Der Retter
ausgesucht von Richard Kreiling
gemalt von Béla
Im 93er Jahr war ich im Betrieb zu zwei Häuern als Ventilatorantreiber zugeteilt. Die zwei Häuer haben in einer Abteufung, ca. neun Meter unter mir, Verstärkungsholz eingezogen, und ich hab ihnen durch den Ventilator Luft zuführen müssen. Ich hab müssen den Ventilator drehen, die ganzen acht Stunden lang, ohne Ablös. Der hat müssen ständig gedreht werden, daß die dort unten Luft haben.
Ich hab mit Hand und Fuß gedreht, wie ich hab können, und hab vor Müdigkeit geweint. Am dritten Tag hat mich auf einmal eine große Angst gepackt: es war, als ob der Berg lebendig geworden wäre, es war ein Krachen und ein Getöse, die Hölzer in der Zimmerung sind wie Zündhölzer in der Mitte durchgebrochen. Der Berg hat eine Senkung gekriegt.
Ich hab in meiner Angst durch die "Lutten", die Luftröhre, hinuntergrufen: "Kommts schnell nauf, es ist ein Malheur!" Sie sind in einem Schimpfen heraufgekommen: "Was hat der verdammte Junge wieder?" Aber sie haben noch nicht ausgesprochen, da hatten auch sie die Gefahr gemerkt. Sie haben mich bei die Händ erwischt, haben mich mit sich gerissen und sind gelaufen, bis in den Förderstollen. Wir waren nicht einmal zehn Minuten dort gestanden, so ist alles eingestürzt. Von dort hätte sich niemand retten können. Der Sedlak hat mich um den Hals erwischt: "Du warst unser Retter! Von da hätte uns niemand mehr 'rausgholt!"
Aus Alexander Tietz, Märchen und Sagen aus dem Banater Bergland, Kriterion Verlag Bukarest, 1976