Zeitgenossen mit Vergangenheit von Silvia Nedelea
Auf der Reise von Bukarest in die Bukowina haben wir bei Vrancea die Hauptstraße verlassen und uns durch die Dörfer inspirieren lassen, die zwischen den berühmten Weinbergen von Panciu und Odobești verstreut sind.
Im Dorf Mănăstioara steht neben der neuen Kirche noch immer die Holzkirche, die Maria Himmelfahrt gewidmet ist, elegant und schüchtern wie ein heiliges Wesen.
Sie ist dreieinhalb Jahrhunderte alt und wurde als historisches und künstlerisches Denkmal ordnungsgemäß und verantwortungsvoll restauriert. Andere alte Kirchen hatten nicht so viel Glück und wurden bei der Reparatur praktisch verstümmelt.
Auf dem Steinfundament stützen dicke Eichenbalken die ohne Nägel in einer Schwalbenschwanzverbindung montierten Wände.
Ein paar Kilometer entfernt, im Dorf Străuane, treffen wir auf eine weitere Holzkirche, ebenfalls glücklicherweise sorgfältig restauriert. Sie wurde Ende des 17. Jahrhunderts erbaut und ersetzte eine ältere Kirche, die möglicherweise aus der Zeit Stephans des Großen (15. Jahrhundert) stammte und in den damaligen Dokumenten erwähnt wurde. Der mehrstöckige Turm ist charakteristisch für Holzkirchen in Siebenbürgen.
Der Zugang zur Vorhalle ist vom Westen her, wie er auch in den Kirchen von Muntenien typisch ist. Der alte Türrahmen ist mit archaischen Motiven verziert: das direkt in das rohe Holz der Kirche geschnitzte Seil dient als Schutz, um das Eindringen der bösen Schlange (des Teufels) zu verhindern; die Wolfszähne symbolisieren Ergebenheit, schließlich ist der Hund der domestizierte Wolf. Bei der Restaurierung im Jahr 1980 wurde eine Tür mit der Darstellung Stephans des Großen, der ein halbes Jahrhundert über Moldawien herrschte, eingebaut.
Die nicht mehr vollzähligen Säulen der Vorhalle erinnern an die Architektur der Häuser in Gorj, Oltenien.
Die breite Dachtraufe ähnelt stark der berühmten Klosterkirchen in der Bukowina: Putna, Voroneț, Moldovița. Mit Schindeln verkleidet, ruht sie auf riesigen stufenförmigen Stützen und schützt die Wände der Kirche, so gut sie kann.
Aus Material- und Kostengründen wurde in vielen Kirchen die Vorhalle nachträglich angebaut. Hier berücksichtigte der Bauherr von Anfang an den Vorbau. Man sieht wie die Eichenbalken von den Kirchenwänden bis zu den Seitenwänden der Vorhalle reichen. Dies könnte darauf hindeuten, dass hier zum Zeitpunkt des Kirchenbaus eine mächtige und wohlhabende Gemeinde lebte, die sich höhere Kosten leisten konnte.
Das Südfenster des Kirchenschiffs, mit schmiedeeisernen Verzierungen. Neben dem Seilmotiv befindet sich die Raute. Sie repräsentiert Schöpfung und Fruchtbarkeit und ist das Symbol der Vereinigung von Materie und Geist, wobei die Spitzen der Raute für die Spitzen des Kreuzes stehen.
Hervorzuheben ist die Leistung, dass durch die Kombination architektonischer Elemente, die für mehrere Regionen Rumäniens spezifisch sind, eine ausgewogene, robuste und auch zierliche Bauweise erreicht wird, die zugleich unauffällig und bemerkenswert ist.
Die Kirche ist dem Heiligen Nikolaus (6. Dezember) geweiht und ist seit Jahrhunderten von alten Linden umgeben, die über diejenigen wachen, die im Laufe ihres Lebens die Schwelle zur Kirche überschritten und sich um ihr Wohl gekümmert haben.
Wir waren mit dem, was wir gesehen hatten, sehr zufrieden und kehrten zur Hauptstraße zurück, als wir, ebenfalls inmitten der Weinberge von Vrancea, im Zentrum des Dorfes Păunești, eine Überraschung erlebten!
Von der Straße aus versteht man nicht wirklich, was diese Stangen in seltsamen Positionen bedeuten. Aber wenn man näher kommt, sieht man viele Brunnen, mit Brunnenschwengel und Schöpfeimer.
Autos, Pferdekarren und Traktoren fahren zwischen ihnen durch.
Es sind viele, auf einer kleinen Fläche, weder aufgereiht noch aneinander gedrängt, weder auf einer Straße, noch am Straßenrand. Sind sie alt oder neu? Wie viele sind es? Warum sind es so viele?
Sie zu zählen war einfach: 13 in Richtung der Hauptstraße und 7 hinter einer kleinen Brücke.
Das Dorf schien verlassen zu sein, aber wir trafen eine alte Frau, die direkt neben den Brunnen wohnt. Sie war 94 Jahre alt und erklärte uns etwas mehr. Sie erzählte uns, dass sie die Brunnen so kennt, solange sie lebt. Es waren früher noch mehr, aber sie sind kaputtgegangen und zusammengestürzt. Sie erzählte uns, dass die Brunnen damals von reicheren Leuten erbaut wurden, um Wasser als Almosengabe zu erhalten, da es Brauch war, 40 Tage nach dem Tod eines Menschen, wenn die Seele in den Himmel aufsteigt, einen Brunnen zu bauen oder zu reparieren, um Wasser zu haben, damit die Seelen der Verstorbenen nicht unter Durst leiden.
Und sie sagte dass jeder Brunnen einen Namen hat, den Namen der Menschen die ihn gebaut haben, und dass es den Erben überlassen ist, sich um ihn zu kümmern. Die alte Frau sagte, dass es hier so viele Brunnen gibt, weil auf dieser Lichtung (hier war früher eine Lichtung) Wasser leichter zu finden war, in einer Tiefe von 6, 7, 8 Metern. Oben, auf dem Hügel, gibt es noch weitere Brunnen, die jedoch viel tiefer sind, 20, 30 Meter oder mehr.
Sie erzählte, wie große Pferdefuhrwerke mit riesigen Gefäßen und Fässern aufgereiht hierher kamen, um Wasser für die Weinberge zu holen und sie zu bewässern. Als eine Dürre herrschte und viele Brunnen versiegten, gab es hier noch Wasser und die Menschen kamen von weit her, um Wasser zu holen. Sie konnte uns nicht sagen, wie alt die Brunnen sind, aber zu ihren Lebzeiten wurde kein neuer Brunnen mehr gebaut.
Nach der Kollektivierung, als die Menschen keine Felder oder Wälder mehr besaßen, gingen viele zur Arbeit in die Stadt. Die Dorfverwaltung kümmerte sich um die Brunnen und verstärkte sie auch vor 20 Jahren mit Beton. Selbst die Eiche nimmt nach 20-30 Jahren Schaden und muss ersetzt werden.
Aber einige können Hunderte von Jahren alt sein, denn dieser Ort wird das Tal der Häuser genannt, und wo Häuser sind, müssen auch Brunnen sein.
Wir fahren weiter und lassen die hoch aufgerichteten Brunnen hinter uns, wie Störche auf dem Nest. So etwas hatten wir nie zuvor gesehen!