Der Titel meines diesjährigen Beitrags zum Rumänienadventskalender sollte ursprünglich „Highlights meiner Rumänienreisen" lauten. Bei der Auswahl der Fotos wurde mir jedoch bewusst, dass meine persönlichen Highlights genau die Dinge sind, die nicht den allgemeinen Vorstellungen von dem Land entsprechen. Und so ist der obige wesentlich passendere Titel entstanden.
Denn: Viele, die das erste Mal nach Rumänien reisen, haben bestimmte Bilder im Kopf – und sind dann überrascht dass:
es statt grau und trist, bunt und heiter daherkommt
das Land außergewöhnliche Naturwunder vorzuweisen hat
die Straßen viel besser sind als ihr Ruf
auch die Städte ihren Reiz haben
entgegen aller Behauptungen die Rumänen inzwischen sehr wohl ein Umweltbewusstsein entwickelt haben
die vielen Restaurants eine gesunde und vielfältige Küche bieten
großzügig angelegte Freilichtmuseen den Besuchern früheres Dorfleben der jeweiligen Region vor Augen führen
etliche Klöster am Wochenende und zu jeder Jahreszeit einen Ansturm von Besuchern zu verzeichnen haben
es immer wieder und überall Originelles zu entdecken gibt
1. Bunt und heiter
… kommt das Land daher, gleich ob Häuser, Parks, Kirchen, Kunsthandwerk oder die Hauptstadt – sogar ein Friedhof.
HÄUSER
Anzumerken ist hier, dass man die in pastelligen Farben verputzten Häuser vorwiegend in Transsilvanien/Siebenbürgen findet und die farbigen Holzhäuser mit ihren filigranen Verzierungen in der Moldauregion.
In der Maramures hingegen sieht man eher naturbelassene Holzhäuser mit reich gedrechselten und geschnitzten Eingangstoren. In der Walachei sind die Häuser meist weiß verputzt, kombiniert mit umlaufenden Holzveranden oder säulengestützten Loggien.
Soviel zur ursprüngliche Bauweise in den verschiedenen Regionen. Die modernen, in jüngster Zeit gebauten Häuser stechen mit eher knalligen Farben hervor. Ein Zeitgeschmack.
PARKS
Vor allem Bukarest ist voll weitläufiger Grünanlagen mit schönen Blumenrabatten und verspielten Springbrunnen. Aber auch jedes kleinere Städtchen hat seine Parks mit einer für uns ungewohnten Fülle an Parkbänken.
Zudem finden sich dort oft Statuen und Büsten von Berühmtheiten – von Fürsten und Politikern bis hin zu Künstlern, Musikern und Dichtern aus alten Tagen. Oftmals sind auch zeitgenössische Skulpturen ausgestellt. Kunst im öffentlichen Raum spielt in Rumänien anscheinend eine erfreulich größere Rolle als bei uns.
So wird im Parcul Copou in Iasi der Nationaldichter Mihai Eminescu (1850 - 1889) verehrt. In dem Mosaikboden zwischen den Blumenbeeten ihm zu Füßen ist sein berühmtes Gedicht Dorinta (der Wunsch) gelegt. Hinter ihm steht die oft von ihm „besungene“ Linde, unter der es auch in seinem wirklichen Leben so manches Stelldichein gab. Eminescus Lebensgeschichte ist reichlich abenteuerlich, romantisch und skandalös und wäre einen Roman wert. Oder gibt es den längst? Bestimmt.
KIRCHEN
EIN FRIEDHOF
Sogar einen „fröhlichen“ Friedhof hat Rumänien aufzuweisen. Dieser befindet sich in der Maramures im Norden Rumäniens. Er heißt nicht etwa nur so, weil es dort so farbenfroh zugeht. Sondern weil sein „Erfinder“, der ortsansässige Künstler Stan Ioan Patras, auf den bunt bemalten Grabstelen mit unverblümten Worten über das Leben des Verstorbenen berichtet, und zwar ganz poetisch in Versform. Dabei bekam schon manch keifende Schwiegermutter ihr Fett weg. Diese Tradition lebt mit seinen Nachfolgern fort. Der stetig wachsende Friedhof ist längst zu einer Touristenattraktion geworden. Es gibt dort sogar Führungen.
Webereien, Stickereien, Töpfereien, Eierbemalung – einfach nur gucken und staunen.
BUKAREST
Auch die Hauptstadt treibt es zuweilen bunt.
2. Naturwunder
DIE SCHLAMMVULKANE VON BERCA
Damit überrascht Rumänien wohl jeden. Oder hätten Sie dort Schlammvulkane vermutet?
