Im vergangenen Rumänienadventskalender berichtete ich von der Eisenbahn-Fototour (Tauschgeschäfte im Jiutal) im Spätsommer 2021, aber das war ja nur Teil 1 unserer Fotosafari.
Wie ich dort schon erwähnte, war unser nächstes Ziel die Industriebahn Fieni. Nachdem die letzten Bilder im Jiutal im Kasten waren, fuhren wir in östliche Richtung und kreuzten in Ramnicu Valcea den Fluss Olt. Doch zuvor musste natürlich noch ein Fotohalt bei der über 40 Kilometer langen Industriebahn Govora südlich von Ramnicu Valcea eingelegt werden. Das hier ansässige Sodawerk stellte im September 2019 den Betrieb ein, so dass auch der Bahnbetrieb zum Erliegen kam. Da man auf die baldige Wiederinbetriebnahme des Sodawerkes hofft, wird diese schmalspurige Industriebahn weiterhin betriebsbereit gehalten.
Auch hier, in Ermangelung aktueller Bilder, noch ein paar Streckenaufnahmen aus dem Jahr 2013.
Da es in Govora zu keinem längeren Aufenthalt kam, konnten wir unsere Fahrt über Pitesti und Targoviste zügig bis Fieni weiter durchziehen. Eine kleine, auch landschaftlich sehr reizvolle Pension wurde in Pietrosita auch gleich gefunden.
Da wir die einzigen Gäste waren und auch gleich zwei Nächte hier blieben, genossen wir freien Zugang zum Getränkelager (Kasse des Vertrauens). Obwohl ich schon zweimal hier vor Ort war und der Verkehr 24 Stunden am Tag rollt, auch am Wochenende, hatten wir die kommenden zwei Tage genügend Zeit neue Fotomotive zu suchen.
Während des Wartens auf den Zug wollte die Jugendbolzmannschaft von Pietrosita unbedingt von uns bildlich dokumentiert werden. In dem Zusammenhang wurden wir endlich auch die sich im Auto angesammelten Malzvorräte los. In der Gaststätte „Zum Hubert“ in der Nähe von Moldava im tschechischen Osterzgebirge bekommt man immer mit der Rechnung eine Handvoll Bonbons geschenkt. Die Fußballer waren begeistert.
Oftmals gab es auch noch andere Streckenbeobachter.
Von hier aus ging unsere Tour weiter nach Norden, in Richtung Brasov. Neben den bekannten Denkmallokomotiven in Sinaia und Busteni fanden wir auch noch einige schöne Fotomotive.
Wie im Beitrag vom vergangenen Jahr schon erwähnt, war mein Ziel, auch diverse Passüberquerungen zu dokumentieren. Doch auf der Suche nach dem Predealpass musste dieses Vorhaben aus wegetechnischen Gründen aufgegeben werden. Der Schotterweg ging in eine Schlammpiste über, für den Opel Astra unpassierbar. Auch unser Besuch im Lokdepot Brasov war nicht ganz von Erfolg gekrönt. Nachdem uns der Pförtner anstandslos Einlass gewährte, suchten wir schnurstracks die hier stehende Denkmalslok auf. Aber dieser Weg war umsonst, denn der Denkmalssockel war leer. Die viele Jahre hier aufgestellte Denkmalslok wurde kurz zuvor zur Eisenbahnschule nach Iasi abgegeben.
Unsere Fahrt führte uns anschließend weiter nach Sovata, dem östlichsten Endpunkt des Schmalspurnetzes von Targu Mures. Die im Touristenverkehr hier eingesetzte Dampflok hatte mittlerweile Zuwachs bekommen. Die Schwesterlok wurde vom Denkmalssockel aus Zlatna hierher verbracht und wartet seitdem auf ihre Aufarbeitung.
