Es war ein Artikel von Ewalt Zweier aus dem KOMM MIT' 90, der mich erstmals neugierig auf die Marginime Sibiului machte, aber letztendlich waren mir die Berge vorerst wichtiger als die umliegenden Ortschaften. Als ich 1995 durch das Godeanu-Gebirge wanderte, wurde ich erneut mit dem Begriff der "Marginimea Sibiului" konfrontiert: Hirten aus dieser Region verbrachten hier die Sommermonate mit ihren Schafen. Sie erzählten mir, dass sie fast zwei Wochen benötigen, um mit den Schafen auf die Sommerweiden zu ziehen. Abgesehen davon, dass ich schon die Gemeinde Rășinari kannte, sollte es noch viele Jahre dauern, bis ich im Frühjahr 2010 die Marginimea Sibiului erstmalig für einige Tage besuchte. Ausgangspunkt meiner Tagesreisen war Sibiel, wo ich einer Einladung meines Freundes Adrian Stoia (Adi) folgte.
Das Gebiet der Marginimea Sibiului erstreckt sich im Süden vom gesamten Hauptkamm der Muntii Cindrel bis zu seinen nördlichen Ausläufern, an denen sich eine ganze Kette von Bergdörfern und Gemeinden befindet, die einst sehr stark von der Hirtenkultur geprägt waren. Im Osten wird die Marginimea Sibiului durch die Valea Oltului (Olt-Tal), sowie im Westen durch die Valea Sebeşului begrenzt. Folgende Dörfer und Gemeinden zählen zur Marginimea Sibiului: Jina, Poiana Sibiului, Rod, Tilisca, Gales, Saliste, Vale, Sibiel, Fantanele, Orlat, Gura Raului, Poplaca, Rasinari, Sadu, Rau Sadului, Talmacal, Boita, Lotrioara, Lazaret, Paltin.
Wir sehen eine der "troita" von Rasinari, rechts der Bildmitte die Biserica Sf. Treime, rechts davon das Hinterglasikonen-Museum. Gleich neben dem Eingang zum Kirchgelände befindet sich die Pension von Familie Oltean. Neben der "troita" (nicht im Bild) befindet sich ein Kiosk, in dem es ein großes Souvenier-Sortiment gibt. Angefangen von Hirtenhüten über folkloristische Kleider, Töpferwaren, Tücher und Decken, gibt es natürlich auch Hinterglasikonen zu kaufen, welche besonders hochwertig sind und aus dem Kloster Nicula stammen. Wenn der Kiosk geschlossen sein sollte, einfach nach einer dort angebrachten Telefonnummer schauen und anrufen.
Adriana und ihre Tochter gehören noch zu einem kleinen Künstlerkreis des Ortes, der die Hinterglasikonenmalerei betreibt. Ein großes Sortiment liegt ständig zum Kauf bereit und bei Bedarf fertigt Nicolae bis zum nächsten Tag auch einen Bilderrahmen!
Liebevoll eingerichtet ist das Traditionszimmer der Pension und wer es wünscht kann neben den ansonsten schlichter und moderner eingerichteten Zimmern auch hier zum Übernachten einkehren! Familie Nicolae betreibt diese Pension - wie viele andere Familien in Sibiel - schon seit über vierzig Jahren, was auf eine Initiative des orthodoxen Pfarrers Zosim Oancea zurückzuführen ist. Es muss glaube kaum erwähnt werden, dass es hier in der Pension natürlich einen guten Selbstgebrannten und traditionelle Speisen gibt!!!
Der uralte Ort Sibiel, in dem es heute noch ca. 200 Einwohner gibt, hatte eine bewegte Geschichte. Die Schafzucht war hier immer prägend, jedoch bestand stets ein Mangel an nutzbarer Agrarfläche, um Viehfutter und Gemüse anzubauen. Das musste entsprechend durch den Verkauf von Fleisch und Wolle auf den umliegenden Märkten kompensiert werden. Um zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen, entwickelte sich die Holzwirtschaft, sowie der Handel mit Wachs, Honig und Obst.
Von Sibiel aus gelangt man über einen Forstweg stetig leicht bergauf zur abgelegenen Klosterklause, wo Preot Cassian seit 1993 treu seinen Dienst leistet. Auch wenn es Jahre her ist, so erinnert er sich an seine wiederkehrenden Besucher erstaunlich gut!
