In völlig unspektakulärer Landschaft, im Südwesten Rumäniens, befindet sich das Kloster Maglavit, über das ich schon einige Male im Adventskalender berichtet habe. Die Nonnen des Klosters sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich ihnen unterdessen auch. 2024 hatte ich die Möglichkeit, Ostern, das wichtigste Fest im Jahr für alle orthodoxen Christen, gemeinsam mit den Nonnen zu feiern und möchte euch mit ein paar Fotos herzlich einladen, kurz vor Weihnachten ein paar österliche Gedanken zu haben.
Das Fasten
Die orthodoxen Christen beginnen mit der Vorbereitung des höchsten Festes schon 6 Wochen vor Ostern. Sie reinigen ihre Körper und Seelen mit einer Fastenzeit. Das heißt, 6 lange Wochen werden keine Eier, kein Fleisch und keine Milch zu sich genommen und es wird auch sehr streng darauf geachtet, dass sich diese Bestandteile auch nicht in gekauften Lebensmitteln verstecken. Es werden also nur, wirklich nur pflanzliche Lebensmittel zu sich genommen. Und an manchen Tagen gibt es auch kein Öl.
Die Nonnen sind das Fasten gewohnt, was nicht bedeutet, dass es ihnen leicht fällt. Das Klosterkochbuch garantiert aber in dieser Zeit auch gutes, gesundes und schmackhaftes Essen.
Die Kirche
Die Nonnen und Klosterbesucher können sich dreimal täglich mit Gottesdiensten, welche mit Gesang und ganz viel Weihrauchduft verschönert werden, vorbereiten. Die Schwestern sagen, dass sie in der Zeit, die sie in der Kirche verbringen, Kraft schöpfen für die viele Arbeit, die zur Vorbereitung des Osterfestes notwendig ist.
Maica Nicodima ist verantwortlich für die Ordnung und Sauberkeit in und um die Kirche. Sie wacht mit strenger Freundlichkeit über das respektvolle und wertschätzende Verhalten der Besucher.
Auf dem Klostergelände gibt es einen kleinen Laden, in dem Ikonen, Weihrauchbrenner und religiöser Schmuck angeboten werden. Direkt in der Kirche kann man Kerzen und kleinere Dinge erwerben. Auch hier wird geordnet und geputzt.
Alles soll schön sein!
Die Putz– und Verschönerungsarbeiten finden auf dem gesamten Klostergelände statt.
Alles strahlt und glänzt!
Kein Blatt ist hier zu sehen und sollte doch mal eins wagen, auf den Steinen herum zu liegen – kommt der Besen.
Die Ostereier und das Brot
Natürlich ist die Osterzeit in Rumänien auch Eierzeit. Durch das lange Fasten und die Legefreude der Hühner haben sich einige 100 Eier angesammelt. Tanti Georgi transportiert nicht nur eine Schubkarrenladung sicher in die Sommerküche.
Traditionell wird ausschließlich rot gefärbt.
Derweil herrscht im Speisesaal Hochbetrieb. Einige Dorfbewohner sind gekommen, um das vorgeschnittene heilige Brot einzutüten. Es wird später gesegnet und an die Gottesdienstbesucher verteilt.
Karfeitag
Danach wird gemeinsam gegessen. Vegan natürlich.
Am Karfreitag sind besonders viele Besucher in der Kirche und lauschen dem festlichen Gottesdienst.
Bei der feierlichen Umrundung der Kirche werden alle nass. Es geht dem Anlass gemäß sehr ruhig zu und das Wetter passt.
Ostersamstag
Am Ostersamstag findet der Endspurt in der Küche statt. Die Feuer in den Öfen brennen, die Messer fliegen und die Nonnen sind wie immer fröhlich.
Ich bin Nussknacker, Zwiebelschneider und Möhrenschnitzer.
Außerdem werden mehrere Kuchen und das für die Rituale in der Osternacht notwendige Brot gebacken.
Die Osternacht
Als ich kurz vor 24 Uhr zur Kirche kam, war der Vorplatz voller Menschen. Sie flüsterten miteinander und es lag eine erwartungsfrohe Stimmung in der Luft.
Endlich! Um 24 Uhr verkündete Pfarrer Paulin, dass Jesus Christus auferstanden ist und verteilte das heilige Licht mit der frohen Botschaft an die Gläubigen, die es wiederum auch weiter gaben.
Schnell hielt jeder eine brennende Kerze in der Hand und erhielt die frohe Botschaft über die Auferstehung des Herrn.
Während des nun folgenden kleinen Gottesdienstes waren die meisten Gläubigen schon auf dem Heimweg, wo nach 6 Wochen Fasten ein Nachtmahl mit reichlich Fleisch, Wurst, Käse, Eiern und Milch wartete.
Und dann gab es auch im Kloster ein nächtliches Festmahl für die Nonnen, die Angestellten und deren Familien und natürlich auch für mich.
Glücksspiele sind ja eigentlich im Kloster streng verboten.
Aber das ist Tradition.
Noch 2 Feiertage
Am Ostersonntag wurde Feiertagsruhe eingehalten. Auch die Nonnen ruhten sich aus und waren kaum zu sehen.
Und da am Montag in Rumänien wie bei uns in Deutschland ein Feiertag ist, spielten die Kapellen auf und die Leute tanzten.
Für die Nonnen im Kloster Maglavit kehrte nach Ostern noch keine Ruhe ein, denn gleich am folgenden Wochenende wird erneut gefeiert.
Und viel größer.
Das Fest heißt Hram und ist der Ehrentag des jeweiligen Schutzheiligen der Kirche. Es waren zu diesem Anlass mehrere tausend Besucher, viele Würdenträger erwartet und für über 200 Menschen gekocht. (siehe auch dazu meinen Bericht im Rumänienadventskalender 2015)
Man hört die Nonnen nie klagen, sie haben für jeden ein Lächeln und ein freundliches Wort.