Seit 20 Jahren freuen wir uns jedes Jahr auf den 1. Dezember, wenn wir das erste Fenster des Rumänienadventskalenders öffnen, um zu sehen, welche Überraschungen die Gestalter des Kalenders für uns versteckt haben. Nun pfeifen die Spatzen es von den Dächern, dass die beiden Rumänienliebhaber aufhören oder eine Pause machen wollen. Deswegen möchte ich den Kreis meiner bisherigen Ideen schließen und komme an den Ort zurück, wo ich vor 16 Jahren angefangen habe.
Rumänien, ein Land zwischen Bergen und Meer, mit einem wellenförmigen Relief, ein Mix aus Natur und menschlichem Lebensraum, voller Liebe zum Schönen im Geist und in den Traditionen. Das Hügelland ist voller Individualität mit Dörfern, die sowohl in den Tälern als auch auf den Bergen angesiedelt sind und auf diese Weise die Landschaft prägen.
In diesem Umfeld hat sich die Aktivität der Menschen unter dem wachsamen Auge des Kreuzes, dem Symbol des Glaubens, entwickelt. Ich möchte euch diese Idee erklären, in dem ich euch zu den alten Steinkreuzen aus den Subkarpaten um Buzău mitnehme, die vor hunderten von Jahren zum Schutz der dort lebenden Menschen errichtet wurden. Durch die Kreuze werden die Künstler, die sie erschaffen haben, einen Segen an alle weitergeben, die sich in der Nähe befinden.
Nachdem ich die Fotos für diesen Bericht ausgewählt hatte, stellte ich fest, dass ich für jeden Monat des Jahres mindestens ein Foto ausgewählt hatte! Ich habe beschlossen, sie genau in dieser Reihenfolge von Januar bis Dezember zusammenzustellen. Sie sind ja einem Kalender gewidmet!
Januar
Am Feldrand wacht dieses Kreuz über den frisch gepflügten Acker und auch die noch kommenden Feldarbeiten.
Februar
Am Fuße des Kreuzes befindet sich eine erstaunliche Quelle, weil sie ganz in der Nähe des Gipfels entspringt. Das Kreuz sorgt dafür, dass die Quelle nicht versiegt.Einst wurde das Dorf im Tal von der Pest heimgesucht. Das Kreuz, das heute fast zur Hälfte im Boden steckt, soll die Siedlung vor Seuchen schützen. In Muntenien (südlicher Teil Rumäniens) war das Altslawische jahrhundertelang die Sprache der Liturgie, und die slawischen Schriftzeichen wurden bis ins 19. Jahrhundert verwendet. Dies erklärt ihre Anwesenheit auf alten Kreuzen.
März
Während das Kreuz sich oben auf dem Berg befindet, liegen die Dörfer Hunderte von Metern tiefer. Trotzdem müssen die Dörfer von hier oben durch das Kreuz geschützt werden. Die wilden Frühlings-Adonisröschen sind eine Huldigung für die Widerstandskraft des Kreuzes vor den Unbilden des Wetters.
April
Eine eingefasste Quelle am Straßenrand, oberhalb eines in Stein gehauenen Brunnenkranzes. Wer hier Wasser trinkt, wird sich mit Sicherheit ruhiger und gelassener fühlen!Das Kreuz wurde im Jahr 1900 am Rande eines Feldweges errichtet, der zu einem abgelegenen Weiler führte. Seitdem hat sich der Weg zwischen den Ufern vertieft und das Kreuz wird von immer kräftigeren Zweigen überwuchert, die nun zu blühen beginnen.
