10 Jahre draculatours


...und wie sich Rumänien in dieser Zeit verändert hat


von Detlef Unger

Liebe Leser, ich möchte euch mit auf ei­ne Rei­se in die Ver­gan­gen­heit neh­men. Im letz­ten Jahr fei­er­te un­ser klei­nes Rei­se­un­ter­neh­men 10-jäh­ri­ges Fir­men­ju­bi­läum. Al­so ge­nau ge­nom­men vor nun­mehr als 11 Jah­ren be­gan­nen wir als klei­nes Rei­se­un­ter­neh­men Wohn­mo­bil­rei­sen in das Land der Kar­pa­ten an­zu­bie­ten. Aber zu­erst möch­te ich die Fra­ge be­ant­wor­ten, wie kommt je­mand auf die Idee, Rei­sen in Ru­mä­nien an­zu­bie­ten?
Wohnmobil
Da müssen wir noch ein klei­nes Stück wei­ter zu­rück bli­cken. Bis zum Ja­nuar 2007 hat­te ich nichts - aber auch gar nichts mit Ru­mä­nien zu tun. Ver­wandt­schaft­li­che Be­zie­hun­gen gab es auch nicht. Das Land lag für mich ir­gend­wo im wil­den Os­ten. Der ein oder an­de­re im Be­kann­ten­kreis war frü­her dort ein­mal zum Wan­dern, an­de­re stu­dier­ten dort. Mein sehr gu­ter Be­kann­ter Mi­cha aus dem schö­nen Harz frag­te mich im Ja­nuar 2007, ob ich ihn nicht bei der Aus­rei­se nach Ru­mä­nien hel­fen könn­te. Ru­mä­nien ist ge­ra­de der EU bei­ge­tre­ten und so könn­ten eben auch EU-Bür­ger dort ar­bei­ten. Ob er wohl der Ein­zi­ge war, der zu die­ser Zeit in die­se Rich­tung un­ter­wegs war? Er beab­sich­tig­te am Fu­ße des Fa­ga­rasch-Ge­bir­ges, di­rekt an der Trans­fa­ga­rasch, ei­ne neue Pen­sion zu be­trei­ben. Als Wohn­mo­bi­list war ich na­tür­lich so­fort Feu­er und Flam­me. So be­glei­te­te ich ihn mit dem Wohn­mo­bil Mit­te Ja­nuar 2007 in Rich­tung Ru­mä­nien.
Lagerfeuer mit Wohnmobil
Pesnion Balea Rau
Im Sommer des Jahres 2007 er­zähl­te ich die­se Ge­schich­te bei ei­nem Club­tref­fen der Wohn­mo­bil­freun­de aus Sach­sen auf mei­nem Wohn­mo­bil­stell­platz im Harz. So­fort kam die Fra­ge: Det­lef - wenn du dort­hin Be­zie­hun­gen hast, dann kannst du doch ein­mal für uns ei­ne Tour dort­hin or­ga­ni­sie­ren. Ich sag­te zu. Wie soll­te man nun so ei­ne Rei­se nach Ru­mä­nien mit Trans­sil­va­nien und dem Dra­cu­la­schloß nen­nen? So nann­ten wir die­se Rei­se aus ei­ner Lau­ne he­raus dra­cu­la­tours. Das so aus ei­ner fi­xen Idee ein­mal ein sehr gut ge­hen­des Rei­se­un­ter­neh­men wur­de, konn­te da­mals nie­mand ah­nen.
Draculaschloss
Gern möchte ich euch, lie­be Le­ser, nun auf die­se ers­te Rei­se mit­neh­men und da­bei wer­den wir se­hen, wie sich die­ses Land und die Leu­te in dem letz­ten Jahr­zehnt ver­än­dert ha­ben.
2009 versus 2019
Beginnen wir unserer Reise ganz im Nor­den von Ru­mä­nien, in der Ma­ra­mu­resch. Dank der In­ter­net­sei­te der Ru­mä­nien­freun­de rund um Wil­li ha­be ich un­se­ren Rei­se­lei­ter Geor­ge ken­nen­ler­nen kön­nen. Was für ein gro­ßes Glück!! Aus un­se­rer Ge­schäfts­be­zie­hung ist in­zwi­schen ei­ne gro­ße Freund­schaft ge­wor­den. Geor­ge ist un­ser Rei­se­lei­ter auf dem Fröh­li­chen Fried­hof. Der Fried­hof wird im­mer grö­ßer, er ver­än­dert sich ste­tig. Doch die größ­te Ver­än­de­rung gibt es an der Kir­che.
