Im Nachgang zu unserer erfolgreichen Fototour vom Herbst 1996 reifte bei uns wenige Monate später der Wunsch für eine Wiederholungstour. Da bereits zum damaligen Zeitpunkt das baldige Ende der verbliebenen Waldbahnstrecken abzusehen war, wollten wir das zeitnah tun. So entstand der Gedanke, Ende Februar / Anfang März 1997 nach Rumänien aufzubrechen. Nach einigen Reparaturen am Trabant starteten wir am 22. Februar 1997.
Unser erstes Ziel war die Waldbahn Tismana. Im dortigen Bahnhofsgelände war leider keine Maschine unter Dampf. Man reparierte ein wenig an Gleisanlagen und Fahrzeugen herum und sagte uns, dass derzeit kein Betrieb stattfindet, aber im Frühjahr wieder eine Betriebsaufnahme beabsichtigt sei. Es war unser letzter Besuch in Tismana. Zu der vorgesehenen Betriebsaufnahme ist es wohl nie mehr gekommen.
Unverrichteter Dinge ging es am nächsten Tag dann weiter zur Waldbahn Covasna. Übernachtungsmöglichkeit fanden wir bei einer älteren Dame, wo es allerdings keine Dusch- und Bademöglichkeit gab. Aber egal, es war geheizt und für das eine oder andere Schnäpschen wurde auch gesorgt. Sowohl unter- und oberhalb der bekannten Standseilbahn fand Zugverkehr statt. Als Schmankerl waren im Regelspurteil des Sägewerkes Covasna beide werkseigenen Dampflokomotiven im Einsatz. Auf dem oberen Streckenteil fuhren wir zwischen Şiclău und Comandău im Zugbegleitwagen mit. Auch wenn fotografisch kaum etwas herauskam, war es ein unvergessliches Erlebnis. Der Kanonenofen in Wagenmitte heizte wohlige Wärme ein. Und wem das nicht reichte, der durfte (oder genauer gesagt "musste") mit Schnapsrunden seinen Wärmehaushalt aufbessern. Auch der Heizer hielt sich mit Schnapskonsum nicht zurück. Da er aufgrund seiner Verfassung letztlich nicht mehr in der Lage war, mit den Holzscheiten die Feuerbüchse zu treffen, musste er gegen einen weniger alkoholisierten Kollegen ausgetauscht werden. Nachdem im Wagen laut gesungen und auf einem ausrangierten Ofenrohr Gitarre gespielt wurde, kam es noch zum spontanen Abkoppeln des Begleitwagens bei voller Fahrt. Der umsichtige (und glücklicherweise noch nüchterne Lokführer) bemerkte zum Glück diesen Blödsinn. Sonst wären wir irgendwo im verschneiten Winterwald liegengeblieben.
Weiter ging es nach Câmpu Cetății. Dort hatten wir die Möglichkeit, bei einem Lokführer zu übernachten. Prinzipiell war die dortige Waldbahn in Betrieb, aber ein Zug solle erst wieder in zwei Tagen fahren. So machten wir als Ausweichvariante ein paar Bilder von den Staatsbahnschmalspurstrecken von Târgu Mureș nach Sovata und nach Lechința. Aus heutiger Sicht muss man sagen, dass genau diese Aufnahmen von der "Maros-Tordaer Kleinbahn" die letzte Gelegenheit waren, denn noch im gleichen Jahr wurde dort zum 1. Juni der Bahnbetrieb eingestellt. Am übernächsten Tag stellte sich heraus, dass demnächst doch kein Waldbahnzug in die Berge fuhr.
Also machten wir uns auf nach Moldoviţa. Dort angkommen, mussten wir feststellen, dass ebenfalls kein Zugbetrieb stattfand. Es sollte mein letzter Besuch bei dieser Waldbahn gewesen sein. (Erfreulicherweise hat diese Strecke in Teilen als Touristenbahn den Sprung in die heutige Zeit geschafft.) Bei Moldovița hatten wir dann endlich ein Quartier mit warmer Dusche. Es war die einzige Ganzkörperreinigung in diesen zwei Wochen.
Um endlich auf Nummer sicher einen Waldbahnzug zu erleben, fuhren wir von Moldovița weiter zur Wassertalbahn. Dort konnten wir wieder bei einer Waldeisenbahnerfamilie in Valea Scradei übernachten. Wir fuhren mit dem Dampfzug mit und wurden sehr gut bewirtet. Die Gastfreundlichkeit hatte insbesondere unsere Leber stark herausgefordert.
Zu guter Letzt fuhren wir zurück nach Câmpu Cetății, um doch noch eine Zugfahrt zu erwischen. Und wir hatten Glück! Am Folgetag gab es einen Dampfzug ins Gurghiu-Gebirge. Auch hier sollte es unser letzter Besuch dieser Waldbahn gewesen sein. Im gleichen Jahr wurde der Fahrbetrieb eingestellt. 1998 wurde die Strecke der Waldbahn Câmpu Cetății abgebaut.
Diese zwei Wochen waren unsere letzte Waldbahnexkursion. Meine späteren Rumänienurlaube hatten Berg- und Wandertouren zum Inhalt, denn bis auf die Wassertalbahn waren die Waldbahnen dann verschwunden...