Ruginoasa, ein Dorf in dem Gebiet Buzău (Ținutul Buzăului)
von Dan Nedelea
In den letzten Jahren hatte ich einige Male im Rumänienadventskalender über den Karpatenbogen und das Gebiet um Buzău berichtet.
Der Name Ținutul Buzăului umfasst nicht einfach nur das Gebiet um Buzău, er betrifft ein genau festgelegtes Territorium auf der linken Seite des Flusses Buzău, das Hügel- und Bergland umfasst. In Form eines Geoparks sollen schöne Orte, Besonderheiten der Natur, in erster Linie geologischer Art sowie Traditionen, kulturelle, geschichtliche und folkloristische Werte, hervorgehoben werden. Es soll zu ihrer Erhaltung beigetragen werden und der lokalen Entwicklung und dem Tourismus soll eine Chance gegeben werden.
2007 starteten der Kreisrat Buzău und die Universität Bukarest die Initiative zur Schaffung des Geoparks Buzău. Zunächst umfasste der Bereich 16 Gemeinden, später wurden daraus 18 Gemeinden. Es handelt sich hierbei um ein vollständig ländliches Gebiet mit einer Fläche von ca. 1000 km² und mit mehr als 40.000 Einwohnern. Seit 2017 ist die Verwaltung des Geoparks in den Händen der "Asociația Ținutul Buzăului" (Vereinigung für die Region Buzău), einer gemeinnützigen und nichtstaatlichen Organisation.
Im Juni 2020 hat die Vereinigung "Asociația Ținutul Buzăului" bei der UNESCO den Titel UNESCO-Geopark beantragt. So besteht die Möglichkeit, dass das Gebiet um Buzău zu einer international anerkannten Region wird, welche von der UNESCO und vom Europäischen und Globalen Netzwerk der Geoparks gefördert wird. Das sorgt für mehr Bekanntheit, bringt aber auch eine zunehmende Verantwortung für die Erhaltung und Entwicklung der lokalen Gemeinschaft.
Im September 2021 fand ein Besuch der UNESCO-Vertreter in dem Gebiet statt. Sie waren sehr beeindruckt und so stehen die Chancen auf den Titel sehr gut. Diese positiven Nachrichten veranlassten mich, einen Adventskalenderbericht über diese Region zu schreiben.
Sucht man im Internet nach "Ținutul Buzăului", findet man viele Informationen über die bekannten touristischen Attraktionen wie die Schlammvulkane, den Salzkarst vom Meledic-Plateau, die Höhlenanlagen von Aluniș oder Nucu, den Bernstein von Colți. Es gibt jedoch im Geopark viele andere Besonderheiten und Werte, die schwerer zugänglich und nicht so bekannt sind. Solch einen Ort will ich euch vorstellen: das Dorf Ruginoasa. Ich halte es typisch für das Gebiet um Buzău. Ruginoasa gehört verwaltungstechnisch gesehen zur Gemeinde Brăești.
Aber nun seht selbst: wenn man mit viel Anstrengung Flüsse überquert und verwunschene Gipfel bestiegen hat, entdeckt man die einmalige Schönheit dieser besonderen Region um das Dorf Ruginoasa.
Hier sieht man die Lage des Dorfes Ruginoasa! Es ist von allen Seiten von hohen Bergkämmen umgeben. Nur in der Ferne am Ausgang des Tales werden die Hügel sanfter.
Es scheint wie ein Zufluchtsort, am Ende einiger verwinkelter Täler, 30 km von der Hauptstraße im Tal Valea Buzăului entfernt, linkseits des Nebenflusses Bălăneasa.
Man ist überrascht, dass man Häuser eines Dorfes unterhalb dieser felsigen Gipfel entdecken kann.
Eine wunderbare Symbiose aus Vegetation und Stein. Es scheint, als ob die Bäume aus den Felsen wachsen.
Eine Träne aus Kiefernharz. Irgendwann wird es ein wertvoller Bernstein sein.Der Berg heißt einfach: “Der Steingipfel“ (Culmea Pietrei). Er ist von weit verstreuten Häusern von Ruginoasa umgeben.