Aus einem Infoblatt des Klosters stammt folgender Text:
Das kleine Kloster Sibiel liegt 30 km von Sibiu, beziehungsweise 5 km aufwärts vom Dorf Sibiel im Cindrel-Gebirge. Schon seit Anfang des 18. Jahrhunderts zeigt sich das Kloster sehr wichtig aus kultureller Sicht, wobei eine große Anzahl von Mönchen Handschriften übersetzten und abzuschreiben pflegten. Im Jahr 1716 lies der Ordenspriester Varlaam ein Triodion, ein Buch für Gottesdienste zur Osterfastenzeit mit 202 Seiten abschreiben.
Seit 1716 gibt es eine kleine Zelle mit den Innenseiten 7 x 3 Meter, welche heute als Kirche benutzt wird (rechts im obigen Bild). In Folge der hiesigen archäologischen Forschungen wurde unter dieser Kirche ein kreuzförmiger Altar entdeckt, der ... möglicherweise aus dem 16. Jahrhundert stammt. Noch dazu wurden Steinschnitzereien, Bruchstücke aus Kacheln aus dem 18. Jh. und Bruchstücke aus Keramik aus dem 7-10 Jh. ausgegraben.
In einem Vermerk vom 12. Mai 1786 in "Wienerischen Archiven" erzählte man, dass das Kloster Sibiel von den Truppen des Generals Bucov zerstört wurde.
Laut Erzählungen von Cecilia Gandila im Buch "Alamor - Quelle von Glaube und Liebe, Seite 39, kauften der Priester Ioan Barac, der auch Richter beim Fürstenhof war, zusammen mit den Führern Mozora und Moga im Jahr 1810 die Eichenkirche des ehemaligen von der Behörde zerstörten Klosters aus dem Sibieltal. Mit dem Geld für die Kirche wurde der Kirchturm im Dorf Sibiel gebaut. Dieser Bericht wurde auch von Petru Turcu, einem Bewohner von Sibiel (heute verstorben) bestätigt. Bis ca. 1840 hatte sich von dem Kloster noch eine massive Steinmauer erhalten.
In den Jahren 1948-1949 renovierte der Priester Traian Popovici die seit 1716 uralte einzige übrig gebliebene Mönchzelle, nachdem der Erzpriester aus Saliste, Pfarrer Ioan Isaac sie eingeweiht hatte. Dieser wurde dazu von seiner Heiligkeit Metropolit Nicolae Balan durch das Schreiben 7184/1949 beauftragt.
Nach der Restaurierung von 1949 wurden viele Glasikonen gesammelt, so dass die Ikonen, die später im Dorfmuseum umgestellt wurden, die Innen- und Aussenseiten der Kirche schmückten. 1991 gründete seine Heiligkeit, Dr. Antonie Plamadeala, Metropolit von Siebenbürgen, das kleine Kloster Sibiel mit einer Gruppe von vier Nonnen unter Leitung der Äbtissin Teodora Carstinoiu neu. Hinzu kam ein neuer Kirchbau, der im Sommer 2003 eingedeckt wurde. Der Bau der Kirche erfolgte durch die maramureser Firma SC FERATIS SRL. Der Architekt der neuen Kirche ist Herr Voiciulescu Constantin aus Sibiu.