Obwohl wir einen straffen Zeitplan hatten, suchten wir das Lokdepot des ehemaligen Schmalspurnetzes von Targu Mures noch auf, da es auch auf unserer Fahrtroute lag. Bei meinem letzten Besuch hier vor Ort im Jahr 2011 standen die letzten Fahrzeuge im Lokschuppenbereich abgestellt. Damals war es nicht einfach die Fahrzeuge zu fotografieren. Ein Kollege mit einem ganz schön giftigen Wachhund wollte mich partout nicht reinlassen. Also Plan B, heimlich von der Straßenseite her diesen Bereich betreten und alles schnell fotografieren. Als Alibi hatte ich den Autoatlas mitgenommen, damit ich ihn gegebenenfalls etwas fragen kann. Es kam wie es kommen musste, der Hund wurde auf mich aufmerksam und der Lokschlosser selbstverständlich auch. Dieser spielte natürlich ganz schön verrückt, aber mein Plan mit dem Autoatlas funktionierte. Natürlich hatte ich alle Bilder schon vorher im Kasten.
Doch zurück zum Jahr 2021. Das Depotgelände wurde an ein Busunternehmen abgegeben und alle Schienenfahrzeuge standen über zwei Gleise verteilt hinter einem hohen Zaun auf einem Betriebsgelände. Von den beiden vorhandenen Dampflokomotiven 764 155 und 764 205 ist letztere mittlerweile fahrfähig aufgearbeitet wurden. Als wir den Eingang gefunden hatten, war das Tor offen, aber niemand zu sehen. Also, immer nach der alten Devise „Wer viel fragt, der geht viel irre“ betraten wir das Gelände und schossen unsere Bilder. Als fast alles erledigt war, rief uns aus der Entfernung ein Arbeiter. Aber dieses Mal sollte es anders sein, als im Jahr 2011. Wir wurden freundlich aufgefordert alles zu fotografieren. Zum Schluss der Führung bekamen wir noch eine, aus einem Schrotthaufen neu aufgebaute Normalspur-Draisine zu sehen.
Auch die am Normalspurdepot aufgestellte Denkmalslok 764 206 konnten wir noch ablichten. Vor geraumer Zeit wurde die Lok nach Viseu de Sus abgegeben und dort auf dem Besucherparkplatz aufgestellt.
Da unser Tagesziel irgendwo im Raum Ilva Mica sein sollte, tangierten wir auf der Fahrt nach Bistrita die Nordstrecke des Targu Mures Schmalspurnetzes. Im Bahnhof Teaca wurde die Lok 764 053 und einige Wagen sehr fotogen aufgestellt.
Am späten Nachmittag erreichten wir unser Zielgebiet und bei bestem Abendlicht glückten auch noch einige Streckenaufnahmen zwischen Nâsâud und Ilva Mica an der Westrampe über das Rodnagebirge.
Voller Erwartung begann am nächsten Morgen die Suche nach Fotomotiven auf der Ostseite der Karpatenüberquerung zwischen Nâsâud und Suceava. Ein geeignetes erstes Motiv war in der Nähe des Passes in Tesna schnell gefunden. Also wieder warten bis ein altes Stück Eisen ins Bild fährt. Aber irgendwas war sehr komisch, keiner der angekündigten Personenzüge kam gefahren. Von Güterzügen gar keine Rede. Was macht der Eisenbahnfotograf in dieser Ruhephase? Er fotografiert eben nur Landschaft.
Nach zwei Stunden wurde das Experiment abgebrochen. Es sei gesagt, mein Herr Sohn hatte schon nach einer halben Stunde die Schnauze voll. Also Aufbruch in Richtung Osten, natürlich die Strecke immer im Auge. Am Bahnhof von Vatra Dornei war dann erst mal Zwischenstopp. Auf den Gleisen standen viele Wagen mit Schotter und auch diverse Gleisbautechnik war hier abgestellt. Am Bahnhofgebäude hingen mehrere Zettel, aus denen hervorging, dass ab dem heutigen Tag die Strecke wegen Gleisbauarbeiten gesperrt ist. Folgerichtig fuhren wir weiter zum nächsten Termin bei der Wassertalbahn.
