"Mandelbaum"


ausgesucht von Richard Kreiling
gemalt von Bèla und Jara aus Beilrode

Die Bergleute bauten ihre Häuser zumeist in den Berg­reihen, nahe zu den Mund­löchern. (Ein Mund­loch, auch Stollen­mund­loch genannt, ist in der Berg­manns­sprache die Bezeich­nung für den Ein­gang eines Stol­lens an der Tages­ober­fläche. Quelle: Wikipedia)
Dorf mit Mundloch
Bèla (12 Jahre)
Die Eigen­häuser der Berg­leute in den äl­teren Banater Berg­werks­orten waren alle nach dem­selben Typ gebaut. Das Haus hatte zumeist zwei Zimmer. In der Mitte war die Küche und rechts und links davon je ein Zimmer. Von der Gasse ging man über ein, zwei stei­nerne Stufen durch die Gassen­tür in die Küche. Die Gassen­tür war zweige­teilt; sie hatte der Breite nach zwei Flügel. Man machte den unteren Teil zu, damit das Ge­flügel nicht in die Küche herei­nkommt; man machte den oberen Teil auf, dass der Rauch hinaus­geht. Durch den geöff­neten oberen Teil sah man auch auf die Gasse hinaus.
zweigeteilte Tür
Bèla (12 Jahre)
In der Küche war der ge­mauerte offene Herd, unter der ei­senernen Platte des Herdes war der Back­ofen. Vor dem Schlafen­gehen wurde die Glut mit Asche zu­gedeckt und in der Früh wieder aufge­deckt und ange­facht. Als Kind schlüpfte ich aus dem Bett und setzte mich an den stei­nernen Herd­rand und schaute meiner Mutter zu, was sie am Feuer trieb.
Über dem of­fenen Herd war der of­fene Rauch­fang. Der Mantel des Rauch­fangs ruhte an drei Seiten auf den drei Seiten­wänden der Küche auf; nur an der Vorder­seite war zwischen Rauch­fang und Haus­wand etwa ein meter­breiter Plafond, hier war das Boden­loch, wo man in den Auf­boden ge­langte; an der vor­deren Seite ruhte der Rauch­fang auf einem Balken, der hieß der Mantel­baum (man sagte "Mandel­baum"). In jedem Zimmer war ein ei­serner Ofen, der von der Küche aus ge­heizt wurde, aus jedem ging eine Röhre in den of­fenen Rauch­fang.
Frau
Jara (9 Jahre)
Die Wände waren aus Lehm; es war kein bret­terner Fuß­boden. Wir hatten in dem einen Zimmer einen Diwan, drei Betten, einen Tisch, Stühle, eine Schwarz­walduhr und zwei, drei Käfige mit Vögeln. Das andere Zimmer wurde im Winter nicht ge­heizt. Hier war ein Schrank, ein Schub­laden­kasten, ein Spiegel. Hier wurde zu Weih­nachten der Tannen­baum aufge­stellt.
Tannenbaum
Jara (9 Jahre)
Erzählt von Anton Sittner, Lehrer und Bank­beamter, 73 Jahre alt (1957), aus Ora­witza, Sohn eines Zimmer­manns; eine mar­kante , als Achi-Toni all­gemein be­liebte Persön­lichkeit, ein gemüt­voller Kenner des Ora­witzaer Volks­lebens und unüber­trefflicher Er­zähler
Alexander Tietz: Wo in den Tälern die Schlote rauchen, Ein Lese­buch, Literatur­verlag, Bukarest, 1967
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