Sinca Veche (Alt Schenk) liegt komfortabel eingebettet zwischen Fagarasch (ca. 25 km) und Brasov (ca. 50 km) südlich des Siebenbürger Beckens und nördlich des Fagaras-Gebirges.
Ein lang gezogenes Dorf.
Wir fahren so dahin. Aber Halt! Autos in Hülle und Fülle, alle irgendwie abenteuerlich geparkt.
Wir sehen einen Platz voller Menschen, Verkaufsbuden und Tieren. Also sofort auch irgendwie schräg einparken und ab ins Getümmel.
Gelärm, Händler, Polizisten, Essensduft...
Es ist Pferdemarkt.
Vordergründig ist es ein Markt für ALLES, Lebensmittel, Tierfutter, Fahrräder,
Möbel, Werkzeug,
Pferdezubehör,
Anziehsachen, Felle, Töpfe.
Aus dem Kofferraum werden Tiere jeglicher Art verkauft.
Geld wechselt den Besitzer.
Für das leibliche Wohl wird bestens gesorgt.
Nachbarn treffen sich.
Im hinteren Teil des Geländes findet der Pferdehandel statt. Ganze Männer-Clans reden laut und aufgeregt aufeinander ein.
Es wird gefeilscht, gebrüllt, weggegangen, zurückgekehrt, weiter verhandelt und irgendwann wird der Handel mit einem dreifachen Handschlag besiegelt.
Mir wird klar, warum die Pferdehändler so separat stehen und Männer die Händler wie eine Mauer umringen und immer mal wieder zurückblicken. Das Pferd muss seine Kraft beweisen. Dafür muss es einen sehr schweren Stein oder einen Baumstamm ziehen. Da das aber verboten ist, liefern sich Händler und Polizisten ein Katz-und-Maus-Spiel. Ein kurzer Pfiff - und die Menge teilt sich auf.
Das alles haben wir 2016 beobachtet.
Natürlich ist der Handel erlaubt, aber nicht mit tierquälerischen Methoden. PETA und der Verband zum Schutz von Tieren in Rumänien, der FNPA starteten 2019 eine Petition, gerichtet an die oberste Polizei sowie an die oberste Veterinärbehörde.
Im Jahr 2023 war von der Vielfalt an zu verkaufenden Tieren nicht mehr viel übrig. Der Markt ist mittlerweile wie ein kleiner Rummel, es gibt Fahrgeschäfte, "Hau den Lukas" und Ähnliches. Die Verkaufsstände aller Art und Verpflegungsstände mit lauter Musica Popular gibt es noch reichlich. Aber so viele Nachbarn von den umliegenden Höfen unseres Streudorfes sind nicht gekommen. Die Jungen arbeiten im Ausland und die Alten haben immer mehr Probleme mit der Bewirtschaftung.
Frage ich, ob wir uns auf dem Pferdemarkt sehen, wird abgewunken. Der Markt ist für den Betrieb eines Hofes und dessen Bewirtschaftung nicht mehr wichtig. Viele Höfe stehen zum Verkauf. Trotzdem ist er immer noch ein Ereignis im Ort, aber wenn ich einen Vergleich anstelle, ist irgendwie die Authentizität abhanden gekommen, ich will ja nicht gleich von Seele sprechen..., das ist aber nur meine subjektive Meinung.
Es werden trotzdem noch Pferde verkauft, es ist ja schließlich Pferdemarkt.
Gegen Ende kommen wir mit einem Mann ins Gespräch, der sich als Horse-Dealer vorstellt. Er kauft in Rumänien für Kunden aus Deutschland Pferde an. Ah, ihr seid Deutsche, naja, die Deutschen verachten die Rumänen. Nein, wir versuchen uns zu erklären, wer wir sind und warum wir hier sind. Immer diese Vorurteile...
Aber kein Markt ohne einen Einkauf.
Nach dem ganzen Trubel werden wir im Templul Ursitelor (Tempel der Auserwählten), einen Höhlentempel für Forscher, Spiritisten und Neugierige noch etwas Ruhe finden, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.