Die Gründung des Museums erfolgte in einem kleinen Haus auf dem Kirchgelände im Jahr 1969, als Preot Zosim Oancea auf einer Sonntagspredigt die Dorfbewohner dazu aufruft, alte Hinterglasikonen für ein Museum herzugeben, um diese Kunstwerke öffentlich vielen Menschen zugänglich zu machen. Nach und nach kamen auch Hinterglasikonen aus anderen Gegenden hinzu und die Sammlung wuchs stetig. In der Zeit von 1976-1983 erfolgte der Bau des heutigen Museumsgebäudes, welches an die 700 Hinterglasikonen beherbergt. Telefon: 0269-552536
Wer Glück hat bekommt in dem nahen Souvenier-Kiosk eine deutsch-sprachige Ausgabe des Büchleins von Giovanni Ruggeri "Die Hinterglasikonen von Sibiel". Dort erfährt man viel über die unglaublich schwere und bewegende Biografie des Pfarrers Zosim Oancea und natürlich alles über die Entwicklung und Deutung der Hinterglasikonenmalerei in Transsilvanien. Wir zitieren einen kleinen Teil daraus:
"... Im 18. Jh. wurde Siebenbürgen zum großen Teil von Rumänen bewohnt, jedoch lebten in dieser Region schon seit mehreren Jahrhunderten auch andere Ethnien: Ungarn, Sachsen und Székély (...). Zunächst die ungarische Herrschaft und dann - ab 1699 - der Anschluss an das Habsburgerreich machten aus Siebenbürgen eine Region wo die rumänische Bevölkerung, wenn auch zahlenmäßig in der Mehrheit, über hunderte von Jahren unter den Bedingungen harter Untertänigkeit lebte: aufs Land abgedrängt, fast gar nicht alphabetisiert, vorwiegend als Hirten oder Landwirte arbeitend, war sie ohne jeden Zugang zu bürgerlichen (Handel, Studium, Geschäfte), geschweige denn administrativen Betätigungen. Als Leibeigene waren die Bauern nur auf religiösem Gebiet - und auch da nicht uneingeschränkt - frei: neben den Ungarn und Deutschen die katholisch oder evangelisch waren (und hauptsächlich in den Städten wohnten), lebte die rumänische Bevölkerung (wohnhaft zum größten Teil auf dem Land) verwurzelt im orthodoxen Glauben der Väter und dauerhaft unter Druck gesetzt von den Versuchen zunächst der reformierten Fürsten und dann der Habsburger, diese Gebiete jeweils zum Protestantismus oder zum Katholizismus zu bekehren. Eine der wirkungsvollsten Hilfen für die Rumänen Siebenbürgens, die orthodoxe Identität zu wahren, war speziell die Hinterglasikone. ..."
Ion ist Hirte im Ruhestand. Er wohnt in seinem kleinen traditionellen Elternhaus in einer Sackgasse am Rand des Dorfes. Aber so ganz zur Ruhe gesetzt hat sich der äußerst sympatische Hirte noch nicht. Seine Schafe ist er zwar los, aber die Hirtenflöten (von denen er drei besitzt) sind ihm geblieben. Gern präsentiert Ion Besuchern in Sibiel sein Können und auch auf dem einen und anderen Festival der Volkskunst kann man ihn erleben. Wer in Sibiel in einer der zahlreichen Pensionen einkehrt, kann problemlos die Inhaber der Pension bitten, einen Kontakt zu Ion herzustellen. Für ein kleines Entgeld kommt er in seiner historischen Tracht und präsentiert sein Spiel auf der Hirtenflöte - oder sollte man eher sagen "sein Leben"?!
Ich hatte Dank meines Freundes Adi schon einige nette Begegnungen und Unterhaltungen mit Ion und natürlich habe ich als alter "Karpatengalopper" zahlreiche gemeinsame Gesprächsthemen mit Ion, zumal er in vielen Bergregionen der rumänischen Karpaten Schafe gehütet hat. Noch vor der politischen Wende in Rumänien - so erzählte mir Ion - gab es in Sibiel an die 14000 Schafe und etwa 300 Hirten. Heute sind es nur noch 400 Schafe und zwei dienende Hirten. Vor der Revolution trieben die Hirten im Winter die Schafe bis hinüber in die Dobrudscha bei Braila und Anfang April ging es dann wieder zurück, bis man am 15. Mai in Sibiel eintraf.
In zurückliegenden Jahrhunderten war die Schafzucht zeitweise noch weitaus massiver, so findet man Aufzeichnungen aus denen hervorgeht, dass z.B. im nahen Dorf Vale es im 19. Jahrhundert bis zu 100000 Schafe gab! Die Dörfer Sibiel, Vale, Tilisca, Fantanele, Rod, Poiana Sibiului und Jina waren zu Zeiten des Sozialismus übrigens nie kollektiviert.
Auch, so berichtete mir Ion, wurden früher die Schafe nicht nur in Transsilvanien (lat. Transsylvania/ rum. Ardeal; ung. Erdély; deutsch Siebenbürgen) sondern auch bis hinüber nach Oltenien getrieben. Das Bergland hinter Sibiel eignet sich natürlich hervorragend für die Schafzucht, denn geht man südwärts, so muss man vier Gebirgszüge (Muntii Cindrel, Muntii Lotrului, Muntii Latoritei, Muntii Capatanii) überwinden, um bis an das oltenische Tiefland zu gelangen. Erst dort gibt es wieder eine größere Besiedlung. Auch die von West nach Ost verlaufenden Gebirge gehen - nur unterbrochen durch den Olt - nahtlos ineinander über. Hunderte Kilometer unendlicher Hochgebirgs-Weideflächen waren natürlich eine gute Voraussetzung für die Entwicklung und den Bestand der Schafzucht. Für die Marginimea Sibiului war natürlich auch der Absatz in der nahen "Wirtschafts-Metropole" Sibiu ein zusätzlicher Gewinn, was sich auch gut erkennen lässt an den mitunter riesigen kommunalen Gebäuden wie Schulen, Rathäuser und sonstige Verwaltungsgebäude etwa in Rasinari und Saliste. Selbst die höchst gelegenen Gemeinden der Marginimea Sibiului - Poiana Sibiului und Jina - sind recht wohlhabende Gemeinden - wie wir auf dieser Seite noch sehen werden! ...
