ausgesucht von Richard Kreiling gemalt von Bèla und Jara aus Beilrode
Die Bergleute bauten ihre Häuser zumeist in den Bergreihen, nahe zu den Mundlöchern. (Ein Mundloch, auch Stollenmundloch genannt, ist in der Bergmannssprache die Bezeichnung für den Eingang eines Stollens an der Tagesoberfläche. Quelle: Wikipedia)
Die Eigenhäuser der Bergleute in den älteren Banater Bergwerksorten waren alle nach demselben Typ gebaut. Das Haus hatte zumeist zwei Zimmer. In der Mitte war die Küche und rechts und links davon je ein Zimmer. Von der Gasse ging man über ein, zwei steinerne Stufen durch die Gassentür in die Küche. Die Gassentür war zweigeteilt; sie hatte der Breite nach zwei Flügel. Man machte den unteren Teil zu, damit das Geflügel nicht in die Küche hereinkommt; man machte den oberen Teil auf, dass der Rauch hinausgeht. Durch den geöffneten oberen Teil sah man auch auf die Gasse hinaus.
In der Küche war der gemauerte offene Herd, unter der eisenernen Platte des Herdes war der Backofen. Vor dem Schlafengehen wurde die Glut mit Asche zugedeckt und in der Früh wieder aufgedeckt und angefacht. Als Kind schlüpfte ich aus dem Bett und setzte mich an den steinernen Herdrand und schaute meiner Mutter zu, was sie am Feuer trieb.
Über dem offenen Herd war der offene Rauchfang. Der Mantel des Rauchfangs ruhte an drei Seiten auf den drei Seitenwänden der Küche auf; nur an der Vorderseite war zwischen Rauchfang und Hauswand etwa ein meterbreiter Plafond, hier war das Bodenloch, wo man in den Aufboden gelangte; an der vorderen Seite ruhte der Rauchfang auf einem Balken, der hieß der Mantelbaum (man sagte "Mandelbaum"). In jedem Zimmer war ein eiserner Ofen, der von der Küche aus geheizt wurde, aus jedem ging eine Röhre in den offenen Rauchfang.
Die Wände waren aus Lehm; es war kein bretterner Fußboden. Wir hatten in dem einen Zimmer einen Diwan, drei Betten, einen Tisch, Stühle, eine Schwarzwalduhr und zwei, drei Käfige mit Vögeln. Das andere Zimmer wurde im Winter nicht geheizt. Hier war ein Schrank, ein Schubladenkasten, ein Spiegel. Hier wurde zu Weihnachten der Tannenbaum aufgestellt.
Erzählt von Anton Sittner, Lehrer und Bankbeamter, 73 Jahre alt (1957), aus Orawitza, Sohn eines Zimmermanns; eine markante , als Achi-Toni allgemein beliebte Persönlichkeit, ein gemütvoller Kenner des Orawitzaer Volkslebens und unübertrefflicher Erzähler
Alexander Tietz: Wo in den Tälern die Schlote rauchen, Ein Lesebuch, Literaturverlag, Bukarest, 1967