Rumänien im späten Herbst zu bereisen hat einige Nachteile. Es ist, wenn man Pech hat, ziemlich kalt und die Tage sind kurz und trüb. Aber es gibt gerade im Oktober und November auch viel zu entdecken. Es ist die Zeit des Tuicabrennens, des Pilzesammelns und konservieren und besonders des Weißkrauts. Egal ob in der Stadt oder auf dem Land, jede Familie ist bestrebt, sich einen reichen Wintervorrat an Kohl zu beschaffen. Deshalb sind die aktuellen Kohlpreise ein wichtiges Thema, über das sich bei jeder Gelegenheit ausgetauscht wird. Scheinen die Preise günstig, dh. sie liegen bei ca 20 Cent pro Kilo, wird zugeschlagen und es werden grosse Mengen Kraut auf einem der vielen provisorischen Märkte oder direkt vom Bauern gekauft.
Hier kurz vor Maglavit an der bulgarischen Grenze - gibt es den besten Kohl direkt vom Pferdewagen. Und wer keinen Pferdewagen hat, muß halt aus dem Auto heraus verkaufen.
Man muss wissen, dass das rumänische Kraut viel leckerer als das deutsche ist. Das ist keine verklärte Rumänienschwärmerei, sondern eine Tatsache, die jeder prüfen kann, der sich in Rumänien einen Krautsalat bestellt oder einfach mal ein Blatt direkt vom Kopf probiert.
Auch im Kloster Crasna am Fusse der Transalpina platzte ich mitten in die Kohlsaison. Alles steht bereit.... nun aber ran an das Kraut.
Die Mönche und Köchinnen versammelten sich um den Kohl um ihn zu putzen und die Strünke etwas einzuschneiden, damit das Einsalzen gut gelingt. Nur die Personen sind von der Putzarbeit befreit, die Dienst in der Kirche haben.
Schnell bin ich angelernt und die Messer, die Kohlblätter und auch die Kohlköpfe fliegen durch die Luft.
Der grösste Teil des Krauts wird eingesalzen, damit es im Winter für Suppe oder Sarmale verwendet werden kann. Ein Sarmalerezept - allerdings mit schnöde gekauftem Kraut - findet Ihr HIER.
Damit das Eingelegte gut schmeckt und eine schöne Farbe bekommt, wird der Weißkohl gemeinsam mit Meerettich, Roten Rüben, weißen und gelben Möhren und diversen Kräutern eingelegt. Aber - zu meiner Verwunderung - ohne Zwiebeln.
Die Köchin Rodica und der Priester Antonio sind die Stapelmeister. Pro Wassereimer (8 Liter) geben sie nicht abgewogene 300 g Salz hinzu.
Das Kraut dominiert den Speiseplan in den nächsten Wochen.
Alles was nicht in die Fässer passt wird zu Krautsuppe, Krautsalat und natürlich Schmorkraut verarbeitet oder bleibt in Zeitungspapier eingewickelt für einige Woche noch fast frisch im Klosterkeller.
Das zusätzlich zum Kohl eingelegte Gemüse ist nach 3 Wochen im Salzwasser schon sehr lecker und obwohl als Vorrat für den Winter vorgesehen, fast aufgegessen.
Nun bin ich so ein grosser Krautfan geworden, dass ich an meinem letzten Urlaubstag in Rumänien mit Aurelia den Arader Markt stürme um ein paar Krautköpfe für den Wintervorrat in Deutschland zu erstehen.
Aber ich entscheide mich für die traditionelle Form und freue mich auch jetzt noch im Dezember an diesem Rumäniensouvenir.