Wer kennt das nicht? Um nach Rumänien zu gelangen, muss man die lange und beschwerliche Reise gen Südosten auf sich nehmen, 4 Grenzen überwinden, an langen LKW-Schlangen vorbeifahren, verrückte Mitautofahrer erdulden und diesen und jenen kleinen oder größeren Stau überstehen. Von meinem Zuhause in der Nähe von Torgau in Sachsen bis an die rumänische Grenze sind es genau 1036 km. Mein Ziel liegt zunächst weitere etwa 50 km vom Grenzübergang Nadlac entfernt.
Im Dorf Turnu wohnt meine Freundin Aurelia, die für mich immer das Ende der langen Anreise und Sprungbrett für die Abenteuer in Rumänien ist und mich mit Liebe und Freude erwartet, auch wenn es schon Mitternacht geworden ist.
In Turnu gibt es keine Straßennamen, sondern ein für mich undurchsichtiges System von Hausnummern und nummerierten Straßen. Von Sachsen nach Turnu finde ich ohne Karte und Navi. Aber Aurelias Haus finde ich immer erst nach 2 oder 3 Ehrenrunden im Häusergewirr.
Aber irgendwann ist es geschafft und ich bin angekommen. In Rumänien. Bei Aurelia. Am Ziel.
Ich werde begrüßt, umarmt und fühle mich wunderbar.
Egal wie spät oder früh es ist. Aurelia hat mit einem leckeren Essen und ganz viel Freude auf mich gewartet.
Natürlich steht auch (m)ein Bett bereit im schönsten Gästezimmer von ganz Rumänien. Keine Frage, dass ich da wunderbar schlafe und wenn noch nicht am Abend vorher passiert, legt sich der Schalter auf Rumänienurlaub um.
Wenn dann das Licht durch die Fenster blinzelt, Hähne krähen und Hunde bellen und sonstige Dorftöne ins Zimmer dringen, ist es Zeit aufzustehen.
Aurelia ist natürlich schon auf. Sie hat längst vorgekocht, gebacken, Wäsche gewaschen, Zwiebeln gesteckt, Nudeln gemacht und ich weiß nicht was noch alles (Ich kenne übrigens keinen einzigen faulen Rumänen, dafür mehrere faule Deutsche).
Und natürlich ist das Frühstück auch schon fix und fertig.
Den ersten Urlaubstag verbringe ich sehr gern mit Aurelia und sie weiß sehr gut, was mir gefällt. Zum Frühstück lassen wir uns viel Zeit, erzählen, wie es uns und unseren Lieben ergangen ist und welche Pläne wir haben.
Dann müssen wir aber los. Der Wochenmarkt in Arad schließt bald und Aurelia braucht noch Gemüse.
Fix lotst mich Aurelia noch zu einer Freundin. Sie wohnt im Neubaublock. Dort muss irgendwas gebracht oder geholt werden. Und dem ausländischen Gast wird ein kleiner Tuica gereicht.
Als nächstes geht es zu Simeon und seiner lieben Frau Maria. Die beiden streng Gläubigen sind stolze Besitzer eines Gemäldes des in Rumänien beliebten Pfarrers Arsenie. Das Besondere an dem Bild ist, dass aus dem gemalten Auge des verehrten Priesters nach Myrthe duftende Tränen fließen.
Maria und Simeon haben ihr Haus als Schrein und kleines Museum für Heiligenbilder und Ikonen aller Art gestaltet und freuen sich auf Besuch aus nah und fern.
Man darf an den Tränen des gemalten Arsenie riechen, die Ikone in die Hand nehmen und wenn man Glück hat, bekommt man auch noch ein paar in ein winziges Röhrchen abgefüllte Tränen geschenkt.
Im Hof fertigt Simeon in seiner Freiluftwerkstatt Holzkreuze, die er aufstellt, wo er es für notwendig erachtet oder auch auf Bestellung verkauft.
Dann treten wir den Heimweg an und freuen uns über die schönen Häuser in Pecica.
Zum Bäcker müssen wir aber auch noch. Aurelia weiß natürlich, wo das leckerste Brot in der Umgebung gebacken wird. Schon der Duft ist betörend.
Dann ist Feierabend und das bedeutet für mich ein Schwätzchen mit Stefan, dem Mann von Aurelia.
Unterdessen hat Aurelia das Abendbrot zubereitet. Es gibt Suppe mit den selbst gemachten Nudeln. Wunderbar lecker und alles biobiobio!!!!!
Am nächsten Tag bin ich im absoluten Rumänienurlaubmodus und mache mich auf den Weg, meine Pläne für die nächsten drei Wochen zu verwirklichen.
Und nach drei Wochen.......????
Bin ich wieder bei Aurelia. Mit vielen schönen Reiseerlebnissen im Gepäck.
Aurelia und ihr wunderbares Zuhause sind jetzt der Startplatz für die Heimreise.
Und weil bei Aurelia immer was los ist, geraten wir noch in einen Rummy-Abend unter Männern mit Stefan, Aurelias Bruder Radu und einem Nachbarn.
Leider haben wir trotz Anleitungen und Ratschlägen auch an diesem Abend nicht gelernt, Sonnenblumenkerne effektiv im Mund zu schälen.
Am nächsten Morgen stehe ich zeitig auf, denn nun startet meine Heimreise. Natürlich bekommt man reichlich Reiseproviant mit und zur Sicherheit wird noch einmal angefragt, ob man denn auch genügend Wasser dabei hat und vielleicht noch ein paar Eier mitnehmen möchte.
Vielen Dank, liebe Aurelia, für Deine Liebe, Deine Herzlichkeit und das Umsorgen.