Die Schlammvulkane von Berca spucken statt heißer Lava kalten Schlamm. Wieso weshalb warum und noch weitere Fotos finden Sie in meinem Rumänienadventskalenderbeitrag 2019.
TROVANTI IN DER REGION BUZAU
Die Trovanti (oder auch wachsende Steine) liegen wie Mini-Ufos oder Riesenpilze mitten in der Landschaft verstreut. Die Geologen können bis heute nicht eindeutig erklären, wie sie entstanden sind. Das macht sie umso geheimnisvoller. Man steht davor, staunt und schon geht die Fantasie mit einem durch … Was versinnbildlichen die Formationen? Haben sie womöglich magische Kräfte?? Und wer hat sie dort abgeladen???
Fangen wir mit einer der beeindruckendsten Hochgebirgsstraße an – der Transfagarasan. Sie heißt so, weil sie das Fagarasangebirge (Vorgebirge der Südkarpaten) durchquert und somit das Olt-Tal in Transsilvanien mit dem Arges-Tal in der Walachei verbindet. Sie ist nur in den Sommermonaten von Juni bis Oktober geöffnet. Dann gerät sie zu einer Touristenattraktion, auf der sich Autoschlangen in Serpentinen bis auf über 2000 Meter Höhe hinauf- und hinunterwälzen.
Wir hatten das Glück, Ende April mit der Seilbahn zum Berggipfel am Lac Balea hinauffahren zu können. Aus der Gondel hatten wir einen fantastischen Blick auf die zum Teil noch zugeschneite Hochgebirgsstraße.
LANDSTRASSEN
Auf den Landstraßen ist jederzeit mit Viehwechsel zu rechnen. Ob Schafe oder Kühe, sie kreuzen schon mal den Weg, um auf die andere Weide zu kommen. So lange steht der Verkehr halt still. Tiere haben Vorrang.
DORFSTRASSEN
Gegen Abend kann man schon mal von einer ganzen Kuhherde ausgebremst werden, die im Gänsemarsch von der Weide nach Hause trottet. Den heimatlichen Stall finden die meisten von ganz allein. Auf den Fotos oben laufen sie brav am Straßenrand entlang und biegen beim richtigen Tor ab.
Dass in Rumänien Tiere Vorfahrt vor den Autos haben, macht das Land aus. Auch Pferdefuhrwerke im städtischen zweispurigen Kreisverkehr ist (noch!) keine Seltenheit.
Aber bis auf solche liebenswerten Hindernisse ist auf Rumäniens Straßen gutes Fahren. Die Bundesstraßen sind ohnehin fast alle neu.
Wer allerdings meint, offroad oder über alte Hirtenwege abkürzend unterwegs sein zu müssen, nur um ein wenig näher an sein Ausflugsziel zu gelangen … tja, der darf sich nicht wundern, im Schlamm stecken zu bleiben, sich die Stoßdämpfer zu ruinieren oder den Lack zu zerkratzen.
BAUSTELLEN
Was mich (besonders als diesbezüglich arg gebeutelte Hamburgerin) immer wieder in Rumänien beeindruckt: Passiert man am Morgen eine Baustelle, so ist sie auf der Rücktour am Abend um ein ordentliches Stück gewandert und das verrichtete Tageswerk deutlich erkennbar. Für uns, wo Baustellen erst einmal nur eingerichtet werden, um dann monatelang zu ruhen, etwas völlig Ungewohntes. Auch, dass jemand vom Straßenbauteam dafür abgestellt wird, den Verkehr zu regeln. Wir müssen oft auch an uneinsichtigen Stellen selber zusehen, wie wir gefahrlos an der Baustelle vorbeikommen.
Dasselbe gilt übrigens für Feste in Bukarests Altstadt, wenn die Straßen dort während der Festivität gesperrt sind. Pünktlich auf die Minute werden sie abgeriegelt und pünktlich zum Ende wieder aufgemacht. Dann ist auch schon der Müllwagen durch. In Hamburg hingegen riegelt man gerne mehrere Tage im Voraus schon mal ab, um den Verkehr möglichst lange zum Erliegen zu bringen. Entsprechend dauert es danach auch schon mal locker 48 Stunden, bevor die Straßen wieder geöffnet werden. Danach stehen die Absperrungen noch tagelang irgendwo an der Seite und blockieren Fußwege und Übergänge. Und dann betrachten uns die Rumänen doch tatsächlich als Organisationstalente!🙂 Unfassbar, wie sich positive wie negative Images halten. Die Realität ist längst eine andere, aber die alten Bilder im Kopf verhindern, diese wahrzunehmen. Faszinierend wie bedenklich.