Zur Historie der orthodoxen Kirche in Fantanele: Die Kirche wurde im Jahr 1771 aus Steinen und Ziegeln erbaut und es erfolgte die Vorbereitung für die Freskobemalung; ... 1794 besteigt der orthodoxe Bischof Gherasim Adamovici den Turm der Kirche und erteilt ihr Gottes Segen; die Arbeiten an den Fresken werden fortgesetzt; ... 1968 erfolgt eine Teilsanierung der Wandmalerei (Säuberung); ... 1978 umfassende Reparaturen am Kirchgebäude; ... 1983 Neueinweihung der Kirche durch den Weihbischof Lucian Fagarasanul; ... 1985 Einstufung als nationales Kulturdenkmal (Nr. 2851); ... 1993 erneute Reparaturarbeiten; ... 2007 Landschaftsbau und Regenentwässerung, sowie Einbau einer Zentralheizung, einer Beschallungs- und Alarmanlage. ...
Zeittafel der der Pastoren: Alexandru (1735), Ciucur (1744), Popa Oprea (1754), Dimitrie Ciucur, Ioan Proca, Toma Andrei, Toma Popovici, Ioan Barsan (1846-1859), Petru Juga (1859-1861), Alexandru Lebu (1861-1867), Ioan Hanzu s. (1868-1903), Ioan Hanzu j. (1903-1942), Traian Popovici, Simion Mogos, Nicolae Oprean (1968-1976), Nicolae Brote (1976-1987), Aurel Harsan (1988-2008), Nicolae D. ...
Öffnungszeiten der Kirche: Dienstag (Beichte) 18-20 Mittwoch (Beichte und Liturgie) 18-20 Donnerstag (Beichte und Liturgie) 08:30-11:00 Freitag (Messe) 15:30-17:00 Uhr, (Vesper) 17:00-18:00 Uhr, (Requiem) 18:00-20:00 Sonnabend (Messe) 23:30 Sonntag (Mette, Liturgie) Vormittag ab 09:00 Uhr ...
Auch in Fantanele gibt es nur noch wenige Hirten unter den 252 Einwohnern (Stand 2002). Rechts im Bild: eine der für die Marginime typischen "troita". Die Umbauung dieser alten Kreuze, von denen es hier im Ort noch 6 gibt, finden wir ganz typisch in Stein-, als auch in Holzkonstruktionen vor. Der Ort Fantanele gehört neben Sibiel zu jenen Orten der Marginimea Sibiului, deren historisches Erscheinungsbild noch weitgehend erhalten ist, wenn auch an den Ortsrändern allmählich Neubauten entstehen.
Dieses 1995 eröffnete Museum ist liebevoll hergerichtet und bietet neben dem Museum in Sibiel ebenfalls eine große Anzahl zu besichtigender Hinterglasikonen. Kontaktdaten: Popa Cornelia, Tel.: 0269-552311.
Das Kloster wurde am 1. August 1993 mit dem Segen von Metropolit Antonie Plamadeala eröffnet. In der Zeit zwischen 1999-2000 erfolgte die Innenbemalung der Kirche, welche am 21. Oktober 2001 geweiht wurde. Das von Nonnen bewirtschaftete Kloster befindet sich direkt an der Hauptverbindungsstrasse zwischen Orlat und Sacel.
Gura Raului: Das Strassendorf, ebenfalls einst von der Schafzucht bestimmt und geprägt, hat manch Geheimnis zu bieten. Hier sind wir gerade zu Besuch bei einem alten Hirten, der uns stolz seinen Hirtengürtel präsentiert. Zudem ist dieser Hirte, aus der Tradition der Familie heraus, auch auf die Herstellung pflanzlicher Tinkturen (vorrangig aus Wurzeln) und der Verwendung von Heilkräuter spezialisiert. In Gura Raului gibt es alljährlich ein Festival der Volkstrachten!
