pfützen


von Elmar Schenkel

Pfütze

Nach Wochen der Trockenheit

saugt die Straße Wasser

der Blick geht nur nach unten

in die kleinen Teiche

die sprühenden Fontänen

und jetzt erst sichtbar:

die andere Stadt

die der abgebrochenen Schritte

der ruinösen Trottoirs

der durchlochten Wände

ausgestanzt, vergessen,

angestoßen, liegengelassen

Gewohnheit die zur Gemeinheit

wird, die Stadt der Sprünge, des

Versinkens, der Spiegelungen

aus denen Kirchtürme ragen

die Feuersäule der Adventisten

die orthodoxe Ruine

das Wohnzimmer der Apostel

das Gold des Pferdemists

und die Pfützen vielleicht

Kuppeln in der Tiefe.

gemaltes Bild einer Stadt
Bild: Elmar Schenkel
Bald ist Abend

Die Sonne hängt an einem dünnen Faden.

Raben bewachen die knisternden

Maisfelder. Ein weißer Plastikstuhl,

doch niemand sitzt darauf. Die

Vogelscheuche nimmt ein Bad. Der Mond

steigt die Leiter hoch. Schatten fällt

wie Heu durch das Kirchendach.

Die Häuser nehmen ihre Hirtenstäbe

und wandern in den Traum. Wie

ein altes Buch geöffnet liegt das Dach.

Morgenstimmung in Baia Mare
Fenster

Die Frau, die mit ihrem Putzwedel

nasse Spiralen auf den Fußweg malt,

holt Milchstraße aus der Nacht

ins Helle hinein. Die Frau,

die ihre Würstchen aufbaut

als Bastion, noch lehnt der

Schirm am Baum, doch der Ofen

brennt. Der Mann im Fenster

über der Kreuzung, gut-

willig prüft er den Verkehr, wie

gestern schon. Der Brezelspatz

schreit vor Appetit.

Morgens auf dem Feld
Feldarbeit

Rauch von Stimmen,

der Mäher versinkt

im hohen Gras, eine Maschine

frisst den Mais und speit ihn

aus, er reckt seinen Hals

aus der Frühzeit, auf dem

Boden glänzen noch Liedchen,

ein Halm aus Traum gemacht,

die Nacht schwimmt sanft

den Fluss hinab ins Wiedersehn.

Mähdrescher
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