Für den kommenden Tag hatte Georg Hocevar uns eine Mitfahrt im Produktionszug organisiert. Da an dieser Stelle schon mehrmals darüber berichtet wurde, erspare ich mir hier lange Ausführungen.
Nachdem uns Lokführer Vasile Barzan von der gleichnamigen Pension nebenan freudig begrüßt hatte, ging das große Rangiergeschäft los. Um an die Personenwagen zu kommen, musste erst einmal der Tender der neuen Denkmalslok 764 050, die wir ja eine Woche zuvor in Salonta fotografiert hatten, weggefahren werden. Als alles erledigt war, konnte die Fahrt um 7:30 Uhr losgehen. Sie sollte ohne Zwischenfälle im ca. 40 Kilometer entfernten Valea Babei enden. An einigen Unterwegsstationen wurden leere Drehschemelwagen stehen gelassen bzw. auch schon beladen. Vor den zwei Tunneln bei Botizu musste der Zug anhalten, damit der neue Holzlader abgeladen werden konnte. Er ist höher als der alte rumänische. Hinter den Tunneln fuhr er wieder auf den Flachwagen und weiter ging die Fahrt.
Das Resümee nach der abendlichen Ankunft in Viseu de Sus, nach 80 Kilometern Zugfahrt und sitzen auf der Holzbank, da tut einem der Arsch schon ganz schön weh. Aber wer das nicht abkann, muss eben den Touristenzug nehmen.
Am nächsten, den letzten kompletten Tag in Rumänien, widmeten wir uns der Eisenbahnstrecke von Viseu de Jos nach Sighetu Marmatiei. Den Streckenabschnitt von Salva bis Viseu de Jos, mit seinen vielen Brücken, hatte ich schon mehrmals bereist. Aber den Abschnitt in Richtung Theiss, also zur ukrainischen Grenze, kannte ich kaum. Wir hatten großes Glück, die Lok am Zug in Viseu de Jos hatte eine sehr attraktive Farbgebung. Die Zugverfolgung in Richtung Sighet konnte beginnen.
In Valea Viseulei, unmittelbar an der ukrainischen Grenze gelegen, muss die Lok an das andere Zugende umsetzen, um weiter bis zum Endbahnhof der Normalspurstrecke in Sighet zu fahren. Auf diesem Streckenabschnitt gibt es aber noch ein Eisenbahnkuriosum. Die aus nördlicher Richtung kommende ukrainische Breitspurstrecke überquert in Valea Viseulei den Theiss und führt als 4-Schienengleis (Normal- und Breitspur) über rumänisches Territorium bis Sighet. Wenige Kilometer weiter östlich von Sighet führt die Breitspurstrecke wieder in die Ukraine.
Laut Autoatlas bzw. Autonavi führt ein Weg durch das Theisstal, der sich aber als nicht passierbar erwies. Ich muss sagen, bei dem gefundenen Motiv war mir nicht ganz wohl. Schließlich ist es ja die EU-Außengrenze, also der Hang gegenüber ist ukrainisches Gebiet. Nach längerem Warten, die Schatten hatten fast schon die Talsohle erreicht, kam endlich der Zug. Aber leider wurde in Sighet die Lok gewechselt.
Auf der Rückfahrt nach Viseu de Jos fanden wir auch noch einige gute Fotomotive.
Am nächsten, unserem Heimreisetag, steuerte ich nur noch zwei Ziele an, die beide an der Route lagen. Das erste war ein Kurzbesuch vom Bahnhof Sighetu Marmatiei.
Und abschließend noch ein Abstecher zur ehemaligen Pioniereisenbahn von Satu Mare, wo sich auch ein Zug des abgebauten Schmalspurnetzes von Satu Mare befindet.
Ab hier ging es nur noch zügig zum einstündigen Grenzaufenthalt in praller Sonne nach Ungarn und nach Hause.