Der 3 km über dem Ort Gura Raului gelegene Staudamm wurde in der Zeit zwischen 1973-1980 errichtet und dient vorrangig der Trinkwasserversorgung von Sibiu, Gura Raului, Cristian, Selimbar, Sura Mare und Ocna Sibiului. Weitere Funktionen des Damms sind die Energieerzeugung, sowie der Rückhalt größerer Niederschlags- und Schmelzwässer. Technische Daten: Breite der Staumauer = 330 Breite der Dammkrone = 6,2 Breite der Dammbasis 72,5 Höhe der Staumauer = 73,5 Fläche des Stausees = 65,0 ha; Länge des Stausees = 3,5 km
Erstmalig erwähnt wird Rasinari im Jahr 1204 während der Herrschaft von Mircea cel Batran. Auch im Zusammenhang mit der Transhumanz findet der Ort Erwähnung. 1733 wurde in Rasinari die erste rumänische Schule eröffnet. Zahlreiche Persönlichkeiten gehen aus der starken rumänischen Gemeinde hervor, wie etwa: der Gelehrte Sava Popovicii Barcianu (1814-1879), der Arzt und Forscher Ilarie Mitrea (1842-1904), der Poet Octavian Goga (1881-1938), sowie der Philosoph Emil Cioran (1911-1996). ... Der Ort befindet sich ca. 10 km südlich von Sibiu, unmittelbar am Fuße der Muntii Cindrel auf einer Höhe von ca. 570 Meter. Heute leben hier noch ca. 5600 Einwohner und nur zaghaft entwickelt sich hier der ländliche Tourismus. Auf der sich anschließenden Verbindungsstrasse hinauf nach Paltinis gibt es auf der gesamten Strecke zahlreiche neue Pensionen, die mitunter etwas überdimensioniert erscheinen. Noch immer verkehrt übrigens die kleine Straßenbahn zwischen Sibiu und Rasinari. (Nachtrag: Inzwischen ist der Straßenbahnbetrieb leider eingestellt.)
Die Kirche der ehrwürdigen Paraschiva (auch "alte Kirche" genannt) wurde aus Naturstein und Ziegeln erbaut. Zuvor befand sich an dieser Stelle, im Zentrum von Rasinari eine alte Holzkirche, gestiftet von den muntenischen Fürsten Radu Voda Negru und Mircea Basarab, erbaut im Jahr 1383. Die heutige Kirche wurde in der Zeit zwischen 1725-1758 im byzantinischen Stil erbaut. Interessant sind noch einige gut erhaltene Außenwandmalereien.
Das ehemalige Bischofshaus beherbergt heute ein kleines orthodoxes Kirchenmuseum. Das restaurierte Gebäude stellt ein typisch traditionelles Bauernhaus dar und wurde im Jahr 1710 erbaut. Es besteht aus 3 Zimmern. Seit 1761 war es Bischofssitz und einige Jahre später Sitz der Erzpriester zu Rasinari mit Zuständigkeit für die Gemeinden Rasinari, Rau Sadului, Poplaca, Bungard, Sadu, Talmacel, Boita und Porcesti.
Das Museum befindet sich in einem Kindergarten des Ortes und beherbergt ca. 12000 Exponate. Das Museum ist außerhalb der Saison natürlich nicht immer geöffnet, wer dennoch eine Besichtigung wünscht, kann sich telefonisch bei Mioara Iacob melden: 0269-557717
Wer sich Zeit nimmt im ethnografischen Museum von Rasinari, der stösst unweigerlich auf einige Mappen mit alten Fotografien, derer es auf dieser Seite zwei zur Auswahl gibt! Hier die strammen Mannsbilder damaliger Zeit ...
... und auch die Frauen sollen ihren Platz bekommen 🙂 !!!
Der Luftkurort Paltinis (Hohe Rinne), inmitten der Marginimea Sibiului gelegen, zählt zwar nicht zu den traditionellen Dörfern, dennoch sollte das kleine orthodoxe Kloster in Paltinis hier nicht unerwähnt bleiben:
Historie (entnommen einer Schautafel des Klosters):
Beim Eingang in den Skiort Hohe Rinne (Paltinis), in dem Zibinsgebirge (Muntii Cindrel) bei ungefähr 1350 m Höhe (der älteste Kurort Rumäniens, eröffnet 1894), finden sie das kleine Kloster Hohe Rinne, welches zwischen den Jahren 1925-1927 von dem siebenbürgischen Metropoliten Dr. Nicolae Balan (1920-1955) gegründet wurde.