STRASSENBEGRÜNUNG
Immer wieder entdecken wir hübsch angelegte Blumenrabatten entlang von Fahrbahnen. Oder wie auf dem Foto oben auch mal als Insel.
Die vielen oft mehrspurigen Kreisel im Land sind in ihrer Mitte fantasievoll bepflanzt und oft sogar mit Springbrunnen oder Skulpturen bestückt. Das alles trägt zu einem schönen Stadtbild bei.
4. Städte
Auch die Städte haben ihren Reiz. Einige bestechen durch ihre einzigartige Architektur oder Atmosphäre.
In Targu Mures zum Beispiel findet man zauberhafte Jugendstilhäuser. Man muss schon genauer hinsehen, um all die verspielten Verzierungen zu entdecken. Das Auge wird in dieser Stadt reich beschenkt.
Cluj-Napoca ist eine sehr lebendige Stadt. Erfreulich viele Buchläden, in denen junge Leute ein- und ausgehen, fielen uns ins Auge. Selbst wenn sie bloß Lehrmaterial für die Uni gekauft haben sollten, es waren immerhin echte Bücher aus Papier!
Des Weiteren ist das reiche Kulturleben hier deutlich spürbar. Das Nationaltheater ist ein Prunkstück. Natürlich darf eine Statue Eminescus davor nicht fehlen. Architektonisch hat Cluj also auch eine Menge zu bieten. Ein Blick in die Treppenhäuser lohnt sich ebenfalls.
Alba Iulia steht ganz im Zeichen der Historie. In der ehemaligen Krönungsstadt – auch Karlsburg oder Weißenburg genannt – läuft europäische Geschichte zusammen. Die sternförmig errichtete Festungsstadt mutet wie ein großes historisches Freilichtmuseum an mit seinen klassizistischen Gebäuden, die an die Römerzeit erinnern.
Auf ihre Romanisierung sind die Rumänen stolz. Das ist auch der Grund, warum in vielen Städten das Standbild der säugenden Wölfin mit Romulus und Remus zu sehen ist, die einer Legende nach Rom gegründet haben.
Selbst von den viel geschmähten Plattenbauten in den Vorstädten sind viele inzwischen schön hergerichtet. Meist befinden sich davor bepflanzte Grünanlagen mit vielen Bänken als Treffpunkt für die Nachbarschaft.
Richtig. So wie auf dem Bild oben sieht es leider noch nicht überall aus. Trotzdem gibt es positive Beispiele. Und die sollte man zur Abwechslung auch einmal zeigen.
5. Umweltbewusstsein
Entgegen der Behauptung, das Thema „Umwelt“ würde in Rumänien keine Rolle spielen, wird allerorten zur Sauberkeit aufgerufen. Auch gelbe, blaue und braune Tonnen zur Mülltrennung haben wir häufiger gesehen. Ob sie ordnungsgemäß genutzt werden ist die Frage – dieselbe allerdings auch bei uns.
Nicht nur in der freien Natur, auch in der Hauptstadt wird das Umweltbewusstsein durch originell gestaltete Schaufenster wie dieses gefördert.
Und im Cismigiu wird mit einer ganzen Verbotstafel deutlich gemacht, den Park sauber zu halten und die Pflanzenwelt zu schonen.
Bei der Ausstattung von modernen Pensionen wird jetzt vielfach schon auf Nachhaltigkeit geachtet. So wird das Mobiliar nicht einfach für wenig Geld bei Ikea gekauft, sondern bei kleinen Manufakturen aus der Region in Auftrag gegeben, um diese zu unterstützen.
So gesehen im Bike Check Inn in Bunesti. Aus altem Mobiliar wurde mit handwerklichem Geschick neues gemacht, die Betten wurden in einer regionalen Schreinerei angefertigt. Auch die übrige Einrichtung wie Teppiche und andere Wohntextilien stammen aus lokalen Manufakturen.
Ebenso verhält es sich mit den Lebensmitteln wie zum Beispiel im Conacul Grigorescu bei Buzau. Nach Möglichkeit kommt alles frisch aus eigenem oder regionalem Anbau. Auch hier ist die Einrichtung der Gästezimmer von heimischen Betrieben angefertigt worden.
Immer mehr junge Pensionsbetreiber setzen inzwischen auf Ökotourismus. Also: Es tut sich was im Lande!
6. Küche
TRADITIONELLE GERICHTE
Die Rumänen sind zwar keine Fleischverächter, aber es steht auch viel Gemüsiges auf den Speisekarten. Eine Ciorba de legume (Gemüsesuppe) kann man fast überall bekommen, zuweilen sogar an Tankstellen. Und auch Salatteller werden frisch und umfangreich serviert.