Sapanta 2009 Sapanta 2019
Bei meinem ersten Besuch 2008 war es noch die al­te Kir­che und man war ge­ra­de da­bei, ein Ge­rüst auf­zu­stel­len. So über­rascht es mich je­des Jahr aufs Neue, wie sich ein sol­ches Bau­werk ver­än­dern kann. Der Kirch­turm wur­de ab­ge­tra­gen, die Glo­cken stan­den mit ei­nem Mal ne­ben der Kir­che und die Au­ßen­mau­ern wur­den ver­stärkt. In­zwi­schen hat die Kir­che ei­nen neu­en Kirch­turm mit ei­ner Hö­he von über 70 m, das Dach wur­de mit gla­sier­ten Zie­geln ge­deckt und die Pfei­ler wer­den Stück für Stück mit Mo­sai­ken ver­ziert.
Grabstein für den Rumänienadventskalender 2025
Nicht verändert hat sich die Mu­sik und der Schnaps in den letz­ten Jah­ren.
Musiker 2009 Musiker 2019
Noten und Tuica
Unser Reise führt uns wei­ter zur Was­ser­tal­bahn in Vi­șeu de Sus. Heu­te ist sie die Tou­ris­ten­at­trak­tion schlecht­hin. Doch 2008 sah das ganz an­ders aus! Ein Hoch­was­ser im Früh­jahr zer­stör­te fast die kom­plet­ten Gleis­an­la­gen. Der Zug stand im Bahn­hof und konn­te kei­ne 2 km weit mehr fah­ren. Un­ter den da­ma­li­gen Um­stän­den hät­te ich nie ge­glaubt, dass der Zug je­mals wie­der fah­ren wird.
Vasertalbahn 2009 Vasertalbahn 2019
Doch es wurde angepackt und so kön­nen heu­te bis zu fümf Zü­ge in der Haupt­sai­son bis zur tou­ris­ti­schen Sta­tion Pa­la­tin fah­ren. Dort wer­den dann die Tou­ris­ten auch noch ver­kös­tigt. Aus dem wil­den Bahn­hof mit Holz­ver­la­dung ist ein schö­nes Mu­seums­dorf ge­wor­den. Der Ho­tel­zug, den Bri­git­te im­mer noch be­wirt­schaf­tet, be­rei­chert das An­ge­bot. Holz­zü­ge kom­men nur noch sel­ten zum Sä­ge­werk, der Wald im Was­ser­tal ist in­zwi­schen ab­ge­holzt.
Touristen tragen die Lok
Nach der Zugfahrt geht es wei­ter in Rich­tung Bu­ko­vi­na. Der Pris­lop­pass ge­hört zu den schöns­ten Pass­stra­ßen Ru­mä­niens. Nur wur­de die Stra­ße in den letz­ten Jah­ren nicht bes­ser, son­dern im­mer schlech­ter. Doch wel­che Über­ra­schung, seit die­sem Jahr ist sie nun kom­plett sa­niert – der Traum ei­nes je­den Mo­tor­rad­fah­rers.
Motorradfahrer
Prisloppass 2009 Prisloppass 2019
Auf der anderen Seite des Pris­lop­pas­ses er­war­ten uns die le­ckers­ten ge­füll­ten Pa­pri­ka des gan­zen Lan­des. Un­ser Wirt Vla­di­mir und sei­ne Pa­pri­ka ha­ben sich nicht wirk­lich ver­än­dert!