Die Kirche des Klosters hat als Kirchweihfest die Verklärung Jesu (Matthäus 17, 1-9). Aus Fichtenholz gebaut und mit Schindeln bedeckt, passt es harmonisch zu dem Fichtenwald welcher in den Himmel hinein wächst und ist eine spirituelle Oase für die Gläubigen, deren Weg in dieses Gebiet von atemberaubender Schönheit führt.
Nicht weit von der Kirche befindet sich das Glockenhaus mit zwei Glocken aus Bronze (1927 in der "Schieb-Kantz" Fabrik gegossen). ... 1927 wurde das Haus der Mönche gebaut, mit drei Mönchszellen und einer Küche, welches sich gegenüber der Kirche befindet. ... Der Ikonostas der Kirche wurde zwischen den Jahren 1944 1945 von dem Maler Constantin Vasilescu aus Bukarest im realistischen Stil gemalt.
Im Jahr 1975, in der Zeit des Metropoliten Nicolae Mladin, begannen die Restaurationsarbeiten an der Kirche, welche unter der Anleitung des Metropoliten Dr. Antonie Plamadeala (1982-2005) weitergeführt wurden. 1985 wurde die Kirche zum ersten Mal mit Freskas des Malers Ovidiu Preotescu bemalt.
Beginnend mit dem 6. Dezember 1987 befindet sich, neben dem Südportal der Kirche das Grab des großen rumänischen Philosophen Constantin Noica (der Gründer der "Schule der Hohen Rinne", eine kulturelle Bewegung, die sehr wichtig in der Geschichte Rumäniens war), der die letzten zwölf Jahre seines Lebens auf der Hohen Rinne verbracht hat. ...
Biserica Mare / Saliste ... Kirchweihfest (Hram) "Inaltarea Domnului" ... erbaut wurde die Kirche mit dem mächtigen Glockenturm und die am Kirchenschiff umlaufende Aussenwandmalerei im Jahr 1786.
...findet erstmalig Erwähnung im Jahr 1354 unter den Namen "Magna Villa Valachikalis". Die Stadt hat knapp 6000 Einwohner und befindet sich ca. 20 km westlich von Sibiu. Auf dem Foto zu sehen: zwei Museen in Saliste nebeneinander. Links das Muzeul Culturii Salistene, rechts Muzeul Protopopiatului ortodox din Saliste. ...
Das Museum setzt sich vorrangig mit der Kirchengeschichte seiner Region auseinander und beherbergt zahlreiche Ikonen aus dem 17.-18. Jahrhundert, sowie weitere religiöse Gebrauchs- und Kunstgüter. ...
Muzeul Culturii Salistene
Das Museum wurde im Jahr 1978 eröffnet und beschäftigt sich mit der Historie des Ortes und seiner Umgebung. Besonderes Augenmerk legt man dabei auf aus dieser Region hervorgegangene Persönlichkeiten. Es gibt viele Informationen über das sich dort entwickelte Schulwesen u.a.. Wer sich für Ursprünge von Comics oder Cartoons interessiert, der findet hier im Museum ebenfalls ein paar sehr verblüffende Werke zur Einsicht. Unter den zahlreichen fotografischen Dokumenten findet man mitunter auch dieses Foto vom französischen General Berthelot, wie er im Jahr 1919 in Saliste verweilt. In dem leider vergriffenen und nicht mehr neu aufgelegten Rumänien-Reiseführer von HACHETTE (2004) kann man über diesen General folgendes erfahren:
"Der mutige General Berthelot" (1861-1931)
1916 wurde eine große französische Militärmission nach Iasi berufen. Sie sollte die 15 rumänischen Divisionen neu organisieren, die in der Moldau festsaßen und auf den aus Bukarest flüchtenden Hof und die Regierung warteten. Der von Marschall Joffre wegen "seiner Erfahrung, seines militärischen Könnens (...), seines Freimuts und seines Optimismus" ausgewählte General Berthelot leitete das Aufgebot (1916-1918). Die rumänische Armee besiegte schließlich die österreich-ungarischen Truppen bei Marasesti (Moldau).
Als begeisterter Verfechter Großrumäniens trug der General maßgeblich zur Gründung des modernen rumänischen Staates bei. Er wurde als Landesheld gefeiert, ... und erhielt für seine Bemühungen ein 60 ha großes Landgut bei Hateg in Transsilvanien. ... Bis heute gibt es in Rumänien mehr General-Berthelot-Straßen als in Frankreich."