Am Fuß der höchsten und glattesten Felsenwand des Culmea Pietrei ist direkt in den Stein eine Tür gehauen! Man kann sie in der Mitte des Bildes hinter dem kahlen Baum sehen. Sie heißt “Die Tür des Steines“ (Ușa Pietrei). Es sollte eine Höhlenwohnung werden, die jedoch unvollendet blieb.
Die Felswand mit der Steintür von oben gesehen.
Auf der anderen Seite des Berges befindet sich die Höhle “Peștera de la Culmea Pietrei“ (Steingipfelhöhle). Sie ist eine ehemalige Grotte, welche als Höhlenwohnung eingerichtet wurde. Der in den Felsen gehauene Eingang ist eingestürzt. Die Inschrift im Stein in kyrillischen Buchstaben ist gut erhalten. Sie zeigt das Jahr 7022 seit der Erschaffung der Welt nach byzantinischer Zeitrechnung, was für uns das Jahr 1514 n. Chr. bedeutet. Damals herrschte Neagoe Basarab in der Walachei. Es war eine Zeit, in der sich immer mehr Mönche in die Einsiedelei zurückzogen. Vieles deutet außerdem darauf hin, dass die Grotten in dieser Region als Zufluchtsort zu Verteidigungszwecken seit Beginn des Christentums gedient haben.
In unmittelbarer Nähe am Schneeglöckchen-Gipfel (Culmea Ghiocei) ist eine weitere Höhlenanlage erhalten. Unter dem Felsen gibt es zwei Terrassen (Felsstufen), die durch Menschenhand erweitert wurden. Wahrscheinlich gab ihnen ihre Form den Namen: Kleine Felsstufen (Policiori). Auf dem Steinboden sind Spuren alter Zeichnungen und Inschriften erhalten.
Hier sieht man einen Teil der Zeichnungen. Bis heute konnten sie noch nicht gedeutet werden.
So hoch oben über dem Dorf befinden sich die Terrassenstufen. Am Rand fallen sie steil ab. Wahrscheinlich waren sie früher auch ein Beobachtungspunkt.Aber nun steigen wir ab ins Tal. Vor 15 Jahren konnte man am Dorfeingang noch die Haken sehen, an denen man damals die Pferde anband, wenn sie mit Hufeisen beschlagen wurden.
So sieht die Hauptstraße des Dorfes im Winter aus. Eine glatte Eisbahn.
Die Hauptstraße ist ungefähr einen Kilometer lang. Am Ende der Straße hat man unter den Felsen noch Platz für ein paar Häuser gefunden.
Weiter oben neben den verzweigten Wegen wurden an einem steilen Hang noch Gehöfte angesiedelt.
Ein echtes Museum des Lebens auf dem Lande.
Der Frühling kann auch unter den felsigen Gipfeln blühen. Sie sollen uns daran erinnern, wo wir uns gerade befinden.
In der Nähe finden wir eine andere Grotte mit der Bezeichnung "Das Große Haus" (Căsoaia). Sie bot Einsiedlern Schutz. Die Wildheit des Ortes zeigt uns, warum er als Zufluchtsort ausgewählt wurde.
Im Wald entdecken wir Kuriositäten, wie zum Beispiel diesen gemeinen Schwefelporling aus der Familie der Pilze. Er ist noch jung und im Wachstum.
Das ist ein Gallapfel an der Unterseite eines Eichenblattes. Er entsteht, wenn eine Wespe dort ihre Eier abgelegt hat und der Gallapfel versorgt dann die Larven mit Nahrung, bis sie ausgewachsen sind und im Frühjahr schlüpfen.
Jetzt haben wir eine umfassendere Vorstellung von Ruginoasa: ein natürlich lebendes Dorf in einem unebenen Gelände zwischen Bäumen und Felsen.
Weil es im Tal zu eng für den Bau einer Kirche war, fand sich nur oberhalb des Dorfes im Schutz des Waldes ein Platz. Sie wurde 1858 aus Holz gebaut und ist heute ein historisches Denkmal.
Nun habt ihr ein kleines Puzzleteil aus dem Gebiet Buzău kennen gelernt. Setzt es mit den anderen Teilstücken dieser Region zusammen, um den wunderbaren Reichtum des Geoparks Ținutul Buzăului zu entdecken, der es wert ist, bekannt und anerkannt zu werden.