Kochtopf
Carol 2009 Carol 2019
Über die Moldauklöstern, wel­che sich in den letz­ten 500 Jah­ren nicht wirk­lich ver­än­dert ha­ben, kom­men wir an den Ceah­lau–Stau­see. Auf der Su­che nach ei­nem Über­nach­tungs­platz in die­ser Ge­gend spitz­te ich die Oh­ren, als Wil­li wäh­rend ei­nes Vor­tra­ges am Lüt­sche­stau­see 2009 von Karl – dem Kö­nig Ca­rol aus Ceah­lau er­zähl­te. Ein Jahr spä­ter be­such­te ich Ca­rol und es ent­stand ei­ne Freund­schaft zu ihm und sei­ner Frau. Der Über­nach­tungs­platz für mei­ne Wohn­mo­bi­le war ge­fun­den. Wir konn­ten bei ihm vor­züg­lich spei­sen und sei­nen Ge­schich­ten beim Es­sen lau­schen. Ob die­se Ge­schich­ten wahr wa­ren, wer­den wir lei­der nie er­fah­ren. Viel zu früh ver­starb er. Auch sei­ne jün­ge­re Ehe­frau Mi­chae­la ist lei­der be­reits ver­stor­ben. Sein Traum­haus steht aber im­mer noch, so wie wir es aus frü­he­ren Ta­gen ken­nen. Nur ei­ne Pen­sion ist es nun nicht mehr.
Königskrone
Picknick im Freien 2009 Lagerfeuer 2019
Heidelberger Zement hat es in den letz­ten 10 Jah­ren noch nicht ge­schafft, die be­rühm­te Bi­caz­klamm weg zu bag­gern, auch wenn das Ze­ment­werk mit sei­ner gi­gan­ti­schen Ku­gel­müh­le und dem da­zu­ge­hö­ri­gen Stein­bruch sehr be­droh­lich aus­sieht. Nach­dem wir die gan­zen Sou­ve­nir­lä­den hin­ter uns ge­las­sen ha­ben, ge­lan­gen wir zum Mör­der­see. So nennt man ihn im Volks­mund, weil die ab­ge­stor­be­nen Baum­stäm­me et­was mys­ti­sches, ja mör­de­ri­sches an sich ha­ben. Dumm ist nur, das es bald kei­ne Baum­stäm­me mehr gibt, wel­che die­sem See den Na­men Mör­der­see ge­ge­ben ha­ben.
Bagger am See
Mördersee
Als nächsten Höhe­punkt möch­te ich auf un­se­rer Rei­se Si­ghi­soa­ra (Schäss­burg) er­wäh­nen. Wir sind in Trans­sil­va­nien an­ge­kom­men. Aus dem ge­plan­ten „Dra­cu­la­land“ wur­de zum Glück nichts. Die Stadt wur­de in den 10 Jah­ren sehr schön res­tau­riert. Im Jahr 2008 war die gan­ze Burg ei­ne gro­ße Bau­stel­le. Nun ist al­les fer­tig und sehr schön an­zu­se­hen. Den Stadt­wäch­ter gibt es im­mer noch – da­mals wie heu­te.
Stadtwächterutensilien
Stadtwächter 2009 Stadtwächter 2019
Mitten durch Siebenbürgen fah­ren wir nach Vis­cri (Deutsch­weiß­kirch). Nicht um den be­rühm­ten Sän­ger oder den Prin­zen aus dem Bre­xit­land zu be­su­chen, son­dern um mit et­was Glück die Burg­hü­te­rin Sa­ra Dootz an­zu­tref­fen. Mei­ne Rei­se­teil­neh­mer ha­ben sich im Vor­feld be­reits ihr Buch ge­kauft und so kön­nen sie es dort sig­nie­ren las­sen. Frau Dootz ist für mich ei­ne der be­ein­dru­ckens­ten Per­sön­lich­kei­ten Ru­mä­niens. Sie ist al­lei­ne mit ih­rer Toch­ter in die­sem Dorf zu­rück­ge­blie­ben und hat das Er­be der Sie­ben­bür­ger Sach­sen ge­hü­tet und ge­pflegt. Wer an der Ge­schich­te Sie­ben­bür­gens in­te­res­siert ist, der soll­te ihr Buch „Mit der Son­ne steh ich auf„ le­sen. Auch hier lässt sich der Tou­ris­mus nicht auf­hal­ten. Mas­sen kom­men zu die­ser Burg und in das Dorf. Dies ist je­doch au­then­tisch ge­blie­ben. Die Tou­ris­ten­strö­me ver­sucht man zu len­ken, Be­su­cher­park­plät­ze ent­ste­hen.