Das Atelier befindet sich unweit des Ortszentrums von Saliste, man frage sich einfach durch nach der Firma "A.F. Ilies Dadarlat / PALARII" Telefon: 0269-553308 oder 0745-980320. Der junge Meister folgt der Tradition eines uralten Familienbetriebes.
Das Sortiment der Hutmacherei reicht von Hirtenhüten, über Jägerhüte, bis hin zum klassischen "Dallas-Hut" 🙂 ... und ganz nebenher werden auch noch neue Hirtengürtel produziert!
Die Kirche wurde um das Jahr 1700 erbaut, die Innenmalerei stammt aus dem Jahr 1810. Auf einer Anhöhe über dem Ort Gales befindet sich ein grosses Kreuz - ein Denkmal über die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Es lohnt dort hinaufzusteigen, der Besucher wird mit Ausblicken über den gesamten Ort belohnt! In Gales gibt es auch ein ethnografisches Museum: Muzeul etnografic "Maria Costachescu" ... Öffnungszeiten: Mo-Fr. 08:00-16:00 Uhr ... Tel.: 0269-553979
Erstmalige Erwähnung des Ortes im Jahre 1488. Heute gibt es hier ca. 500 Einwohner. Im Bildhintergrund die 1712 erbaute orthodoxe Kirche.
Hinter dem Ort Rod steigt die Straße hinauf nach Poiana Sibiului noch einmal in Serpentinen steil bergan.T ...
Adi hatte mir schon im Vorfeld der Anreise gesagt, dass hier oben alles etwas anders sei als bei den tiefer gelegenen Orten. Schon der Fernblick auf den auf 900 Meter Höhe gelegenen Ort lässt erahnen, was er meint: Es ist eine gewisse "Gigantomanie", welche in der Architektur sichtbar wird. Einst wurde der Reichtum der hier lebenden Familien durch die Schafzucht erwirtschaftet, aber auch heute, nach dem rapiden Rückgang der Schafbestände seit Beitritt Rumäniens in die EU, entstehen nach wie vor große, wenn nicht noch größere Häuser als je zuvor. Die Menschen hier sind an das Wetteifern um den Wohlstand scheinbar so gewohnt, dass es sich selbst in heutiger Zeit auf die nachfolgende Generation übertragen hat. Viele der jüngeren Leute suchen sich eine Arbeit im westlichen Ausland, kehren nach einiger Zeit zurück und bauen dann von dem verdienten und ersparten Geld eben jene neuen und großen Häuser. Was derzeit die wirtschaftliche Basis der Dörfer Poiana Sibiului und Jina ausmacht, konnte ich in der kurzen Zeit meines Besuches nicht ausmachen. ...
Ähnlich pompös wie im wahren Leben möchte man es hier auch nach dem Leben haben und so ist dieser Friedhof mit seinen riesigen Grabsteinen und -kreuzen, sowie den darauf angebrachten Fotos der Verstorbenen etwas wirklich interessantes. Ich schlenderte gut eine Stunde auf dem Friedhof umher, immer auf der Suche nach neuen fotografischen Schnappschüssen!
Eine erste Erwähnung des Ortes findet sich aus dem Jahr 1537. Heute leben hier noch ca. 2800 Einwohner. ...
Blick gen Süd! Anfahrt nach Jina auf ca. 1000 Meter über malerische Hochweideflächen des Cindrel-Gebirges ... Eine Großteil der Hochflächen des 900 km² umfassenden Gebirges besteht aus Weideflächen.
Blick gen Nord: Als ich mit Hans im Herbst diesen Jahres über den Hauptkamm des Cindrel-Gebirges von Cabana Oasa bis hinüber nach Paltinis wanderte, stießen wir auf dieses Holzkreuz. Es befindet sich auf ca. 2000 Meter über Gropata bei Munte Serbota. Hans steht zum Größenvergleich davor. Am Kreuz finden wir auf einer kleinen Tafel folgende Inschrift: "Den Reisenden erinnernd, an Gott zu beten. Dieses Kreuz wurde im Jahr 1986 errichtet, von Nicholas Dogariu aus Jina. (Hirte)" So werden wir auch hier an die Bewohner der Marginimea Sibuilui erinnert!