Die Vorspeisenplatten lassen selbst Vegetariern das Wasser im Mund zusammenlaufen. Den weißen Speck kann man zur Not ja weglassen.
Es müssen auch nicht immer die beliebten Mici (kleine würzige Hackwürstchen) sein. Wir essen ja auch nicht jeden Tag Frikadellen. Aber ab und zu sind sie nun mal einfach lecker.
Egal in welcher Region wir bisher in Rumänien unterwegs waren, das Essen hat uns überall gut geschmeckt.
Was mir besonders gefällt: Die Speisekarten sind nicht in Stein gemeißelt. Man darf sie gerne als „Anregung“ verstehen. Es ist nämlich gar kein Problem, Gerichte abzuwandeln oder sich etwas individuell zusammenzustellen – solange man nicht in hippen Städten wie Timisoara mit Convenient Food konfrontiert wird. Dann wird es schwierig, statt Reis Mamaliga zu bekommen. Aber solche Restaurants kann man ja meiden. „Traditional Food“ ist eigentlich immer ein guter Hinweis.
Zu den Suppen in Rumänien habe ich einen Beitrag im Rumänienadventskalender 2013 geschrieben. Hier erfahren Sie mehr über die köstlichen Ciorbe.
Jetzt lasse ich Bilder sprechen:
RESTAURANTS
Erwähnen möchte ich noch, dass das Land mit vielen großzügigen und liebevoll gestalteten Gartenrestaurants aufwartet, die menschenfreundliche Öffnungszeiten haben. Auch nach 22 Uhr findet man fast überall noch etwas zu essen. Nicht so wie bei uns, wo die Küche um 19 Uhr schließt. Das ist in Rumänien undenkbar. In Bukarest haben wir es mehrfach erlebt, dass am Wochenende ganze Familien erst nach 22 Uhr das Restaurant betreten haben. Völlig normal. Entsprechend kann man bis 12 Uhr mittags Frühstück bekommen. Auch wochentags! Sehr sympathische Öffnungszeiten für Eulen wie uns. 🙂
7. Dorfmuseen
In fast allen Regionen des Landes gibt es großflächige Freilichtmuseen, die den Besuchern frühere Dorfstrukturen und das Leben auf dem Lande vor Augen führen. Das Muzeul Satului Dimitrie Gusti in Bukarest sowie das Astra in Sibiu sind wohl die bekanntesten. Am meisten beeindruckt haben mich allerdings das Muzeul Satului in Valcea (Oltenia) und das in Golesti in der Arges Region.
Hier ein paar Impressionen:
DORFMUSEUM DIMITRIE GUSTI IN BUKAREST
Die Dorfhäuser wurden aus sämtlichen Regionen des Landes abgebaut und im Museum originalgetreu wieder aufgebaut. Eine wunderschöne Anlage direkt am Herastrau Park und gleichnamigen See gelegen mit vielen schattenspendenden Bäumen – eine Oase im sommerlichen Bukarest. Im Wirtshaus (Hanul la Bariera) kann man sich mit traditionellen Gerichten stärken.
DORFMUSEUM ASTRA IN SIBIU/HERMANSTADT
Dieses Dorfmuseum besticht durch seine Weitläufigkeit auf einem 96 ha großen waldigem Gelände mit See. Auch hier sind aus allen Teilen des Landes abgebaute Bauernhäuser wieder original aufgebaut worden. Sägemühlen und Schmiedewerkstätten vervollständigen die Exponate ebenso wie verschiedene Gerätschaften für Viehzucht und Ackerbau inklusive einer Lokomobile.
DORFMUSEUM IN VALCEA
Für mich das schönste Dorfmuseum, weil es sich ganz natürlich in die Landschaft einfügt, als gehörte es dorthin. Es fehlten nur die Menschen, die darin wohnen. Eine Idylle, die zum Verweilen einlädt. Auf dem weitläufigen Gelände werden daher auch gerne Familienfeiern abgehalten. Eine Dorfschule präsentiert das Schulleben zu damaligen Zeiten.
8. Klosterleben
Die vielen Klöster in Rumänien sind alles andere als weltabgeschiedene Orte, wo eine Handvoll Nonnen oder Mönche fleißig ihrer Bet-Arbeit nachgehen. Die gibt es natürlich auch, sogar Höhlenklöster mit Eremiten. Aber etliche Klöster verzeichnen am Wochenende und zu jeder Jahreszeit regen Zulauf. Dabei handelt es sich keineswegs nur um Touristen. Ganze Familien pilgern an Sonntagen zu den Klöstern und halten sie lebendig.