Stadtwächterutensilien
Sarah Dotz bei einer Führung
Dass das Draculaschloß Bran dem Vlad Te­pes alias Dra­cu­la nie ge­hör­te, ist be­kannt. Der Vlad war nun mal Fürst der Wa­la­chei und die Burg liegt in Trans­sil­va­nien, wenn auch recht dicht an der Gren­ze. Auch dort herrscht der pu­re Mas­sen­tou­ris­mus. Aber auf un­se­rem Weg dort­hin lohnt ein an­de­rer Stopp. Wir be­su­chen Fel­dio­ra/ Ma­rien­burg. Dort hat­te der Deut­sche Rit­ter­or­den sei­ne ers­te Ma­rien­burg ge­baut, be­vor man ihn ver­trie­ben hat und der Or­den die 2. Ma­rien­burg in Po­len bau­te. Die­se Burg ist wirk­lich ein loh­nen­des Ziel. In den letz­ten Jah­ren hat man sie für viel Geld sa­niert und seit 2018 kann man die Burg­an­la­ge be­sich­ti­gen.
Burg
Marienburg
Marienburg
Das Fagarasch-Gebirge ist der Ort, wo für mich al­les be­gann. Hier ha­be ich mich 2007 ver­liebt – und zwar in die ru­mä­ni­sche Kü­che. 2008 kam ich mit den ers­ten Gäs­ten an den Fuß des Fa­ga­rasch­ge­bir­ges zur Pen­sion mei­nes Freun­des Mi­chas. Al­les war für uns Neu­land.
Lagerfeuer
Pension Ausflug
Gemeinsame Ausflüge zum Ba­lea-See und über die Trans­fa­ga­rasch wur­den or­ga­ni­siert. Mich über­rasch­te, dass das deut­sche Si­cher­heits­den­ken so schnell ver­lo­ren ge­hen kann. Die Plät­ze im Bus rei­chen nicht? Kein Pro­blem. Schnell zwei Stüh­le aus dem Gast­raum in den Bus ge­stellt und los ging es. Un­se­re ru­mä­ni­schen Aben­de wa­ren le­gen­där, wenn Jon­ny mit sei­ner Band auf­ge­spielt hat. Die Pen­sion gibt es in­zwi­schen nicht mehr und Mi­cha lebt wie­der in Deutsch­land. Mit mei­nen Rei­se­grup­pen über­nach­ten wir noch im­mer dort in der Nä­he und zu un­se­rem ru­mä­ni­schen Abend spielt Jon­ny noch im­mer ei­nen Mix aus Fol­klo­re und Tanz­musik.
Musik
Caravanstellplatz
Der letzte Höhepunkt unserer Rei­se ist die Eis­höh­le im Apu­seni-Ge­bir­ge. Die Höh­le hat sich nicht ver­än­dert, die Trep­pe wur­de viel­leicht not­dürf­tig re­pa­riert. Ein TÜV-Beam­ter wür­de si­cher ei­nen Herz­schlag be­kom­men, wenn er das sieht. In­zwi­schen sagt man, das Eis wä­re nicht mehr nur 3500 Jah­re alt. Neu­es­te Er­kennt­nis­se kom­men zu dem Er­geb­nis, das es noch viel äl­ter ist.
Eishähle
alter Jeep Elektrobusse neue Straße zur Eishöhle
Das Rumänien von vor 10 Jah­ren hat sich ver­än­dert, es ist in Eu­ro­pa an­ge­kom­men. Auch wenn die Ur­sprüng­lich­keit ver­lo­ren ge­gan­gen ist und der Mas­sen­tou­ris­mus zu­nimmt, ist es für mich noch im­mer ein traum­haf­tes Land mit ei­ner ein­zig­ar­ti­gen Na­tur, le­cke­rem Es­sen und vie­len net­ten Men­schen.
Herzensmensch vor Landschaft
Allen Lesern wünsche ich ei­ne schö­ne Advents­zeit und viel­leicht tref­fen wir uns ja bei mei­ner Ge­lieb­ten! Euer Detlef
Adventskranz
Wohnmobil in Berglandschaft
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