Auch hier, in der höchst gelegenen Gemeinde der Marginimea Sibiului, strotzen die teils riesigen Neubauten der Einheimischen gen Himmel. Auffällig in Jina, sowie in Poiana Sibiului ist eine Volksgruppe, die denen der Roma sehr ähnlich sieht. Adi erzählte mir, dass sie aber ethnisch einer anderen Gruppe zugehörig sind. Auch hier fehlte mir leider die Zeit, um tiefer gehende Recherchen durchführen zu können.
Jina, 1396 erstmals urkundlich erwähnt, zählte ab 1541 zum Verwaltungskreis Sibiu. In der Zeit zwischen 1764-1765 waren hier auch Grenzregimenter angesiedelt, die einen großen Wandel der Gemeinde mit sich zogen.
Erbaut wurde die alte Kirche von Jina 1795. Die Innenbemalung der Kirche stammt von dem Maler Vasile Muntean und wurde im Jahr 1801 vollendet. Ob die Außenbemalung der Kirche ebenfalls aus jener Zeit stammt, ist nicht vollständig klar. 1988-1989 erfolgten erste Restaurierungsarbeiten an der teils stark geschwärzten Innenbemalung der Kirche. 2010 fanden erneut umfassende Restaurierungen an der Innenbemalung mit neuen Techniken statt. ... Diese kleine Kirche ist natürlich nicht die einzige von Jina. Seit einige Jahren strotzt etwas tiefer gelegen ein riesiger Kirchbau empor, sicher auch um einer angewachsenen Gemeinde gerecht zu werden. ...
Wunderschöne Motive gibt es auch auf den Außenwänden der alten Kirche. Das Motiv mit den dafür klassischen rot-Tönen, zeigt den Wagen des heiligen Elija und die von einem Engel geführten Pferde. ...
Nun kommen wir aber zum aufregendsten Anlaufpunkt, den Jina zu bieten hat, nämlich das 2007 privat eröffnete ethnografisches Privatmuseum! Drei Räume und ein Vorflur mussten 2010 dazu herhalten, die gesammelten Exponate zu beherbergen. Gäbe es im Guinness-Buch der Rekorde die Sparte für vollgestopfte Zimmer, dann wäre dieses Museum ein Anwärter auf den ersten Platz! Im Jahr 2010 war Familie Morariu gerade damit beschäftigt, auf dem Hinterhof einen neuen Anbau zu errichten, um das Museum zu erweitern. Ion und Ileana Morariu sind schon in einem gediegenen Alter und so erstaunt es einen um so mehr, dass sie noch soviel Energie in ihr Lebenswerk stecken. Derzeit beherbergt die Sammlung etwa 2800 Exponate.
Auch Übernachtung sind möglich! Wer es wünscht, der kann hier auch ein bescheidenes Quartier beziehen und ganz insgeheim für alle Adventskalenderleser: Ich habe mich schon sehr gegrämt, dass wir am Abend wieder nach Sibiel herunter mussten, ohne dabei Adis Gastfreundschaft in Frage zu stellen. 🙂
Für alle Sibiu-Umlandtouristen an dieser Stelle die Kontaktdaten des Muzeul Pastoral:
Familia Morariu (Ioan & Ileana), Comuna Jina, Str. Salcamului, Nr. 428 - Abzweig der kleinen Nebenstrasse direkt bei der alten Kirche!
Eine letzte Aussicht über Jina auf die Muntii Cindrel und Muntii Sureanu. Als ich im Frühjahr 2010 hier die Marginimea Sibiului verlassen wollte, war der unbefestigte Fahrweg hinunter in die Valea Sebesului gerade im Umbau. Der Weg wurde an den Berghängen erweitert und neu planiert, die Kurven weit ausgebaut. Als ich mit Hans im Herbst diesen Jahres in der Cabana Oasa übernachtete, erkundigte ich mich beiläufig bei den Einheimischen, wie weit der Fahrweg inzwischen ausgebaut sei. Jetzt gäbe es dort eine neu asphaltierte Strasse bis hinauf nach Jina. Was will man mehr!
Diese Strassenverbindung ist übrigens für Radfahrer ein super Tipp: So kann man von Oltenien aus über die Transalpina (Rumäniens höchster Paßstraße) - Obarsia Lotrului - Pasul Tartarau - Lacul Oasa - ... bis hinauf nach Jina gelangen ... und weiter über die kleinen Bergdörfer der Marginimea Sibiului direkt bis nach Sibiu. Abwechslungsreicher geht es kaum und man ist stets abseits der viel befahrenen Nationalstraßen des Landes!