Die Vorstellungen, die wir hierzulande von Nonnen oder Mönchen haben, können wir getrost über Bord werfen. Die rumänischen Glaubensbrüder und -schwestern sind alles andere als weltfremd. Sie wissen sehr genau, wie es außerhalb der schützenden Mauern zugeht. So mancher hat sich genau aus diesem Grunde für ein Leben im Dienste Gottes entschieden.
MOLDAUKLOSTER MOLDOVITA
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir – wie wahrscheinlich jedem Touristen, der die Moldauklöster besucht hat – Schwester Tatiana vom Kloster Moldovita. Versiert und nicht aus der Ruhe zu bringen führt sie eine Touristengruppe nach der anderen durch das berühmte Kloster, wechselt ganz nebenbei mit einer Hand die Batterien ihres Laserpointers und fährt gelassen fort die Ikonen – nicht Fresken! – an der Südfassade des Klosters zu erklären. Dabei weist sie nachdrücklich auf die Jesusfigur im „volksrumänischen“ Hemd hin (siehe Bild 3). Die Belagerung Konstantinopels gerät bei ihr zur Befreiung der bedeutsamen Stadt – den Grund dafür habe ich vergessen, aber das Bild hat sich eingeprägt, ich könnte es auswendig aufmalen. „Können Sie …? können Sie …?“ schallt mir ihre Stimme immer noch im Ohr. Das anschließende Verb „sehen“ lässt sie weg. Keine Zeit dafür. Die nächste Gruppe wartet schon. Eine sehr resolute und moderne Ordensschwester, die weiß, wo’s langgeht.
KLOSTER NEAMT
Des Weiteren muss ich Bruder Antonius vom Kloster in Neamt erwähnen. Dieser viel gereiste und viel belesene Mönch hat in Deutschland studiert. In seinem Bücherschrank stehen die weltlichen Bände von Karl May. Seinem Charisma entgeht so schnell keiner. Hatte er es damals doch tatsächlich fast geschafft, eine Mitreisende zum orthodoxen Glauben zu bekehren. Seine Argumente, mit welchen er die Vorzüge des orthodoxen Glaubens gegenüber dem katholischen – geschweige denn dem protestantischen – anführt, sind unschlagbar. Darüber hinaus betreibt er einen großen Klosterbuchladen und kommt sichtlich gerne mit Besuchern ins Gespräch. Vielleicht kann er ja dabei den einen oder anderen auf den Weg des (für ihn) rechten Glaubens führen.
KLOSTER AGAPIA
In fast allen Klöstern werden kunsthandwerkliche Produkte zum Verkauf angeboten. Besonders beeindruckt haben mich die Weberei und Strickerei im Kloster Agapia. Wunderschöne Teppiche in leuchtenden Farbmustern entstehen hier sowie Strickwaren aller Art.
Weiter oberhalb in den Bergen befindet sich das alte Kloster Agapia. Ganz aus verwittertem Holz fügt es sich in die ursprüngliche Bergwelt ein. Es ist nicht zu vergleichen mit der geräumigen Pracht des unteren Klosters.
BRANCOVEANU-KLÖSTER
Die absoluten Perlen unter den Klöstern sind für mich jedoch die beiden Brancoveanu-Klöster in Horezu und in Sambata de Sus. Darüber habe ich im Rumänienadventskalender 2021 ausführlicher geschrieben.
Sie sind wegen ihrer kunstvollen Architektur eine Augenweide. An jeder Ecke und Kante gibt es etwas zu entdecken. Zudem sind sie in einer zauberhaften Landschaft eingebettet.
Insgesamt ist das Klosterwesen in Rumänien so prächtig und abwechslungsreich wie ich es niemals vermutet hätte. Jedes birgt seine ganz eigene Atmosphäre. Es wären hier noch viel mehr Klöster aufzuführen, die einen Besuch wert sind, wie zum Beispiel Kloster Varatec, Barsana, Sinaia und und und.
9. Originelles
In Rumänien gibt es immer etwas zu entdecken: witzige, originelle und manchmal auch bizarre Dinge.
Damit schließe ich meinen Beitrag, den ich noch um einige Themen mehr ergänzen könnte.
Hinweisen möchte ich an dieser Stelle noch auf meine Schatzkiste.
Zwar befindet sich diese Website, die ich parallel zu meiner Autorenhomepage betreibe, noch im Aufbau, aber es gibt dort schon einiges auf der Seite Schauplatz Rumänien zu entdecken.
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