Mai
Hier verziert ein Schriftzug die Kreuze von oben bis ganz unten. Das rechte Gebilde wird Zwillingskreuz genannt, weil es ein Menschenpaar darstellt.Der Wächter eines Apfelgartens! Wie die Bäume wird er im Frühling weiß getüncht.Der Zahn der Zeit hat nur noch diesen Rest an einem Pass zwischen zwei Tälern übrig gelassen.Von dieser exponierten Position wacht das Kreuz über das Dorf. Obwohl es gepflegt wurde, kann man heute nicht mehr erkennen, ob es jemals beschriftet war.Auch dieses Kreuz steht an einem Ort mit weitem Ausblick und ist trotz seines Alters von über zweihundert Jahren viel besser erhalten. So können wir bewundern, wie schön auch die Rückseite gestaltet war!
Juni
Das Gras wächst hier schon sehr hoch und verbirgt fast ein Kreuz mit einer seltenen Darstellung: in der Mitte ist die Jungfrau Maria mit dem Kind eingemeißelt.
Um die beschädigten Inschriften und Verzierungen auf den alten Kreuzen zu retten, hat man die ehemaligen Reliefs farblich hervorgehoben.In neuerer Zeit hergestellte Kreuze wurden manchmal von Anfang an bemalt.Steinkreuze werden noch heute gefertigt. So wie dieses, das auf einem Hügel in einem Gebiet, das seit sehr alten Zeiten bewohnt ist, aufgestellt wurde. Die Landschaft darunter ist typisch für die verstreuten rumänischen Dörfer.
Juli
Eine einfache Ausdrucksform ist die naive Kunst. Dies hier ist eine Botschaft aus der Seele eines volkstümlichen Künstler mitten in einer Ortschaft.
August
Bei dieser guten Bewachung sind die Sonnenblumen herrlich gewachsen! Einer der häufigsten Gründe für die Errichtung eines Kreuzes: es steht an einer Kreuzung, um Vorübergehende zu beschützen und ihnen zu helfen, den richtigen Weg zu finden.
September
An einer Kreuzung stehen auch diese Kreuze. Sie sind frisch bemalt und seit kurzem haben sie ein Dach über dem Kopf, wie in einer kleinen Kapelle.Die Kreuze befinden sich oben auf einem Hügel am Rande eines Weges. Früher wurde er oft benutzt. Jetz wächst der Weg zu, weil man lieber unten um den Hügel herum geht. Das älteste Kreuz in diesem Beitrag hat die Königin Doamna Neaga, Frau des Herrschers der Walachei, um 1590 errichten lassen. Es befindet sich immer noch an demselben Platz, an einem Pass auf dem kürzesten Weg zwischen ihren Ländereien. Heute ist der Weg verlassen.
Oktober
Ein weiteres sehr altes Kreuz, das jetzt aber an einen sicheren Ort im Dorf gebracht wurde, wo es noch leichter verehrt werden kann.Auch wenn es an seinem Platz, hoch oben, geblieben ist, wird diesem Kreuz die gebührende Achtung gezeigt: es wird gepflegt und jemand hat ein paar Herbstchrysanthemen daneben gepflanzt.Eine einzigartige Form, sorgfältig gestaltet.Obwohl es sehr schwierig war, ein Steinkreuz mit einfachen Mitteln über eine große Entfernung an diese Stelle zu bringen, ließ man sich nicht davon abhalten. Dieses Kreuz stammt aus dem Steinbruch ganz weit hinter dem letzten Hügel.
November
Dieses Kreuz zeigt uns den Weg zu einem Weiler, der sich mitten in einem tiefen Wald befindet.Das waren einmal Kreuze, aber nichts bleibt für ewig. Doch kann man auf einem Steinfragment noch das Wort „lieb“ (rumänisch „drag“) gut erkennen.Um diese Kreuze zu erhalten und sichtbar zu machen, wurden sie von abgelegenen Orten in die Nähe eines Klosters gebracht.Seit alten Zeiten und bei jedem Wetter wacht es über die weite Ebene.
Dezember
Das ist alles, was im Kampf ums Sein über der Erde geblieben ist. Aber schauen wir uns dieses Beispiel lieber mit Vertrauen an!
Allen Lesern und den Gestaltern dieses Kalenders wünsche ich frohe Feiertage und eine hoffnungsvolle Zeit!